Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Official Secrets |
Genre: | Drama |
Regie: | Gavin Hood |
Kinostart: | 21.11.2019 |
Produktionsland: | Großbritannien/USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 112 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/eOneGermany/ |
Katharine Gun (Keira Knightley) arbeitet als Übersetzerin beim britischen Nachrichtendienst GCHQ. Dort erhält sie im Jahr 2003 ein streng geheimes Memo, in dem die NSA den britischen Geheimdienst dazu auffordert, Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrats auszuspionieren, um diese zur Zustimmung der UN-Resolution für den Irakkrieg erpressen zu können. Katharine hat sich zwar zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet, doch sieht sich moralisch dazu gezwungen, das Dokument zu leaken. Als diese brisanten Informationen vom Journalisten Martin Bright (Matt Smith) im "Observer" veröffentlicht werden, wird sofort fieberhaft nach dem Whistleblower gesucht. Katharine schweigt standhaft, bis sie mitbekommt, wie ihre Kollegen immer mehr unter Druck gesetzt werden. Sie gesteht, wird daraufhin verhaftet und angeklagt, da sie gegen den „Official Secrets Act“ verstoßen habe. Die erste Folge: Ihr kurdischer Ehemann Yasar (Adam Bakri) soll sofort abgeschoben werden. Die Situation scheint ausweglos, doch es gibt noch einen letzten Hoffnungsschimmer, als sie den Menschenrechtsanwalt Ben Emmerson (Ralph Fiennes) für ihre Verteidigung gewinnen kann. Doch die Zeit rennt Katharine davon…
"Official Secrets" erzählt die wahre Geschichte der Whistleblowerin Katharine Gun – eine Geschichte, die auch nach 16 Jahren extrem aktuell ist. Der Film stellt dabei zwei zentrale Fragen: Wie weit dürfen Geheimdienste gehen, um ihre Ziele zu verfolgen - auch wenn dies unter dem Deckmäntelchen geschieht, die eigene Bevölkerung zu beschützen? Und wann sollte man sein moralisches Pflichtbewusstsein über das Gesetz stellen? Whistleblower automatisch als Helden zu bezeichnen, ist dabei wahrscheinlich genauso einseitig gedacht, wie sie von vornherein als Verbrecher abzustempeln. Doch auch wenn man die Thematik insgesamt differenziert betrachten sollte, muss man dankbar dafür sein, dass es Menschen wie Gun gibt, die bereit sind, ihr Leben, ihre berufliche Karriere aufzugeben, um Ungerechtigkeiten und Lügen an die Öffentlichkeit zu bringen.
Regisseur Gavin Hood erzählt die Geschichte in bester Polit-Thriller Manier. Zugegeben, ob bei Guns Kampf mit ihrem eigenen Gewissen oder aber bei den heftigen Diskussionen in den Redaktionsräumen des "Observer" hat man durchaus das Gefühl, sich auf sehr bekanntem Terrain zu bewegen. Und auch die Vorbereitung des Teams um Ben Emmerson auf die Verhandlung ist eher konventionell umgesetzt. Doch der Geschichte wohnt eine solche Spannung und Aktualität inne, dass dies nicht wirklich negativ auffällt. Der Film packt einfach und regt auch nach dem Abspann noch lange zum Nachdenken und Diskutieren an. Wenn so etwas erreicht wird, dann darf die Inszenierung auch gerne konventionell sein.
Schauspielerisch bietet "Official Secrets" gute bis sehr gute Leistungen. Hauptdarstellerin Keira Knightley ist bemüht darum, dass ihr Spiel glaubhaft und möglichst intensiv wirkt. Leider ändert sich ihr Gesichtsausdruck während des gesamten Films nur marginal. Das mag zur Rolle passen, wirkt aber gerade im Vergleich zum Spiel einiger der Nebendarsteller doch ein klein wenig eindimensional. Doch selbst dieser Kritikpunkt wiegt am Ende nur gering, denn trotz seiner Schwächen ist "Official Secrets" ein starker und auch wichtiger Film. Und dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold