Die Frankfurt-Tipp Bewertung: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Hannes Lang |
Kinostart: | 28.03.2013 |
Produktionsland: | Deutschland/Italien 2011 |
Laufzeit: | ca. 94 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.farbfilm-verleih.de |
Die Berge – das verbinden die Meisten mit Natur, Einsamkeit, Romantik und Stille. Auf der anderen Seite stehen die Berge auch für Massentourismus, der nicht gerade im Einklang mit der Natur steht, für viele Menschen in den Bergregionen aber längst zu einer überlebenswichtigen Einnahmequelle geworden ist. Die Diskrepanz zwischen einem Leben im Einklang mit der Natur und hochtechnisiertem Skitourismus, zwischen romantischer Stille und lauten Après Ski Partys, zwischen einfacher Landwirtschaft und modernen Techniken gegen den Klimawandel versucht Hannes Lang in seiner bildgewaltigen Dokumentation "Peak – Über allen Gipfeln" einzufangen.
Dafür hat Lang seine Kameras ein Jahr lang in Sölden, im Ritztal, in Südtirol, in Grindelwald und im Kaunertal laufen lassen und hat dabei einige sehr beeindruckende Bilder eingefangen, die er meist für sich sprechen lässt. Zwar kommen hier und da auch ein paar Bewohner der Regionen zu Wort, um über das Leben als einfacher Bauer, um die Veränderungen durch den Klimawandel, über künstliche Beschneiung oder über die Notwendigkeit des Tourismus zu sprechen. Doch über weite Strecken beherrscht die mal mehr, mal weniger natürliche Geräuschkulisse das Geschehen. Dabei setzt Lang ein äußerst effektives Stilmittel ein. So richtet er immer wieder die Kamera auf die malerische Natur, die nur von dem Rauschen des Windes, Vogelgezwitscher oder dem Läuten von Kuhglocken, ansonsten aber von einer faszinierenden Stille erfüllt ist. Nur langsam dringen dann unnatürliche Geräusche wie die Motoren von Baufahrzeugen oder das Stimmengewirr der Touristen in die Szenerie ein.
Besonders effektiv ist der Gegensatz in einer Sequenz herausgearbeitet, in der Lang eine in einen Berghang hineingebaute Feriensiedlung mit etlichen nicht gerade attraktiven Wohneinheiten erst im Sommer besucht, wenn hier kaum ein Mensch lebt und das Ganze fast den Eindruck einer Geisterstadt erweckt. Wenig später wandert die Kamera erneut durch die Gassen der Siedlung, jetzt allerdings im Winter, wo hier reges Trieben herrscht, sich Touristen in Scharen in die Ski-Lifte drängen oder laute Après Ski Partys feiern.
Der Film hat einige sehr interessante Momente zu bieten, die das schwierige Verhältnis zwischen Industrialisierung der Alpen und dem eher zurückgezogenen Leben in einer bedrohten Idylle zeigen und die auch deutlich machen, wie die Menschen versuchen, den durch sie selber vorangetriebenen Veränderungen Herr zu werden, um noch möglichst lange vom Tourismus leben zu können. Zwar gibt es in einigen Szenen deutliche Längen, die durch die mitunter etwas zu ausgedehnten, stillen Einstellungen noch unterstrichen werden. Doch insgesamt ist "Peak – Über allen Gipfeln" ein durchaus faszinierender, überraschender und irgendwie auch ein wenig besorgniserregender Film, der Allen, die sich für die Berge und die Diskussionen um Klimawandel und Massentourismus interessieren, ans Herz gelegt werden kann. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold