Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Lady Bird |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Greta Gerwig |
Kinostart: | 19.04.2018 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 95 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/LadyBird.Film.DE/ |
Christine "Lady Bird" McPherson (Saoirse Ronan) hat genug von ihrem langweiligen Leben. High School, die nervige Familie – Lady Bird hat genug von der Routine. Das bekommt vor allem ihre Mutter (Laurie Metcalf) zu spüren, mit der die 17jährige regelmäßig aneinandergerät. Lady Bird rebelliert zu Hause, wo sie kann und versucht alles, um an einem College möglichst weit weg von ihrer Mutter angenommen zu werden. Doch dieser Abnabelungsprozess ist schwieriger, als gedacht, denn ihre Mutter ist noch nicht bereit, ihre eigenwillige Tochter gehen zu lassen…
Mit "Lady Bird" hat Schauspielerin Greta Gerwig auch als Regisseurin die Herzen der Kritiker erobert. Im Zentrum ihrer zweiten Regiearbeit, für die sie auch das Drehbuch geschrieben hat, steht eine Figur, wie sie Gerwig sonst eigentlich selbst immer spielt. Aufgrund des Alters hat sie das zwar Saoirse Ronan überlassen, aber der typische Gerwig-Stil ist der Figur der Lady Bird nicht nur äußerlich, sondern auch in Ronans Spiel deutlich anzumerken. Das ist zwar kein echter Kritikpunkt, aber es ist doch so, dass sich Gerwig hier in ihrer absoluten Komfortzone bewegt und daher auch wenig wirklich Überraschendes abliefert. Ihr Film ist charmant, witzig, mitunter sehr clever und bis auf die letzten völlig unnötigen 5 Minuten auch wirklich sehenswert. Doch so ganz sind die vielen Auszeichnungen und Nominierungen, die der Film erhalten hat, nicht nachvollziehbar. Dafür gibt es einfach zu wenig, was ihn aus der Masse ähnlicher US-Indie-Produktionen heraushebt.
Nun gut, da dies gesagt ist, kann ich mich nun auch den üblichen Lobgesängen, von denen der Film begleitet wird, anschließen. Denn trotz kleinerer Punktabzüge in der B-Note ist "Lady Bird" eine sehr charmante Coming-of-Age Story geworden, die atmosphärisch gefilmt und sehr gut gespielt ist. Gerade die bisweilen ausufernden Kabbeleien zwischen Mutter und Tochter sind sehr vergnüglich, verfügen aber gleichzeitig über eine emotionale Komponente, die sehr authentisch und durchaus auch bewegend wirkt. Hier, aber auch bei Lady Birds Beziehung zu Jungs wird deutlich, dass sie hinter ihrem starken, etwas abgeklärten Auftreten doch ein ganz normales, verletzliches Teenagermädchen ist, das verzweifelt seinen Platz im Leben sucht – und dabei einfach manchmal gerade verbal um sich schlägt.
Ein Film über die Fallstricke des Erwachsenwerdens, über Familie und Freundschaft – und das alles (fast) ohne Kitsch und Pathos, dafür aber mit gut geschriebenen Dialogen und einnehmend agierenden Darstellerinnen. Wer amerikanisches Independent-Kino mag, der wird "Lady Bird" garantiert lieben. Dass man am Ende trotzdem das Gefühl hat, dass einem das alles irgendwie sehr bekannt vorkommt, trübt den Unterhaltungswert nur marginal. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold