Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Ma Ma |
Genre: | Drama |
Regie: | Julio Medem |
Kinostart: | 30.06.2016 |
Produktionsland: | Spanien/Frankreich 2015 |
Laufzeit: | ca. 122 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.mfa-film.de |
Obwohl ihre Ehe in die Brüche gegangen ist und sie in Kürze auch noch ihre Arbeit verlieren wird, hat Magda (Penélope Cruz) bislang ihren Lebensmut noch nicht verloren. Der wird allerdings auf eine harte Probe gestellt, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Doch schon für ihren kleinen Sohn will Magda kämpfen. Trotz aggressiver Chemo verliert sie eine Brust, behält aber ihr Leben. Während der Behandlung lernt sie Arturo (Luis Tosar) kennen, der gerade durch einen Unfall seine Frau und seine Tochter verloren hat. Durch ihren Schmerz finden Magda und Arturo zusammen und finden so etwas wie eine zweite Chance auf Glück und auf Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft. Doch dieses neue Glück wird schon nach kurzer Zeit wieder in seinen Grundfesten erschüttert…
Mit seinem neuen Film "Ma Ma" widmet sich Regisseur Julio Medem ("Lucia und der Sex") so universellen Themen wie Liebe, Leben und Tod. Getragen von einer großartigen Penélope Cruz hat der Film gerade in der ersten Stunde einige wundervolle Momente und eine enorme emotionale Wucht zu bieten. Es gibt Szenen, in denen man mit den Figuren mitweinen möchte, in denen man mit ihnen mitleidet aber auch ihre Hoffnung, ihre Lebensfreude und ihre Liebe nachempfinden kann. Diese erste Filmhälfte bietet eine emotionale Achterbahnfahrt, wie man sie in dieser Intensität schon lange nicht mehr erleben durfte. Und als die Geschichte dann eine extrem dramatische Wendung nimmt, nachdem sie zuvor auf ein Happy End zugesteuert ist, sieht man schon die nächste große Gefühlswelle auf sich zukommen.
Doch dann geschieht etwas Sonderbares. Medem füllt seine Geschichte mit abstrusen Zufällen, extremen Längen und unnötigen Nebenhandlungen an, so dass sich eben keine mitreißende Emotionalität, sondern nur noch gähnende Langeweile breit macht. Auch eine ach so provokante Szene in einem Swinger-Club, die in Spanien herausgeschnitten wurde und in Deutschland exklusiv zu sehen ist, wirkt alles andere als aufregend. Ja, sie mag einen gewissen Sinn für den merkwürdig spirituellen Verlauf der Geschichte haben. Doch der ist so konstruiert, dass es einfach nicht funktioniert. Die erste Stunde des Films steckt voller so vielen authentischen, menschlichen Momenten, die man als Zuschauer nachempfinden kann und von denen man tief berührt wird. Das bemüht zusammengezimmerte Handlungskonstrukt der zweiten Hälfte dagegen nimmt fast schon überzogene Soap-Züge an und macht all das, was mit dem intensiven Anfang aufgebaut wurde, wieder zunichte.
Gute Darsteller, einige schöne Bilder und eine lebensbejahende Botschaft reichen leider nicht aus, um die schwache zweite Filmhälfte auszugleichen. So gut gerade Cruz auch ist und so sehr man ihr als Zuschauer auch ihr Glück, ihre Liebe und vor allem ihre Gesundheit wünscht, so kalt lässt einen doch zum Ende hin die Inszenierung. So ist "Ma Ma" ein Film, der extrem stark anfängt, nur um dann ganz stark nachzulassen. Und deshalb gibt es am Ende auch nur ein enttäuschtes: Mit deutlichen Abstrichen gerade noch sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold