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Nur eine Frau

Nur eine Frau

Deutschland 2019 - mit Almila Bagriacik, Meral Perin, Rauand Taleb, Armin Wahedi, Jacob Matschenz ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Sherry Hormann
Kinostart:09.05.2019
Produktionsland:Deutschland 2019
Laufzeit:ca. 89 Min
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.nureinefrau-derfilm.de/

Es war ein Verbrechen, dass 2005 ganz Deutschland erschüttert hatte: Hatun Aynur Sürücüs wurde in Berlin auf offener Straße erschossen. Und das von ihrem Bruder. Dieser sogenannte Ehrenmord sorgte besonders in den Medien für einen großen Aufschrei. Wie kann so etwas in unserer Gesellschaft möglich sein? Das Opfer und die Hintergründe, die zu dieser Tat geführt haben, rückten dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Das möchte Sherry Hormann nun ändern. In ihrem Drama "Nur eine Frau" lässt sie Aynur (Almila Bagriacik) selbst ihre Geschichte erzählen. Angefangen von einer Zwangsheirat mit ihrem Cousin, ihrer Flucht von ihrem gewalttätigen Ehemann und ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung – was den Traditionen ihrer Familie so gar nicht entsprach. Als sie für sich und ihren kleinen Sohn eine eigene Wohnung sucht, eine Ausbildung macht und sich in einen Deutschen verliebt, ist das für ihre Brüder ein klares Zeichen: Aynur hat Schande über die Familie gebracht und muss sterben… 

"Nur eine Frau" ist ein aufwühlender Film, der über weite Strecken den richtigen Ton findet, diese schwierige Geschichte zu erzählen. Der Anfang ist noch etwas holprig. Wenn Aynur etwa als Erzählerin den Zuschauern quasi vorwirft, sich nicht wirklich für sie zu interessieren, wirkt das schon etwas arg verallgemeinernd. Und der vorwurfsvolle Unterton bei der Bemerkung, wir würden ja ihre Kultur und ihre Sprache nicht verstehen, daher wird jetzt mal aus dem Türkischen ins Deutsche gewechselt, klingt zunächst auch etwas unangebracht. Aber - und das muss in diesem Zusammenhang besonders betont werden – diese gereizt wirkende Schnoddrigkeit, die sich hier gegenüber den Zuschauern zu entladen scheint, hat einen tieferen Hintergrund, der allerdings erst im Laufe des Films deutlich wird, wenn man Aynur besser kennenlernt und wirklich begreift, was zu ihrer Ermordung geführt hat. 

Hier wandelt Hormanns Inszenierung auf einem schwierigen Grad, meistert das aber weitgehend souverän: Sie versucht, den Zuschauern eine Kultur zu erklären, ohne damit etwas zu entschuldigen, aber eben auch nicht, um verallgemeinernd zu verteufeln. Gleichzeitig hat sie aber auch das Porträt einer wirklich starken jungen Frau geschaffen, die sich nicht mit einem Leben abfinden wollte, dass ihr von Männern aufgezwungen wird, die sich tatsächlich so etwas wie Glück und Selbstständigkeit erkämpft – und dafür einen hohen Preis zahlen muss. 

Ja, der Film macht wütend. Und ja, er lässt einen darüber verzweifeln, dass es direkt unter uns Menschen gibt, die sich von einer völlig fehlgeleiteten Vorstellung des Begriffs Ehre derart blenden lassen, dass sie bereit sind, einen eigentlich geliebten Menschen zu töten. Aber es ist auch ein Film, der klar macht, dass es falsch ist, eine ganze Kultur dafür zu verurteilen. Es ist eine kleine, persönliche Geschichte, die aber eine große gesellschaftliche Bedeutung hat und klar macht: Es gibt einfach Dinge, die darf man aus falsch verstandener Toleranz nicht totschweigen. Schade aber ist, dass der Film wahrscheinlich nur die erreichen wird, denen das ohnehin schon klar ist. Intensiv gespielt und packend erzählt und daher auch ganz klar: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Nur eine Frau (Deutschland 2019)"
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