Originaltitel: | Nina |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Thibault Staib |
Verkaufsstart: | 27.05.2011 |
Produktionsland: | Frankreich 2007 |
Laufzeit: | ca. 75 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Französisch (Dolby Stereo 2.0) |
Untertitel: | Deutsch |
Bildformat: | 16:9 |
Extras: | Interview, Leseprobe, Trailer, Trailershow |
Label: | Independet Partners Film / good!movies |
Film: Mit gerade einmal 23 Jahren hat Nina Roberts schon über 150 Pornofilme gedreht. Vor der Kamera agiert sie perfekt, hingebungsvoll und leidenschaftlich. Doch sobald die Kamera ausgeht, wird aus Nina Roberts die sehr viel zurückhaltendere Sophie. Eine junge Mutter, die sich jeden Tag aufs Neue in einem Metier behaupten muss, das ihre physische wie psychische Kraft immer wieder an ihre Grenzen führt. Regisseur Thibault Staib trifft Nina Roberts in einer entscheidenden Phase ihres Lebens, das er mit seiner Kamera einfängt: die junge Frau will aus dem Porno-Business aussteigen und ihr Leben völlig neu ordnen.
"Nina – Diary of a Porn Star" ist eine sehr intime Dokumentation geworden. Zwischen Sophie alias Nina Roberts und Thibault Staib hat sich schnell eine sehr enge Freundschaft und ein tiefes Vertrauensverhältnis entwickelt. Deshalb öffnet sich die junge Mutter der Kamera gegenüber auch auf so natürliche und bisweilen schmerzhaft ehrliche Art und Weise. So erzählt sie etwa, scheinbar sachlich, von äußerst unschönen, demütigenden und schmerzhaften Sexualpraktiken, die sie im Laufe ihrer "Karriere" hat ertragen müssen. Sie offenbart, wie sie als junges Mädchen, ausgestattet mit einer starken Libido, die Macht des Sex für sich entdeckt hat, wie sie aber durch ihre Arbeit jede Form von Leidenschaft und Lust verloren hat und in Sachen Sex zu einer Maschine abgestumpft ist.
Dass sie trotz ihrer vielen negativen Erfahrungen andere junge Mädchen nicht davon abhält, Fuß im Pornogeschäft zu fassen und ihnen statt dessen mit hilfreichen Tipps zur Seite steht, wie sie sich vor der Kamera am besten präsentieren können, sorgt für ein intensives Streitgespräch zwischen Staib und Nina Roberts. Diese Kunstfigur verschwindet im Laufe der Dokumentation immer mehr und überläst das Feld Sophie, die ihre Erlebnisse aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht hat – der letzte Schritt, um sich endgültig von ihrem Leben als Nina Roberts zu verabschieden.
Auch wenn die Dokumentation das Pornogeschäft beleuchtet und die Erzählungen mitunter recht deutlich sind, ist "Nina – Diary of a Porn Star" kein voyeuristischer Film. Die wenigen Momente, die Nina Roberts bei der Arbeit auf Erotikmessen oder am Set zeigen, sind so gefilmt und geschnitten, dass dem Regisseur in keiner Sekunde unterstellt werden könnte, mit expliziten Einblicken und nackter Haut Aufmerksamkeit zu erregen oder provozieren zu wollen. In den meisten Momenten ist es Ninas/Sophies Gesicht, dem die Aufmerksamkeit gehört, und dieses Gesicht sagt so viel mehr aus, als das andere Aufnahmen schaffen könnten.
Thibault Staib ist eine sehr eindringliche und berührende Dokumentation gelungen, die gerade in ihren sachlichsten Momenten erschüttert und gleichzeitig einen äußerst interessanten Einblick in ein Business offenbart, das von unzähligen Mythen und Klischees bestimmt ist. Offen, ehrlich, nicht belehrend, sondern einfach nur menschlich, das macht "Nina – Diary of a Porn Star" zu einer wirklich sehenswerten Dokumentation!
Bild + Ton: Das mit einer einfachen Digitalkamera gedrehte Bild ist weitgehend sauber, nicht immer gestochen scharf, liegt aber insgesamt für eine Dokumentation auf gutem Niveau. Der Ton ist, ebenfalls für dieses Genre üblich, dezent und von Interviews dominiert. Insgesamt gibt es dafür ein verdientes: Gut!
Extras: Als Bonus gibt es ein sehr interessantes Interview mit dem Regisseur Thibault Staib zu sehen, der darin erzählt, wie er auf das Thema gekommen ist, wie er Nina Roberts kennen gelernt hat und wie sich zwischen den Beiden das enge Vertrauensverhältnis entwickelt hat, das diese Dokumentation so besonders macht. Neben diesem Interview gibt es noch eine (deutschsprachige) Leseprobe aus dem Roman von Nina Roberts, sowie den Trailer zum Film und eine Trailershow des Anbieters. Nicht viel, aber gut!
Fazit: "Nina – Diary of a Porn Star" ist eine höchst interessante und bewegende Dokumentation, die nicht nur einen völlig ungeschminkten Blick auf die Pornoindustrie wirft, sondern auch ein sehr intimes und ehrliches Porträt einer sehr starken, gleichzeitig aber auch absolut zerbrechlichen Persönlichkeit an der Schwelle zu einem neuen Leben. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold