Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Nowhere Special |
Genre: | Drama |
Regie: | Uberto Pasolini |
Kinostart: | 07.10.2021 |
Produktionsland: | Großbritannien / Italien 2020 |
Laufzeit: | ca. 96 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.piffl-medien.de/ |
John (James Norton) schlägt sich als Fensterputzer in einer kleinen nordirischen Stadt durch. Er kann so gerade für sich und seinen vierjährigen Sohn Michael sorgen. Doch Geld ist nicht Johns eigentliche Sorge, denn er ist schwer krank. Michael ahnt nicht, dass seinem Vater nur noch wenige Monate bleiben – wenige Monate, in denen John eine neue Familie für seinen Sohn finden muss. Er möchte wissen, dass es dem Jungen gut geht, wenn er nicht mehr da ist. Doch wie muss die perfekte Familie für Michael aussehen? Wo ist sein Sohn in guten Händen? Und kann er überhaupt die richtige Entscheidung treffen? Immer wieder trifft er sich mit potentiellen Eltern für Michael, doch er schafft es einfach nicht, eine Entscheidung zu treffen – und die Zeit rennt ihm davon…
"Nowhere Special" ist kein leichter Film. Wie soll er es auch sein, angesichts der Geschichte eines sterbenden Vaters, der eine neue Familie für seinen Sohn sucht. Doch Uberto Pasolini vermeidet es hervorragend, zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken und seine Inszenierung in bedrückender Melancholie zu ertränken. Vielmehr erzählt er die bewegende Geschichte erstaunlich geerdet und angenehm authentisch, was besonders durch das Spiel von James Norton unterstrichen wird. Er spielt den alleinerziehenden Papa, der das drohende Leid so lange wie möglich von seinem Sohn fernhalten möchte, zurückhaltend und genau dadurch extrem intensiv.
Mit den Fragen, die er sich bei jedem Treffen mit potentiellen neuen Eltern für sein Kind stellen muss, mit denen beschäftigt man sich auch als Zuschauer noch lange – besonders dann, wenn man selbst Kinder hat. Wie würde man sich an seiner Stelle entscheiden. Ist finanzielle Sicherheit so wichtig, dass man dafür auf emotionaler Ebene einige Abstriche machen kann? Wird das Kind von einer großen Familie besser aufgefangen, als etwa von einer alleinerziehenden Mutter? Und kann man in einer solchen Situation überhaupt die richtige Entscheidung treffen?
"Nowhere Special" ist ein wunderbarer Film, der mit seiner unaufgeregten Art mitten ins Herz trifft und mit seinem passenden Ende zu Tränen rührt, ohne dabei jemals kitschig zu werden. Es ist eine toll gespielte Programmkino-Perle, die jede Aufmerksamkeit verdient hat, die sie bekommen kann. Von mir gibt es da ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold