Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Passengers |
Genre: | Sci-Fi, Drama, Romantik |
Regie: | Morten Tyldum |
Kinostart: | 05.01.2017 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 116 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.passengers-film.de |
Ein großes Raumschiff bringt eine große Gruppe von Menschen von der Erde auf einen anderen Planeten, den sie besiedeln wollen. 120 Jahre dauert die Reise, die Besatzung und Passagiere größtenteils im künstlichen Tiefschlaf verbringen. Doch einige Jahre nach dem Start gerät das Schiff in einen Meteoritenschauer, was zu einer kurzfristigen Störung der Systeme führt. Mit fatalen Folgen für Passagier Jim (Chris Pratt), dessen Schlafkammer sich neunzig Jahre zu früh öffnet. Da er sich nicht selbst wieder in Tiefschlaf versetzen kann, ist Jim nun zu einem einsamen Leben an Bord des riesigen Raumschiffs verdammt. Sein einziger Gesprächspartner ist ein Bar-Roboter (Michael Sheen), der aber kein echter Ersatz für zwischenmenschlichen Kontakt ist. Als Jim nach einem Jahr der Einsamkeit die Schlafkammer von Aurora (Jennifer Lawrence) entdeckt und er sich in ihre Videoaufzeichnungen verliebt, fasst er einen drastischen Entschluss, dessen Folgen lange nicht abzusehen sind…
Schon 2007 schaffte es das Drehbuch zu "Passengers" auf die begehrte Blacklist in Hollywood, auf der die besten bislang unverfilmten Drehbücher gelistet werden. Immer wieder wurde das Projekt in Angriff genommen, verschiedene Darsteller wie Keanu Reeves, Rachel McAdams oder Emily Blunt und unterschiedliche Regisseure wurden verpflichtet, doch über die Planungsphase ging das Ganze nie hinaus. Erst als Morten Tyldum ("Headhunters") nach dem internationalen Erfolg von "The Imitation Game" als Regisseur ausgewählt wurde und mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence zwei der gerade angesagtesten Hollywood-Stars gewonnen werden konnten, wurde das immer wieder verworfene Projekt endlich umgesetzt. Stellt sich nur die Frage, ob sich das lange Warten auch gelohnt hat?
Die Antwort darauf fällt nicht wirklich klar aus. Ein "Jein" trifft es hier eher. Denn der Film hat sehr viele starke Elemente, aber auch einige deutliche Schwächen, die besonders im letzten Drittel hervortreten und ganz eindeutig dem Drehbuch zuzuschreiben sind. Zunächst zu den positiven Aspekten. Da wäre zum einen die visuelle Umsetzung. Das Setdesign ist einfach großartig. Es ist faszinierend, mit Jim zu Beginn des Films durch das menschenleere Raumschiff zu streifen. Auch die visuellen Effekte können in vielerlei Hinsicht überzeugen. So gibt es etwa eine Sequenz, in der die Schwerkraft auf dem Schiff gerade in dem Moment ausfällt, als Aurora gerade im Pool schwimmt. Diese Sequenz ist wirklich packend und visuell beeindruckend umgesetzt.
Der Film ist also auf jeden Fall etwas fürs Auge – was natürlich auch auf seine beiden Hauptdarsteller zutrifft. Zudem verfügt er hier und da auch über etwas Humor, der die ansonsten nicht unbedingt preisverdächtige Dramaturgie angenehm auflockert. Und dann ist da noch Michael Sheen als Cocktails mixender Roboter, der ohne Zweifel das schauspielerische Highlight des Films ist. Damit erschöpfen sich allerdings auch schon die positiven Aspekte. Sicherlich, die Geschichte hat auch einige Stärken. Allerdings werden diese zu oft nicht adäquat genutzt, was angesichts der genannten positiven Aspekte wirklich schade ist.
Enttäuschend sind leider in Teilen Chris Pratt und Jennifer Lawrence. Die Beiden spielen ordentlich, keine Frage. Und ein klein bisschen prickelnde Chemie ist zwischen den Zweien auch zu spüren. Doch reicht die nicht aus, um einen ganzen Film zu tragen. Das wird deutlich, wenn Laurence Fishburne auftaucht und man als Zuschauer für diese Abwechslung sehr dankbar ist. Pratt und Lawrence sind gute Schauspieler und große Sympathieträger. Doch dieses romantische Weltraumabenteuer ist für sie – wahrscheinlich auch aufgrund der Drehbuchschwächen – einfach eine Nummer zu groß. Sie schaffen es einfach nicht, gegen die schwache Story gerade im letzten Teil des Films glaubhaft anzuspielen, was den Unterhaltungswert von "Passengers" nach etwa 80 Minuten von sehr gut auf ordentlich bis schließlich schwach fallen lässt.
Wer mit einem enttäuschenden Finale leben kann und wem es reicht, zwei attraktive Darsteller in einem großartigen Set agieren zu sehen, dem kann diese Odyssee im Weltall durchaus empfohlen werden. Wer dagegen wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde gleichermaßen gut unterhalten werden möchte und für wen weder Chris Pratt noch Jennifer Lawrence ausreichen, um eventuelle Schwächen auszugleichen, der sollte lieber auf die Heimkinoauswertung warten – auch wenn dort die tollen Bilder natürlich nicht mehr ganz so gut funktionieren. Insgesamt gibt es also nur mit Abstrichen noch ein zufriedenes: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold