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Mein Herz tanzt

Mein Herz tanzt

Israel/Deutschland/Frankreich 2014 - mit Tawfeek Barhom, Yaël Abecassis, Michael Moshonov, Ali Suliman ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:Dancing Arabs
Genre:Drama, Komödie, Romantik
Regie:Eran Riklis
Kinostart:21.05.2015
Produktionsland:Israel/Deutschland/Frankreich 2014
Laufzeit:ca. 104 Min.
FSK:ab 6 Jahren
Webseite:www.meinherztanzt-derfilm.de

Die Eltern von Eyad (Tawfeek Barhom) sind enorm stolz, denn ihr Sohn wurde als bislang erster und einziger Palästinenser an einer Elite-Schule in Jerusalem aufgenommen. Eyad weiß, dass es für ihn dort nicht einfach wird. Doch er will alles tun, um sich anzupassen und sich in der israelischen Gesellschaft zu integrieren. Trotzdem bleibt er ein Außenseiter, was ihn mit Yonatan (Michael Moshonov), der wegen einer unheilbaren Muskellähmung im Rollstuhl sitzt, verbindet. Zwischen den Beiden entwickelt sich schnell eine tiefe Freundschaft, die Eyad auch die notwendige Kraft gibt, alltägliche Diskriminierungen zu ertragen. Als er sich dann auch noch in die schöne Naomi (Danielle Kitzis) verleibt, scheint das Glück über alle Vorurteile und allen Hass gesiegt zu haben. Doch leider ist das Märchen für Eyad bald schon vorbei und er muss sich der Realität stellen – einer Realität, die von ihm eine schwerwiegende Entscheidung abverlangen wird…  

"Mein Herz tanzt" ist wahrlich nicht der erste Film, der sich mit dem Konflikt zwischen Israel und Palästina beschäftigt. Gerade in jüngerer Vergangenheit gab es viele Dramen und Dokumentarfilme, die versucht haben, sich diesem schwierigen Thema zu nähern und so etwas wie Hoffnung für eine bessere Zukunft zu entwerfen – oder aufzuzeigen, warum es wenig wahrscheinlich ist, dass sich dieser Konflikt in naher Zukunft lösen lässt. Eran Riklis, einer der wichtigsten israelischen Filmemacher der Gegenwart, thematisiert in seinem neuen Werk auch nicht zum ersten Mal die Problematik. Doch selten zuvor wurde der Konflikt mit so einer insgesamt lebensbejahenden Leichtigkeit und erfrischendem Humor behandelt, wie das in "Mein Herz tanzt" der Fall ist.

Der Film ist kaum politisch, sondern erzählt eine sehr persönliche Geschichte, die auf der wahren Geschichte des in den USA lebenden Haaretz-Kolumnisten Sayed Kashua basiert. Es ist eine Coming-of-Age Story, eine zärtliche Romanze und eine berührende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die keine Vorurteile und keine Grenzen kennt. Mag sein, dass das nicht so tiefgründig und "bedeutsam" ist, wie andere Filme, die sich dramatischer mit den Auswirkungen des Konflikts auseinandersetzen. Aber gerade dadurch, dass Riklis gerade die erste Hälfte der Geschichte angenehm leicht, amüsant und herzlich erzählt, erreicht er auch solche Zuschauer, denen dieser Stoff ansonsten vielleicht einfach zu schwer ist und die sich nicht auch noch im Kino mit solchen die alltäglichen Nachrichten dominierenden Konflikten auseinandersetzen wollen.

Zum Ende hin wird der Ton allerdings auch hier ernsthafter. Nachdem Naomi von ihren Eltern von der Schule genommen wird, da sie eine Beziehung ihrer Tochter mit einem Palästinenser niemals dulden werden, wird Eyad klar, dass er trotz seines intellektuellen Potentials nur aufgrund seiner Herkunft hier niemals akzeptiert werden wird. Die Entscheidung, die er am Ende treffen muss, wirft interessante Fragen über Identitätsfindung und Diskriminierung auf. Das Ende wirkt etwas unausgegoren und als Zuschauer kann man Eyads Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, da sie im Vergleich zu anderen Aspekten der Geschichte quasi im Vorbeigehen getroffen wird. Dennoch funktioniert die Geschichte im Ganzen sehr gut.


Denn Riklis ist das Kunststück gelungen, einen Wohlfühlfilm zu inszenieren, der sich keinen falschen Illusionen hingibt. Doch anstatt in erdrückende Betroffenheit zu verfallen oder in plakative Schuldzuweisungen zu verfallen, erzählt er seine kleine Geschichte konsequent zu Ende. Mit charmanten Darstellern und vielen ganz wunderbaren Momenten werden kleinere dramaturgische Schwächen ganz leicht ausgeglichen. So ist eine leichte, bezaubernde Arthaus-Perle entstanden, die beweist, dass man auch schwere Themen unterhaltsam inszenieren kann und die Zuschauer trotz einer gewissen Traurigkeit auch mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht aus dem Kinosaal entlassen kann. Und dafür gibt es ein ganz klares: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

Media:

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Kino Trailer zum Film "Mein Herz tanzt (Israel/Deutschland/Frankreich 2014)"
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