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Michael

Michael

Österreich 2011 - mit Michael Fuith, David Rauchenberger ...

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Markus Schleinzer
Kinostart:26.01.2012
Produktionsland:Österreich 2011
Laufzeit:ca. 95 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.michaelfilm.com

Eigentlich könnte der 10jährige Wolfgang (David Rauchenberger) eine schöne und entspannte Kindheit genießen – wäre er nicht von dem 35jährigen pädophilen Michael (Michael Fuith) entführt und in dessen Keller eingesperrt worden. Nun muss er einen grausamen Alltag über sich ergehen lassen. Während der Versicherungskaufmann seiner Arbeit nachgeht, ist Michael entweder in kompletter Dunkelheit gefangen oder darf die Zeit mit Lesen und Fernsehen verbringen. Erst dann, wenn Michael im Haus die Rollläden hinunter lässt, darf der Junge aus dem Keller heraus. Die sexuellen Übergriffe, die der Junge über sich ergehen lassen muss, scheinen seinen Willen gebrochen zu haben. Doch plötzlich beginnt Wolfgang, gegen seinen Peiniger zu rebellieren und die Situation droht gefährlich zu eskalieren...

Wenn Fälle von Pädophilie bekannt werden, wird der Täter meist als "Monster" bezeichnet. Das macht es den Menschen leichter, eine Distanz zu dem Täter aufzubauen und eine Art Erklärung für sein unbegreifliches Handeln in der Hand zu haben. Mit seinem Spielfilmdebüt "Michael" will Regisseur Markus Schleinzer genau diese Distanz aufbrechen. Er will, indem er die Geschichte aus Sicht des Täters erzählt, zeigen, welch wichtige Rolle "Normalität" auch im Leben eines kranken Menschen wie Michael spielt. Ohne moralisch zu werten wird sehr nüchtern von den letzten Monaten erzählt, die Wolfgang mit seinem Peiniger verbringen muss. Das Ganze ist ein sehr stilles, getragen inszeniertes Drama, das aber genau dadurch eine äußerst verstörende Wirkung auf den Zuschauer hat.

Dass Michael auf seine Umwelt einen eigentlich ganz normalen Eindruck macht, dass er mit Kollegen feiern, in den Urlaub fahren oder sich mit seiner Schwester treffen kann, ohne das auch Irgendjemand ahnt, dass er einen kleinen Jungen in seinem Keller versteckt hat, ist unglaublich bestürzend mit anzusehen. Doch noch erschütternder sind die Momente, die den "Alltag" zwischen Michael und Wolfgang zeigen. Dass der Film auf allzu schockierende Momente verzichtet und eigentlich das Grauen nur andeutet, macht ihn dabei noch sehr viel wirkungsvoller.

Schleinzer, der zuvor als Castingdirektor gearbeitet hatte und u.a. für das Kindercasting bei "Das weisse Band" verantwortlich war, hat mit sensibler Hand den kleinen David Rauchenberger für die Rolle des Wolfgang ausgewählt. Eine schwierige Rolle, die der Junge aber Dank der Hilfe seiner Eltern und ausführlichen Gesprächen mit dem Regisseur beeindruckend gemeistert hat. Großen Respekt verdient auch Michael Fuith, der einen derart unangenehmen Menschen mit einer absolut erschreckenden Glaubwürdigkeit gibt. Das authentische Spiel der Beiden trägt erheblich dazu bei, dass "Michael" ein derart mitreißender Film geworden ist.

Und das, obwohl die Inszenierung an sich derart getragen ist, dass es bisweilen für den Zuschauer kaum erträglich ist. Gerade in den letzten zehn Minuten wird der Bogen dabei aber ein wenig überspannt. Hier wirkt es dann so, als würde das Finale unnötig hinausgezögert, wobei Schleinzer am Ende dann doch noch Alles richtig macht und die eigentliche Auflösung der Geschichte mehr oder weniger offen lässt. Denn dadurch vermeidet er, sich übermäßig großer Emotionen bedienen zu müssen, die im gesamten Film eigentlich nicht existent sind. Der Film ist in seiner grausamen Normalität kalt, steril und gerade dadurch hochgradig bewegend und emotional. Untermalende Musik, emotionale Ausbrüche, all das hätte die Wirkung garantiert geschmälert.

"Michael" ist ein extrem schwieriger Film, harte Kost, die auf den Magen und das Gemüt schlägt. Aber es ist auch ein sehr kraftvolles und wichtiges Werk, das sich Zuschauer, die sich gerne auch mal Herausforderungen stellen, nicht entgehen lassen sollten.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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