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Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin – DVD

Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin – DVD

Deutschland 2011

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Verkaufsstart:22.07.2011
Produktionsland:Deutschland 2011
Laufzeit:ca. 450 Min.
FSK:ab 0 Jahren, Info-Programm
Anzahl der Disc:3
Sprachen:Deutsch (Dolby Stereo 2.0)
Untertitel:Keine
Bildformat:16:9
Extras:Dokumentation
Label:edel:Motion / rbb media GmbH
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Inhalt: Am 15. Juni 1961 versprach der damalige DDR-Staatsvorsitzende Walter Ulbricht den Menschen in Berlin: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu erreichten...". Eine unverfrorene Lüge, wie sich schon wenig später herausstellen sollte. Am 13. August 1961 wurde die Stadt endgültig geteilt, die Grenzen zwischen Ost und West geschlossen und die Mauer errichtet. 28 Jahre mussten die Berliner in einer geteilten Stadt leben – was zwar irgendwann zum Alltag, niemals aber zu einer akzeptablen Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Jahre 1961 – 1990, vom Aufbau zum Fall der Berliner Mauer, sind nun, 50 Jahre nach dem Bau der Mauer, Thema einer großartigen TV-Reihe, die auch als 3er DVD Set erschienen ist. 

"Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin" folgt ganz dem bewährten Schema der gefeierten Doku-Reihe "60x Deutschland". Jedes Jahr wird in einem 15minütigen Beitrag abgehandelt, wobei sich politische und gesellschaftliche Ereignisse die Waage halten. Was hier allerdings besonders interessant ist, ist der direkte Vergleich einiger Ereignisse zwischen Ost und West. Etwa wie der Tod eines Grenzsoldaten bei der Flucht einiger Menschen nach West-Berlin von den Politikern und Medien in Osten als Märtyrertum regelrecht gefeiert wurde, obwohl er in Wahrheit durch einen Querschläger seines eigenen Kameraden starb. Oder, als inhaltlich etwas leichteres Beispiel, der Unterschied zwischen dem 1985 in Westen sehr populären Aerobic im direkten Vergleich zur etwa zeitgleich im DDR-Fernsehen zelebrierten Pop-Gymnastik. 

Auch sehr interessant ist zu sehen, wie unterschiedlich die US-Präsidenten John F. Kennedy und Ronald Reagan von den West-Berlinern empfangen wurden. Wie überraschend weltoffen sich Ost-Berlin 1973 bei den "Weltfestspielen der Jugend und Studenten" zeigte. Oder wie mit einem großen Show-Spektakel und nackter Haut im neu eröffneten Friedrichstadtpalast versucht wurde, die Sehnsucht der DDR-Bürger nach der großen weiten Welt zu befriedigen. 

Anhand von zahlreichen Zeitzeugen-Interviews, TV-Material und seltenen Filmaufnahmen werden die Ereignisse aus dem Leben im geteilten Berlin nachgezeichnet. Auch hier gibt es wieder einige sehr schöne Dinge zu entdecken, etwa bei der Berichterstattung über das erste Drive-In Restaurant einer großen Fast-Food-Kette in West-Berlin, die 1984 noch eingedeutscht als "Schnellküchen-Restaurant" betitelt wurde. Neben dem hohen Informationsgehalt der Beiträge wird in solchen Momenten auch deutlich, wie sehr sich unsere Sprache, aber auch die Berichterstattungen im Fernsehen in den letzten Jahrzehnten geändert hat, was diese Reihe eben auch aus rein gesellschaftlichen und medialen Gesichtspunkten zu einem großartigen Zeitzeugnis macht.

Die Interviews mit den verschiedenen Zeitzeugen, bei denen es sich um Künstler, Hausbesetzer, Staatsbeamte, Straßenbahnfahrer oder ganz einfache Berliner Bürger handelt, geben dem Zuschauer dann wiederum eine sehr viel persönlichere Sicht auf die Mauerjahre. All das macht die Doku-Reihe zu einem Muss für Alle, die sich für die deutsche Nachkriegsgeschichte interessieren. Eine einnehmende Chronik, die trotz ihres kompakten Charakters nie oberflächlich wirkt und den Zuschauer fesselt und extrem gut unterhält. Begleitend zur DVD-Box ist auch ein umfassendes Buch zur Serie erschienen, das perfekt als Ergänzung zu den 30 Folgen funktioniert. Und so gilt für Buch wie für DVD: absolut empfehlenswert! 

Bild + Ton: Natürlich ist gerade das ganz alte Bild- und Filmmaterial technisch nicht auf dem neuesten Stad. Verschmutzungen, Rauschen und Unschärfen sind weder verwunderlich, noch störend, denn schließlich handelt es sich bei den gezeigten Aufnahmen um authentische Zeitdokumente. Bei den aktuellen Interviews dagegen gibt es weder bei Bild, noch beim Ton Grund zur Klage. Beides entspricht den Anforderungen, die an eine solche Dokumentations-Reihe gestellt werden können. Gut! 

Extras: Als Bonus gibt es auf der dritten DVD die knapp 30minütige Dokumentation "Berlin 21 Uhr 37 – Ein Tag vor dem 13. August 1961 in Berlin". Dieses Zeitdokument ist höchst interessant, auch wenn der Sprechertext aus heutiger Sicht mitunter etwas arg theatralisch klingt. Doch diese Momentaufnahme von Berlin kurz vor dem Mauerbau ist eine mehr als sehenswerte und auch bewegende Zugabe zu der tollen Chronik.

Fazit: "Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin" ist eine großartige Doku-Reihe, die 30 Jahre Deutsch-Deutscher Gesichte in bewegenden, unterhaltsamen und interessanten Beiträgen eingefangen hat. Mit einer sehenswerten Dokumentation als Zugabe erweist sich dieses 3-DVD Set als absolutes Muss für Alle, die sich für dieses wichtige Kapitel in der deutschen Nachkriegsgeschichte interessieren. Absolut empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold