Film:
Der Westen der USA, 1882: Charley Waite (Kevin Costner) und Boss Spearman (Robert Duvall) gehören zu den letzten der sogenannten Freegrazer, Viehtreibern, die ihre Rinder quer durch die USA über freies Weideland treiben. Begleitet werden sie dabei von dem jungen Mexikaner Button (Diego Luna) und dem kräftigen wie gutmütigen Mose (Abraham Benrubi). Von Ranchern werden die Freegrazer gar nicht gerne in der Nähe des eigenen Weidelands gesehen und stellen für sie eine Bedrohung des eigenen Profits dar. Und so reagiert auch der schwerreiche Rancher Baxter (Michael Gambon), der die kleine Stadt Harmonville fest in seiner tyrannischen Hand hat, nicht gerade freundlich, als die Rinder von Boss und Charley sein Grenzland abgrasen. Opfer des ersten Übergriffs wird Mose, der nach einem unsanften Zusammentreffen mit Baxters Männern schwerverletzt im Gefängnis von Harmonville landet.
Charley und Boss schaffen es, Mose aus dem Gefängnis zu befreien und lassen ihn vom ortsansässigen Arzt Doc Barlow (Dean McDermott) und der resoluten wie warmherzigen Sue Barlow (Anette Bening) versorgen. Doch schon bevor Moses Wunden verheilen können, kommt es zu einer erneuten Konfrontation mit Baxter und seinen Männern. Und dieses Zusammentreffen fordert Opfer, die Boss und Charley um jeden Preis rächen müssen. Vernunft hat nun keinen Platz mehr im Leben der Freegrazer, jetzt geht es nur noch um Rache. Doch so leicht lassen sich Baxter und seine Männer natürlich nicht ausschalten, ohne dass dabei die unschuldige Bevölkerung von Harmonville in Mitleidenschaft gezogen würde. Doch der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden, koste es, was es wolle.
Nach "Silverado", "Der mit dem Wolf tanzt" und "Wyatt Earp" wendet sich Kevin Costner mit "Open Range" erneut dem Western-Genre zu. Und wie schon bei seinem Oscar-gekrönten Erfolg "Der mit dem Wolf tanzt" tritt Costner in seinem neuen Western nicht nur als Schauspieler auf, sondern hält auch hinter der Kamera die Fäden fest in der Hand. Dass Costners ganze Liebe diesem Genre gehört, merkt auch der Zuschauer schnell, wenn er schon in den ersten Minuten mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen und erstklassiger "Marlborough-Country"-Romantik verwöhnt wird. Dass die Dialoge der kernigen Cowboys dabei zu klischeebeladen sind, um auch nur einen Moment lang wirklich überzeugen zu können, bemerkt man aufgrund der Schönheit dieser Bilder zunächst kaum. Vielmehr hat man als Zuschauer das Gefühl, dass sich "Open Range" etwas abseits der ausgetretenen Genre-Pfade bewegt. Doch das ist leider nicht der Fall.
In der zweiten Hälfte verkommt der bis dahin erstklassige Western zu einer altmodischen Rache-Geschichte, die zu sehr an den Eastwood-Klassiker "Erbarmungslos" und die Mutter aller Western, den Klassiker "12 Uhr Mittags" erinnert. Zwar liegt der Film auch hier noch über dem Durchschnitt, zeigt aber wenig von der Originalität, die noch in der ersten Hälfte zu spüren war. Was man hier leicht vergisst, ist wie viel Mühe und Liebe in dem ganzen Projekt steckt. Bei "Open Range" handelt es sich nämlich nicht um eine Hollywood-Großproduktion, sondern um einen Film, der unabhängig von einem Studio mit relativ wenig Geld (25 Millionen Dollar) und unter nicht gerade leichten Bedingungen entstanden ist.
Sowohl Nebendarsteller Michael Jeter, als auch Filmkomponist Michael Kamen starben einige Monate nach den Dreharbeiten. Auch wenn Beide in "Open Range" wirklich erstklassige Arbeit abliefern, so ist es doch schade, dass ihr Vermächtnis nicht noch überzeugender ausgefallen ist. In den USA konnte der Film zwar immerhin knapp 60 Millionen Dollar einspielen, in Deutschland wird es der Western allerdings wohl sehr viel schwerer haben. Wer allerdings auf altmodische Western in bester Genre-Tradition steht und sich an abgedroschenen Dialogen nicht stört, der wird mit einem wirklich sehr gut inszenierten und hervorragend gespielten Film verwöhnt. Und auch wenn "Open Range" nicht wirklich etwas Neues bietet, so ist es ehrlich gesagt auch wieder mal ganz schön, einen richtig altmodischen Film zu sehen. Daher gilt für Kevin Costners Western: Durchaus sehenswert!!
Bild:
Die grosse Stärke des Films sind ohne Frage die großartigen Landschaftsaufnahmen, die auch auf der DVD in voller Pracht erstrahlen. Die Farben sind satt, die Konturen klar und bis auf einige kleine Mängel gibt es auch bei der Schärfe keinen Grund zur Klage. Sehr gut!
Ton:
Die gute Tonqualität der DVD wird bei den Schießereien und bei der großen Unwettersequenz deutlich. Ansonsten überwiegen Dialoge und Musik, die ebenfalls sehr räumlich und dynamisch aus den Boxen klingen. Auch hier gibt es ein sehr gut!
Extras:
"Open Range" ist sowohl als Einzel-DVD erschienen, auf der nur eine kurze Featurette zu finden ist, sowie als grandiose Deluxe Edition Doppel DVD. Diese bietet auf der ersten DVD einen sehr guten und interessanten Audiokommentar von Kevin Costner, zu dem optional deutsche Untertitel zugeschaltet werden können.
Disc 2 beginnt mit einem kurzen Intro von Kevin Costner (0:48), das extra für die deutsche DVD aufgenommen wurde. Weiter geht es mit dem in acht Kapitel unterteilten Making of "Beyond the Open Range" (65:50), die zu den besten Making-of Dokumentationen der letzten Zeit gehört. Wenn man in dieser ausführlichen und sehr ehrlichen Dokumentation sieht, mit wie viel Herzblut Costner diesen Film auf die Beine gestellt hat, tendiert man leicht dazu, ihm gewisse Schwächen in der Inszenierung und die fehlende Originalität des Films zu verzeihen. Eine wunderbare, völlig werbefreie Dokumentation und der beste Grund dafür, sich diese DVD anzuschaffen.
Weiter geht es mit insgesamt 12 entfallenen Szenen, die entweder mit Einleitung von Kevin Costner (28:17) oder ohne (21:55) angesehen werden können. Diese Szenen sind nicht ohne Grund aus dem fertigen Film entfernt worden, geben aber den einzelnen Charakteren teilweise etwas mehr Tiefe. Schon aus diesem Grund sind die entfallenen Szenen durchaus sehenswert!
Der nächste Punkt bei den Extras bietet drei Featurettes. "Americas Open Range" (12:44) vermittelt einen kurzen Überblick über den historischen Hintergrund des Films. Nicht wirklich überragend, aber doch recht interessant. "Die Storyboards" (6:36) zeigt den Storyboardzeichner bei der Arbeit und vergleicht diese dann mit dem fertigen Film. Diese Kurzdokumentation ist sehr viel interessanter als die übliche Storyboardpräsentation und daher wirklich sehenswert. Die letzte Featurette gibt es exklusiv nur auf der deutschen DVD und zeigt 9:17 Minuten lang Bilder von der Deutschlandpremiere und eine kurze Ansprache von Kevin Costner.
Ein "Broken Wagon" Videoclip (4:29) mit vielen Behind-the-Scenes Aufnahmen und diverse Trailer runden das vorbildliche Bonusprogramm dieser Doppel-DVD ab.
Fazit:
Auch wenn der Film einige deutliche Schwächen hat, ist die DVD absolutes Pflichtprogramm. Ein guter Audiokommentar und ein vorbildliches Making-of sollten sich Fans auf keinen Fall entgehen lassen. Hier gilt ohne Frage: absolut empfehlenswert!!!!
Originaltitel: Open Range
Regie: Kevin Costner
Anzahl der Discs: 2
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS ES Discrete 6.1), Englisch (Dolby Digital 5.1, DTS ES Discrete 6.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bildformat: 16:9 (2.35:1)
Extras: Audiokommentar, Making of, entfehrnte Szenen (optional mit Kommentar), 3 Featurettes, Trailer, TV-Spots, Cast und Crew Informationen
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 133 Min.
Regionalcode: 2
Ein Artikel von Sebastian Betzold