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Lore

Lore

Deutschland/Australien/Großbritannien 2012 - mit Saskia Rosendahl, Nele Trebs, André Frid, Mika Seidel, Kai Malina ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Cate Shortland
Kinostart:01.11.2012
Produktionsland:Deutschland/Australien/Großbritannien 2012
Laufzeit:ca. 108 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.lore-derfilm.de

Süddeutschland im Frühjahr 1945: Das Leben der 15jährigen Lore (Saskia Rosendahl) wird in seinen Grundfesten erschüttert, als ihre Eltern, ranghohe Nationalsozialisten, verhaftet werden. Von den Nachbarn ist keine Hilfe zu erwarten, weshalb Lore beschließt, mit ihren jüngeren Geschwistern Liesel (Nele Trebs), Günter (André Frid) und Jürgen (Mika Seidel) auf eigene Faust zu ihrer Großmutter in den Norden zu reisen. Doch der Weg dorthin erweist sich nicht nur als äußerst schwer, sondern auch als höchst gefährlich. Denn das Land liegt in Trümmern und ist in verschiedene Sektoren unterteilt, durch die es ohne Passierscheine kaum ein Durchkommen gibt. Auch wenn Lore noch immer fest an das glaubt, was ihr von ihren Eltern vorgelebt worden ist, kommen ihr auf dem schweren Weg in den Norden auch immer wieder Zweifel, mit denen sie nicht wirklich umzugehen weiß. Als sich dann noch der etwas ältere Thomas (Kai Malina) der kleinen Gruppe anschließt und ihnen mit Papieren, die ihn als jüdischen KZ-Überlebenden ausweisen, durch eine amerikanische Militärkontrolle hilft, gerät ihr Weltbild endgültig ins Wanken. Doch da ist ein Ende ihres langen, harten Wegs noch längst nicht erreicht…

Mit "Lore", einer Adaption des Romans "Die dunkle Kammer" von Rachel Seiffert, hat die australische Regisseurin Cate Shortland ("Somersault") ein beklemmendes Kriegsdrama inszeniert, das einen sehr intimen, dadurch umso intensiveren Blick auf das Ende des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland wirft. Gedreht wurde in Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg, Sachsen und Schleswig-Holstein, wo Kameramann Adam Arkapaw einige faszinierende Bilder eingefangen hat, die das ohnehin schon sehr einnehmende Geschehen noch verstärken. Auch wenn der visuelle Stil des Films mitunter sehr an den von Terrence Malick und ganz besonders von "Der schmale Grat" erinnert, ändert das wenig an der Intensität der Bilder, die nur durch das enorm starke Spiel von Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl noch übertrumpft wird.

Die junge Schauspielerin verkörpert mit ungeheurer Stärke das Mädchen, das fest an die ihr eingetrichterten Ideale der Eltern glaubt, obwohl die Welt, wie sie sie sieht, um sie herum zusammen fällt. Während sich ihre jüngeren Geschwister gerade zu Beginn noch ihr Kindsein erhalten haben, ist Lore mit ihren 15 Jahren schon eine Art Ersatzmutter, die nicht nur versucht, die Kinder in Sicherheit zu bringen, sondern auch, ihre Ideale weiterzugeben. Warum sie von anderen Mitmenschen angefeindet werden kann sie dabei ebenso wenig erklären, wie die Zweifel, die in ihr erwachen und im Laufe der langen Reise immer stärker werden. Mag sein, dass Lore ihre Kindheit und ihre Eltern verloren hat, doch scheint sie durch alle Verluste am Ende doch auch etwas zu gewinnen. Saskia Rosendahl gelingt es sehr gut, diese innerliche Reise glaubhaft nachvollziehbar zu machen. Durch ihr Spiel versteht der Zuschauer, dass Lore auf ihre Weise auch nur ein Opfer der Nationalsozialisten ist und dass sie erst lernen muss, eigene Gedanken, eigentlich sogar ihr eigenes Ich zu entwickeln.

Der Weg dorthin ist bisweilen extrem hart und auch brutal, wobei einige der etwas blutigeren Momente nicht unbedingt notwendig gewesen wären, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Auch wiegt die Schwere, die auf der ganzen Geschichte liegt, mitunter etwas zu angestrengt. Sicherlich, lockere Sprüche oder gar Humor wären hier völlig fehl am Platz gewesen. "Lore" erzählt eben keine fröhliche, sondern eine sehr dramatische Geschichte aus einer tragischen Zeit. Dennoch wäre hier und da eine kleine Auflockerung durch ein Lächeln oder etwas spürbare Menschlichkeit sicherlich hilfreich gewesen, um den Film etwas weniger sperrig erscheinen zu lassen. Keine Frage, Cate Shortland ist ein guter und intensiver Film gelungen. Doch eine Geschichte wie diese hätte es verdient gehabt, auch einem breiteren Publikum zugänglich zu sein. Und das ist eben in dieser Form nicht der Fall, da die meisten Zuschauer, auch wenn sie anspruchsvolles Arthauskino zu schätzen wissen, am Ende des Tages keine komplett triste und düstere Reise unternehmen möchten. Sicherlich, am Ende des Films gibt es so etwas wie einen Hoffnungsschimmer, etwas Positives, was man auch gerne mitnimmt. Doch der Weg dorthin ist einfach zu hart, zu düster, um sich mehr als nur einem kleinen Nischenpublikum eröffnen zu können. Wer sich aber gerne an Herausforderungen wie diese wagt und sich vor fast erdrückender dramaturgischer Schwere nicht scheut, der wird von einem toll gefilmten und noch stärker gespielten Film belohnt, dessen Geschichte noch lange im Gedächtnis bleibt. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Lore (Deutschland/Australien/Großbritannien 2012)"
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