Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Thriller |
Regie: | Khaled Kaissar |
Kinostart: | 15.02.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2017 |
Laufzeit: | ca. 92 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.luna-film.de/ |
Familienurlaub in den Bergen – für die 17jährige Luna (Lisa Vicari) eine echte Horrorvorstellung. Viel lieber würde sie in der Stadt bleiben und mit ihren Freunden feiern. Doch bald schon wünscht sie sich die vermeintliche Familienidylle zurück, als ihre Eltern und ihre Schwester kaltblütig ermordet und Luna von den Killern gnadenlos gejagt wird. Hilfe bekommt sie von Hamid (Carlo Ljubek), einem Freund ihres Vaters. Von ihm erfährt sie die unglaubliche Wahrheit: Ihr Vater (Benjamin Sadler) war ein russischer Geheimagent, der nach zwanzig Jahren aussteigen wollte, um seine Familie zu schützen. Hamid will Luna helfen, sich nach Moskau abzusetzen um dort bei ihrer echten Großmutter Unterschlupf zu finden. Doch Luna braucht Gewissheit: Sie muss herausfinden, warum ihre Familie sterben musste – koste es, was es wolle…
Für sein Regiedebüt "Luna" hat sich Khaled Kaissar von der wahren Geschichte eines Ehepaars inspirieren lassen, das zwanzig Jahre lang in Baden-Württemberg verdeckt als russische Agenten gearbeitet hatte, bevor ihre bürgerliche Fassade aufgedeckt und die Beiden verhaftet wurden. Ihre gemeinsame Tochter hatte keine Ahnung, dass ihre Eltern Spione waren. Ähnlich geht es Luna, die auf besonders schreckliche Weise erfahren muss, dass ihr Vater nicht der Mann war, für den sie ihn gehalten hat. Was eben noch ein ganz normales Teenagerleben war, ist plötzlich ein Netz aus Lügen, Angst und Verrat.
Gerade im ersten Akt gelingt es Kaissar sehr gut, die Geschichte spannend und mitreißend zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht ein Mädchen, das nicht nur ins Visier des russischen Geheimdienstes, sondern auch des Bundesnachrichtendienstes gerät. Sie weiß, dass ihr Leben in Gefahr ist, ist sich aber auch bewusst, dass sie nicht einfach fliehen kann, ohne die ganze Wahrheit zu kennen. Wie Luna selbst weiß auch der Zuschauer nicht, wem das Mädchen vertrauen kann, wer hier die Guten und wer die Bösen sind. Dadurch und auch durch einige gut umgesetzte Actionsequenzen erhält das Ganze einen ordentlichen Unterhaltungswert, der übereinige der im Drehbuch bemühten Klischees hinwegtröstet.
Lisa Vicari spielt die Titelheldin absolut überzeugend und auch die übrigen Darsteller hinterlassen einen durchweg positiven Eindruck. Gerade im Mittelteil gibt es ein paar kleinere Längen und die Geschichte hat hier und da auch mit einigen Ungereimtheiten zu kämpfen. Doch insgesamt hat Kaissar einen mehr als soliden Spionagethriller inszeniert, der sein Potential vielleicht nicht ganz ausschöpfen kann, aber der genügend gute Unterhaltung bietet, um ein "Sehenswert" verdient zu haben.
Ein Artikel von Sebastian Betzold