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Oh Boy

Oh Boy

Deutschland 2012 - mit Tom Schilling, Friederike Kempter, Marc Hosemann, Justus von Dohnanyi, Frederick Lau ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Komödie, Drama
Regie:Jan Ole Gerster
Kinostart:01.11.2012
Produktionsland:Deutschland 2012
Laufzeit:ca. 85 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.ohboy.xverleih.de

Das Leben von Niko (Tom Schilling) scheint an einem Wendepunkt angekommen. Seine Freundin hat ihn verlassen, sein Studium hat er geschmissen, woraufhin ihm sein Vater (Ulrich Noethen) den Geldhahn zudreht. Seinen Führerschein ist er auch los und nirgendwo in der Stadt scheint er eine Tasse ganz normalen Kaffees zu bekommen. Und da er in all diesem Chaos noch nicht so recht weiß, wohin die Reise nun gehen soll, bleibt ihm nichts anderes übrig, als in den Tag hinein zu leben und zu beobachten, um so vielleicht seinen Platz im Leben zu finden. Ob sein neuer Nachbar (Justus von Dohnanyi), der vor ihm bei Buletten, die seine Frau für Niko zum Einzug gemacht hat, ein regelrechten Seelenstriptease hinlegt,  oder seine alte Schulfreundin Julika (Friederike Kempter), die ihre psychischen Probleme aus der Vergangenheit nicht ganz so gut bewältigt hat, wie sie selbst glaubt, sie alle begleiten Niko auf seiner Odysse durch die Stadt, durch diesen Tag und durch sein Leben. Doch ob am nächsten Morgen wirklich alles anders sein wird und tatsächlich die Erleuchtung kommt, wie es in seinem Leben weitergehen soll?

Mit "Oh Boy" präsentiert Jan Ole Gerster eine wunderbare Großstadtkomödie, die nicht nur aufgrund ihrer Schwarz-Weiß Optik und der musikalischen Untermalung, sondern auch aufgrund des cleveren Wortwitzes und des mitunter sehr trockenen Humors in seinen besten Momenten an das Frühwerk von Woody Allen erinnert. Tom Schilling ist als Niko, der etwas verpeilt durch den Tag geistert und auf seiner verzweifelten Suche nach einer Tasse Kaffee auf viele noch sehr viel schrägere und kaputtere Charaktere trifft, einfach wunderbar. Das liegt zum einen an seinem sehr natürlich und unverkrampft wirkendem Spiel, zum anderen aber auch an den wunderbaren Dialogen, die Gerster ihm und den anderen Figuren auf den Leib geschrieben hat.

Zwar kann so etwas wie eine stringente Handlung erkannt werden, dennoch mutet der Film auf eine durchaus effektive Art eher episodenhaft an. So kann Niko in vielen unterschiedlichen Situationen auf zahlreiche Charaktere treffen, die später noch einmal aufgegriffen werden können, was aber nicht zwangsläufig sein muss. So entsteht am Ende eben nicht das Gefühl, dass irgendein Handlungsstrang nicht aufgelöst wurde oder dass der Film zu überfrachtet wirkt. Auch wenn die einzelnen Stationen von Nikos Tag für sich genommen perfekt funktionieren und oft eher unzusammenhängend erscheinen, offenbart sich bei genauerem überlegen, wie hervorragend der Film konstruiert ist. Die einzelnen Versatzstücke der Geschichte sind geschickt aufeinander aufgebaut und viele der besten Pointen des Films sind sehr sorgfältig vorbereitet, weshalb sie auch richtig gut funktionieren können.

Neben sehr lustigen Momenten, wie etwa Nikos Besuch am Set eines hochdramatischen Weltkriegsdramas, gibt es auch einige ruhigere Momente, wobei diese besonders im letzten Drittel zu finden sind. Hier liegt auch das einzige Problem des Films. Die finale "Episode" zwischen Niko und einem älteren Herren, wunderbar gespielt von Michael Gwisek, ist nicht nur etwas zu lang geraten, sie will auch von ihrem melancholischen Ton nicht so ganz in das doch eher leichte Geschehen, das den Film bis dahin dominiert hat, hinein passen. Zwar ist auch diese Szene wie der Rest von "Oh Boy" eine sehr schön beobachtete Abbildung der Skurrilität des wahren Lebens. Dennoch will sie sich eben nicht so harmonisch in das Gesamtbild einfügen, wie das bei den vorangegangenen Szenen der Fall war.

Doch auch wenn man nach vielen wunderbaren Momenten und extrem guten Lachern am Ende ein wenig herunter gezogen wird, hinterlässt "Oh Boy" unterm Strich einen sehr positiven Eindruck. Es ist eine sehr originelle, hervorragend geschriebene und sehr gut gespielte Großstadtkomödie, die zeigt, dass auch in Deutschland anspruchsvolles Kino nicht immer nur mit Schwermut, sondern auch mal mit lockerer Ironie und cleverem Witz präsentiert werden kann. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Oh Boy (Deutschland 2012)"
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