Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Loving Vincent |
Genre: | Drama |
Regie: | Dorota Kobiela, Hugh Welchman |
Kinostart: | 28.12.2017 |
Produktionsland: | Großbritannien/Polen 2017 |
Laufzeit: | ca. 95 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.lovingvincent-film.de/ |
Es gibt immer wieder Filme, bei denen die eigentliche Handlung hinter der künstlerischen Umsetzung verschwindet. "Loving Vincent" ist ein solcher Film. Von 125 Künstlern aus aller Welt wurde dieser erste vollständig aus Ölgemälden bestehende Film gemalt. Entstanden sind 65.000 Einzelbilder, die ein visuell beeindruckendes und in seiner Ästhetik einzigartiges Werk ergeben. Die Handlung, die dabei erzählt wird, ist da zweitrangig. Und das ist auch gut so, denn für sich genommen ist die Geschichte zwar nicht uninteressant, aber auch nicht unbedingt filmreif.
Ein Jahr nach dem Tod des Künstlers Vincent van Gogh gelangt der junge Armand Roulin (Douglas Booth) in den Besitz eines Briefes, den Vincent an seinen Bruder Theo geschrieben hat. Mit dem Vorhaben, Theo das Schreiben auszuhändigen, macht sich Armand auf den Weg nach Paris, nur um dort zu erfahren, dass er wenige Monate nach seinem Bruder ebenfalls verstorben ist. Doch für Armand ist der Auftrag damit noch nicht abgeschlossen. Er möchte den Brief zustellen und reist dafür in das Dorf Auvers-sur-Oise, den letzten Aufenthaltsort des Künstlers. Je mehr Zeit er hier verbringt, desto mysteriöser wird der angebliche Selbstmord van Goghs. Armand will nicht eher zurück nach Hause reisen, bevor er die ganze Wahrheit herausgefunden hat…
"Loving Vincent" ist ein sehr ambitioniertes Projekt. Die Schauspieler agierten entweder in auf van Goghs Gemälden nachempfundenen Sets oder vor einer Green Screen, damit sie dann mit den computergenerierten Elementen verbunden werden konnten. So erwachen die Gemälde des unsterblichen Künstlers im wahrsten Sinne des Wortes zum Leben. Insgesamt gibt es 94 Gemälde im Film, die in ihrer Form sehr nah am Original sind, und 31 weitere, die im Wesentlichen oder in Teilen mit den Originalen übereinstimmen. Visuell ist Dorota Kobiela und Hugh Welchman ein wirklich einzigartiger Film gelungen, der gerade für Kunstliebhaber ein Fest sein dürfte.
Als Zuschauer kann man sich in der Verspieltheit und der Farbenpracht regelrecht verlieren. Dass die Handlung etwas zäh verläuft und durchaus etwas gestrafft hätte werden können, wird dadurch zwar gut kaschiert, aber nicht ganz verdeckt. Auch wenn die Geschichte akribisch recherchiert wurde und nicht nur auf den Gemälden van Goghs, sondern auch auf 800 persönlichen Briefen basiert, sollte keine besonders mitreißende Dramaturgie erwartet werden. Die Handlung ist interessant, das steht außer Frage, plätschert aber auch ein wenig gefällig dahin. "Loving Vincent" ist eben vorrangig auf visueller Ebene ein faszinierender Film, der es verdient hat, selbst als Kunstwerk bezeichnet werden zu dürfen. Und genau das macht ihn dann trotz seiner dramaturgischen schwächen auch: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold