Veranstaltungen
Der ultimative Event-Guide für die Metropolregion FrankfurtRheinMain
April 2024
  • Mo
  • Di
  • Mi
  • Do
  • Fr
  • Sa
  • So
Mr. Nobody

Mr. Nobody

Frankreich, Deutschland, Belgien, Kanada 2009 - mit Jared Leto, Diane Kruger, Sarah Polley, Linh-Dan Pham ...

Filminfo

Originaltitel:Mr. Nobody
Genre:Drama, Fantasy, Romantik, Sci-Fi
Regie:Jaco Van Dormael
Kinostart:08.07.2010
Produktionsland:Frankreich, Deutschland, Belgien, Kanada 2009
Laufzeit:ca. 139 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.mrnobody-film.de

Dreizehn Jahre nach seinem letzten Spielfilm präsentiert Jaco Van Dormael, Regisseur der preisgekrönten Filme "Toto der Held" und "Am achten Tag" mit "Mr. Nobody" erneut ein kleines Meisterwerk.

In einer Welt, in der die Menschen Dank ständiger Zellerneuerung nicht mehr sterben, erinnert sich Mr. Nobody, der letzte sterbliche Mensch an seine Vergangenheit. An ein Leben voller wichtiger Entscheidungen und Möglichkeiten. Er erinnert sich daran, wie er als kleiner Junge mit seinen frisch getrennten Eltern am Bahnsteig steht und sich entscheiden muss, ob er bei seinem Vater bleibt oder ob er mit seiner Mutter fortgeht. Welche Folgen für sein Leben hat diese Entscheidung? Im Geist von Mr. Nobody spielen sich die verschiedenen Varianten seines Lebens ab, das auch mit der Wahl der richtigen Frau wieder an einem Scheideweg stand. Ist Anna, seine große Liebe, die Richtige? Oder doch eher Elise, die zwar leidenschaftlich, aber auch extrem kompliziert ist? Oder doch Jeanne, mit der sein Leben nahezu perfekt sein könnte? Welches Leben hat Mr. Nobody wirklich gelebt? Was ist Traum, was Wirklichkeit? Eines weiß Mr. Nobody ganz genau: egal, wie er sich entschieden hat, jedes mögliche Leben wäre es wert gewesen, gelebt zu werden...

"Mr. Nobody" ist ein surrealer Bilderrausch, der sich kaum mit Worten beschreiben lässt. Dieser Film wird nicht nur gesehen, er wird erlebt. Wild springt die Handlung zwischen der fernen Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her, pendelt dabei immer wieder zwischen den verschiedenen Möglichkeiten, ohne auch nur in einem Moment einen Hinweis darauf zu geben, ob eine davon die tatsächliche Wirklichkeit darstellt. Dazwischen baut Van Doramel gelegentlich noch kleine Bildcollagen ein oder verlegt das Geschehen kurzerhand auf den Mars.

Das mag jetzt alles recht verwirrend klingen. Und das ist es auch bis zu einem gewissen Grad. Denn wenn man sich erst einmal auf diesen Film eingelassen hat, wird klar, dass hier jedes Wort und jedes Bild ineinander greift und ein großartiges, poetisches Ganzes ergibt. Kein Wunder, dass alleine an dem Schnitt des ambitionierten Werks über ein Jahr gearbeitet wurde. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Handlungs-, Realitäts- und Zeitebenen miteinander verwoben sind, ist ein echtes Kunststück. Doch auch die Bilder, die hier auf die Leinwand gezaubert wurden, tragen zu dem faszinierenden Gesamtbild bei.

Doch was "Mr. Nobody" am Ende eigentlich so wunderbar macht, ist, dass sich hinter der kunstvollen Fassade einige ganz einfache Wahrheiten verstecken, die auf diese Art wohl nur ganz selten im Kino vermittelt werden. So ist es Van Doramel gelungen, das Gefühl der ganz großen Liebe in einer an sich simplen Bildsprache zu verdeutlichen, die aber dieses wundervolle Gefühl auf den Punkt bringt. Es sind Bilder voller Poesie, voller Leidenschaft und Zärtlichkeit, die sich tief in Geist und Herz des Zuschauers einbrennen.

"Mr. Nobody" ist kein Film für ein breites Publikum, dafür ist das Ganze einfach zu verschachtelt, zu kompliziert und zu sperrig. Doch wer sich einfach dem Bilderrausch hingibt und sich auf die verschachtelte Erzählweise einlässt, der wird mit einem Kinoerlebnis belohnt, das so leider viel zu selten erlebt werden kann. Absolut empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold