Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Gisaengchung |
Genre: | Drama |
Regie: | Bong Joon-Ho |
Kinostart: | 17.10.2019 |
Produktionsland: | Südkorea 2019 |
Laufzeit: | ca. 132 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Parasite.DerFilm |
Die Familie Kim führt ein Leben am unteren Ende des Existenzminimums. Die gemeinsame Wohnung von Vater, Mutter, Sohn und Tochter ist ein grünlich-schummrigen Keller, das W-Lan der Nachbarn gibt es nur in der hintersten Ecke des Bades und mit Jobs wie dem Falten von Pizzakartons hält sich die Familie gerade so über Wasser. Doch dann bekommt der Sohn durch die Begegnung mit einem alten Kumpel eine einmalige Gelegenheit: eine Anstellung als Englisch-Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park. Er kann zwar kaum Englisch, aber er schafft es, die Eltern seiner neuen Schülerin vom Gegenteil zu überzeugen. Und damit nicht genug. Mit geschickten Manipulationen und Lügen gelingt es ihm, nach und nach auch den Rest seiner Familie von den Parkers anstellen zu lassen und die bisherigen Bediensteten loszuwerden. Nicht ahnend, dass ihre neuen Angestellten miteinander verwandt sind, können die wohlhabenden Parkers auf die Kims nicht mehr verzichten. Doch dann löst ein lang gehütetes Geheimnis unerwartete Ereignisse aus, durch die das so sorgsam aufgebaute Kartenhaus aus genialen Täuschungen wieder in sich zusammenfallen könnte…
Für sein neuestes Werk "Parasite" konnte der gefeierte koreanische Regisseur Bong Joon Ho ("Snowpiercer", "The Host") in diesem Jahr die Goldenen Palme von Cannes und mehrere Oscars abstauben. Seine Mischung aus bitterer Satire, Drama, tiefschwarzer Komödie und packendem Thriller ist aber auch wirklich brillant erzählt. Der Film offenbart immer wieder neue Abgründe und entzieht sich gleichzeitig jeder eindeutigen Zuordnung. Im Kern hat Bong Joon Ho ein sehr intelligentes und dabei auch extrem unterhaltsames Stück Gesellschaftskritik geschaffen, dass mit überraschenden Wendungen und einer faszinierenden Bildsprache aufwarten kann. Doch was "Parasite" am Ende so besonders macht, ist, dass hier mit doch sehr deutlicher Sprache extrem subtil gearbeitet wird, wodurch man als Zuschauer eben immer wieder davon überrascht wird, wie schnell die Geschichte ihren Ton oder ihre Richtung ändert – und am Ende doch stimmig am vorbestimmten Ziel ankommt.
Filme wie dieser kommen meist sehr bedeutungsschwanger und schwer daher. Denn für viele Filmemacher scheinen sich Unterhaltung und Anspruch kategorisch auszuschließen. Bong Joon Ho zeigt, wie schon in früheren Filmen, dass dem nicht so ist. Er erlaubt seinem Publikum auch in Momenten, in denen er zeigt, in welchem Elend seine Protagonisten leben, so etwas wie Leichtigkeit und Humor entdecken zu können. Und er zeigt, dass man Probleme unserer Gesellschaft thematisieren kann, ohne die ganze Zeit mit dem erhobenen Zeigefinger wedeln oder exzessiv in Schwermut baden zu müssen.
Kurzum: Bong Joon Ho vertraut darauf, dass sich seine Zuschauer zurücklehnen und unterhalten lassen können, ohne das Gehirn völlig auszuschalten. Man versteht seine Botschaft, wird von einigen intensiven Szenen durchgeschüttelt und denkt auch noch lange über den Film nach. All das macht "Parasite" durchaus zu einem kleinen Meisterwerk, das nicht nur seine zahlreichen Auszeichnungen wie den Oscar, sondern auch ein "Absolut sehenswert" mehr als verdient hat!
Ein Artikel von Sebastian Betzold