Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Southside with you |
Genre: | Romantik, Drama |
Regie: | Richard Tanne |
Kinostart: | 15.09.2016 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 83 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.capelight.de/my-first-lady |
Auch das derzeit wohl bekannteste Ehepaar der Welt hat sich irgendwann einmal zu einem ersten Date getroffen. Das heißt, wenn es nach Michelle Robinson (Tika Sumpter) im Jahr 1989 ging, dann war das Treffen mit ihrem Kollegen Barack Obama (Parker Sawyers) an einem sonnigen Sonntag in Chicago kein Date. Denn Romanzen unter Kollegen schließt sie eigentlich kategorisch aus. Doch im Laufe des Tages kommen sich Michelle und Barack bei langen Gesprächen, dem Besuch einer Ausstellung und eines Kinofilms von Spike Lee langsam näher. Als sie ihn bei einer Gemeindeversammlung reden hört, beeindruckt er sie nicht mehr nur mit seinem Charme, sondern auch mit seiner Eloquenz und seinem Charisma. Doch wohin sie ihr gemeinsamer Weg noch führen wird, das ahnt Michelle an diesem Tag natürlich nicht…
Kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft und inmitten des US-Wahlkampfs könnte man eigentlich meinen, dass ein Film über Barack Obama ein sehr politisches, vielleicht sogar manipulatives Werk sein würde. Natürlich ist Richard Tannes "My First Lady" keine kritische Abrechnung mit dem Politiker oder mit dem Menschen Barack Obama geworden. Aber wirklich politisch ist die Romanze auch nicht. Vielmehr zeigt diese reale "Before Sunrise" Variante den Beginn einer eigentlich ganz normalen Liebesgeschichte, deren einzige Besonderheit ist, dass sie Jahre später ins Weiße Haus führen wird. Doch davon sind die beiden jungen Menschen, die der Zuschauer hier trifft, noch weit entfernt. Sie müssen Beide um Anerkennung und um ihre Ideale kämpfen – Michelle als junge schwarze Frau noch mehr, als der redegewandte, charismatische Barack.
Der Film lebt von seinen Dialogen, die mitunter tiefgründiger sind, als man es vielleicht erwartet hätte. Es geht um ganz alltägliche Dinge, aber auch um ihre politischen Ansichten, um Träume und Ängste. Das Ganze wirkt sehr real und überhaupt nicht aufgesetzt, was auch den beiden hervorragend ausgewählten Hauptdarstellern Parker Sawyers und Tika Sumpter zu verdanken ist. Was in der deutschen Fassung leider völlig verloren geht, ist die mehr als überzeugende Art, auf die Beide die jüngeren Versionen ihrer realen Vorbilder nicht nur äußerlich, sondern auch stimmlich nahezu perfekt darstellen.
"My First Lady" ist ein schöner Film. Völlig unspektakulär, ohne eine aufdringlich auf den Zuschauer einprügelnde politische Agenda, nur getragen von atmosphärischen Bildern Chicagos, mitreißenden Alltags-Dialogen und zwei sehr starken Darstellern. Wieder einmal zeigt es sich, dass das Leben wirklich die schönsten Geschichten schreibt. Man muss Barack Obama oder seine Politik nicht mögen, um an diesem kleinen, sympathischen Film Gefallen zu finden. Und dafür gibt es dann auch ein klares: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold