Film: 1971 veröffentlichte Ottfried Preußler, bekannt für Kinderbücher wie "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst" und natürlich dem "Räuber Hotzenplotz", den überraschend düsteren Jugendroman "Krabat", der auf einer alten wendischen Volkssage basierte. Millionenfach verkauft, mehrfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt, gehört "Krabat" bis heute zu einem der bedeutendsten Werke der jüngeren deutschen Jugendliteratur. Nachdem der Stoff bereits vor etwa zwanzig Jahren in einer tschechischen Trikfilmadaption liebevoll verarbeitet worden ist, hat sich jetzt "Sommersturm"-Regisseur Marco Kreuzpaintner des Stoffs angenommen.
Die Geschichte spielt inmitten des Dreißigjährigen Krieges. Der 14jährige Krabat (David Kross) hat seine Mutter an die Pest verloren und zieht mit zwei Freunden bettelnd durchs Land. Eines Nachts ruft ihn eine innere Stimme zu einer geheimnisvollen Mühle im Koselbruch. Dort wird er bereits von dem Müllermeister erwartet, der ihm anbietet, ihn als Lehrling aufzunehmen. Die Aussicht auf ein Bett und warme Mahlzeiten sind zu verführerisch, als dass Krabat lange überlegen müsste. Doch schon bald lernt der Junge, dass es sich hier nicht um eine normale Mühle, sondern um eine Zauberschule handelt, in der die Gesellen in der schwarzen Magie ausgebildet werden.
Was sich im ersten Jahr noch als absolut faszinierend erweist, stellt sich bald als eine gefährliche Bürde heraus. Denn einmal als Zauberschüler aufgenommen, gibt es kein Entkommen mehr von der schwarzen Mühle. Wer sich gegen den Meister auflehnt, findet den sicheren Tod. Als sich Krabat bei einem seiner Ausflüge in das Bauernmädchen Kantorka (Paula Kalenberg) verliebt, ist ihm klar, dass es nur einen Weg gibt, diese Liebe ausleben zu können: er muss sich dem Meister stellen…
Visuell ist Kreuzpaintners Version von "Krabat" durchaus gelungen. Die Mühle ist fantastisch umgesetzt, verbreitet exakt die bedrohlich düstere Atmosphäre, die Preußler in seinem Buch hat entstehen lassen. Die Besetzung ist gut ausgewählt, wobei besonders Christian Redl als der Meister nahezu als Idealbesetzung bezeichnet werden kann. Aber auch der aus "Knallhart" bekannte David Kross, Daniel Brühl und Paula Kalenberg können in ihren Rollen durchaus überzeugen.
Doch selbst wenn Preußler die Verfilmung seines Romans als äußerst gelungen bezeichnet, sollte von einem direkten Vergleich zwischen Buch und Film Abstand genommen werden. Denn bei einem solchen Vergleich schneidet der Film eher enttäuschend ab. So wurde für die Kinovariante ein ganzes Jahr aus der Geschichte gestrichen, was dem Final enorm viel Kraft raubt. Der Konflikt zwischen Krabat und dem Meister, die Angst, dass dieser seine Liebe zu Kantorka entdeckt, die ständige Bedrohung durch die Tatsache, dass in jedem Jahr ein Geselle den Tod findet – all das wirkt durch die Tilgung eines ganzen Jahres weit weniger intensiv, als das in der Buchvorlage der Fall ist.
Es liegt natürlich nahe, die Geschichte eines jungen Zauberlehrlings mit den Erfolgsgeschichten um "Harry Potter" zu vergleichen. Und zwei Szenen des Films legen den Verdacht nahe, dass die Macher darauf spekuliert haben, vom Erfolg des britischen Zauberschülers profitieren zu können. Doch in Wirklichkeit hat "Krabat" mit "Harry Potter" so gar nichts gemein. Der Stoff ist sehr viel düsterer und auf eine gewisse, fantastische Art in der Realität verwurzelt, als es bei "Harry Potter" der Fall ist. Zudem sind die Abenteuer des Hogwarts-Schülers noch sehr viel eher an kleine Kinder gerichtet (zumindest seine ersten Schuljahre), als die harten, tristen Lehrjahre von "Krabat". Und das ist auch im Film nicht anders. Natürlich wendet sich der Film an ein jugendliches Zielpublikum. Doch "Krabat" ist kein Kinderfilm, sind doch einige Sequenzen viel zu dunkel und unheimlich.
Eine gute Ausstattung, eine schöne Filmmusik, gute Darsteller und eine an sich spannende Geschichte machen "Krabat" trotz einiger Hänger durchaus sehenswert. Doch als Literaturverfilmung ist der Fantasy-Streifen gerade für Liebhaber des Romans eine mitunter herbe Enttäuschung. Besonders eine etwas lieblos eingestreute Action-Sequenz und der etwas zu starke Akzent auf der Liebesgeschichte machen das immer wieder deutlich. Es steht außer Frage, dass Marco Kreuzpaintner die Vorlage sehr gerne mag und großen Respekt vor Preußlers Arbeit hat. Doch leider hat das nur bedingt ausgereicht, um die faszinierende Stimmung des Buches auch auf die Leinwand zu transportieren. Daher gilt: wer das Buch nicht kennt, der sollte sich den Film schon aufgrund seiner guten visuellen Umsetzung nicht entgehen lassen. Wer aber auf eine befriedigende Umsetzung des wunderbaren Buches hofft, wird bestimmt enttäuscht werden.
Bild + Ton: Die technische Umsetzung der DVD ist sehr gut gelungen. Der Ton verfügt über eine gute Räumlichkeit, wobei neben dem tollen Score auch einige gut abgemischte Soundeffekte für atmosphärisches Geschehen im Heimkino sorgen. Das Bild ist scharf und Kontrastreich und kann auch in den vielen dunklen Momenten überzeugen. In den helleren Szenen fällt auch die gute Farbamischung positiv ins Gewicht. Sehr gut!
Extras: Hier lohnt definitiv der Griff zur Special Edition Doppel-DVD, die jede Menge sehenswerte Extras zu bieten hat. Los geht es auf der ersten Disc mit einem guten Audiokommentar von Regisseur Marco Kreuzpaintner und seinem Kameramann Daniel Gottschalk. Der Kommentar liefert nicht nur einige interessante Informationen zu den Dreharbeiten, sondern macht auch Kreuzpaintners Liebe zur Vorlage deutlich. Neben dem Kommentar hat die Filmdisc lediglich den Kinotrailer zu bieten. Alle weiteren Extras befinden sich auf der Bonus-DVD.
Ein nett animiertes Menü führt zunächst zu einem Making of, das zwar ein paar nette Einblicke in die Dreharbeiten bietet, leider aber auch einen sehr hohen Promo-Charakter hat. Weiter geht es mit einer Featurette über die visuellen Effekte, in der anhand einiger spezifischer Szenen die Arbeit der Effektzauberer genauer beleuchtet wird. Diesem Special folgt das Video zum Nummer 1 Hit "Allein, Allein" von Polarkreis 18, dem Titelsong des Films.
Absolut sehenswert ist die Sammlung von geschnittenen und alternativen Szenen, die optional mit einem Kommentar des Regisseurs angesehen werden können. Nicht alle der Szenen liegen im fertigen Zustand vor, einige Momente existieren lediglich im Stadium der Prävisualisierung, doch in den knapp 40 Minuten sind etliche Momente zu finden, die der Geschichte und ihren Charakteren etwas mehr Tiefe verleihen. Besonders interessant zu erfahren ist, dass eine große Szene geplant und auch in Teilen gedreht worden ist, in der Krabat mit dem Meister nach Dresden reist, wo er an einem großen Maskenball teilnimmt. Am Ende konnte die Szene aus finanziellen Gründen am Ende doch nicht realisiert werden. Was davon aber hier zu sehen ist, macht wahrlich Lust auf mehr!
Weiter geht es mit einigen kurzen Interviews mit dem Regisseur und seinen Hauptdarstellern, sieben kurzen Hinter-den-Kulissen Clips, TV-Spots und einem kurzen Ausschnitt aus dem Hörspiel zum Film. Und schließlich sind da noch knapp 30 Minuten an mit der Filmmusik untermalten Impressionen von den Dreharbeiten, die einige schöne Momente vom Dreh bereit halten. Wer die Bonus-Disc in seinen PC einlegt, kann sich zudem noch auf eine interaktive Tour durch die Mühle begeben. Ein absolut rundes Bonus-Paket also!
Fazit: "Krabat" mag seine Schwächen haben, diese Doppel-DVD hat sie nicht. Technisch erstklassig umgesetzt, wartet die Special Edition mit einigen sehr guten Specials, wie 23 entfallenen Szenen und schönen Impressionen von den Dreharbeiten auf. Absolut empfehlenswert!
Regie: Marco Kreutzpaintner
Länge: ca. 115 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Anzahl der Discs: 2
Sprachen: Deutsch (DD 5.1, DD 2.0), Audiodeskription für Sehbehinderte
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 16:9 (2.35:1)
Extras: Audiokommentar, Making of, Featurettes, Interviews, entfallene Szenen, Trailer, TV Spots, Ausschnitt aus dem Hörspiel, DVD-Rom Part
Ländercode: 2
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