Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Demain tout commence |
Genre: | Komödie, Drama |
Regie: | Hugo Gélin |
Kinostart: | 05.01.2017 |
Produktionsland: | Frankreich 2016 |
Laufzeit: | ca. 117 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.ploetzlichpapa-derfilm.de |
Samuel (Omar Sy) genießt sein Leben als Single an der Côte d`Azur in vollen Zügen. Er fährt Touristen auf ihren Jachten spazieren und vergnügt sich abends auf Partys mit schönen Frauen. Das perfekte Leben ohne Verpflichtungen. Doch damit ist von einem Tag auf den anderen Schluss, als ihm Kristin (Clémence Poésy), eine Affäre aus dem vergangenen Jahr, plötzlich ein Kind in die Arme legt, das angeblich seine Tochter ist. Ehe Samuel begreift, was da gerade passiert, ist Kristin verschwunden. Die Suche nach ihr führt den Lebemann nach London, wo er die nächsten Jahre hängenbleibt. Als Stuntman kann er für sich und Gloria (Gloria Colston) ein angenehmes Leben gewährleisten und er nutzt jede Sekunde, um sich liebevoll um das Mädchen zu kümmern. Acht Jahre lang führen die Beiden ein nahezu perfektes Leben – bis Kristin plötzlich wieder auftaucht…
Mit "Plötzlich Papa" liefert Regisseur Hugo Gélin eine wirklich bezaubernde Vater-Tochter-Geschichte ab, die den Zuschauer die unterschiedlichsten Emotionen durchleben lässt. Das Ganze beginnt als leichte Komödie im Stil von Filmen wie "3 Männer und 1 Baby": Ein charmanter Kindskopf wird gezwungen, zum ersten Mal ins einem leben Verantwortung zu übernehmen. Und das sorgt natürlich für allerhand Chaos beim ersten Windelwechseln oder dem ersten Fläschchen. Doch dieser Teil ist relativ schnell abgehakt und wir beobachten acht Jahre später eine humorvolle Vater-Tochter Beziehung voller Lebensfreude und Leichtigkeit. Die wird mit dem Auftauchen von Kristin allerdings verdrängt, wandelt sich der Film doch nun eher zu einem Drama im Stil des Klassikers "Kramer gegen Kramer". Doch dann schlägt die Geschichte noch einmal eine neue Richtung ein.
Darüber soll hier natürlich Nichts verraten werden. Nur so viel: es werden in den letzten Minuten wohl einige Tränen fließen. Manch einer mag das Finale vielleicht etwas zu dick aufgetragen empfinden. Doch im Prinzip hat Gélin alles richtig gemacht: Er hat darauf hingearbeitet, kann die Zuschauer aber dennoch überraschen. Dabei verzichtet er auf zu kitschige Szenen und lässt das Ganze stattdessen aus dem Off kommentieren. Das Zusammenspiel aus den Bildern, die gezeigt werden und dem, was man zu hören bekommt, ist wirklich herzzerreißend – verfügt aber in all seiner Traurigkeit über eine gewisse Schönheit und eine positive Note. Und das ist wirklich ein kleines Kunststück.
Der Film ist weit entfernt davon, perfekt zu sein. Gerade zu Beginn wirken einige Gags arg wie überzogener Slapstick und zu oft hat man das Gefühl, dass Teile der Geschichte anderen Filmen entliehen sind. Und trotz einiger angebrachter Kritikpunkte funktioniert "Plötzlich Papa" wirklich hervorragend. Das ist der Regie ebenso zu verdanken, wie dem wunderbaren Hauptdarsteller-Duo Omar Sy und Gloria Colston. Der "Ziemlich beste Freunde"-Star ist auch hier wieder ein enormer Sympathieträger, dessen Charme man sich einfach nicht entziehen kann. Und dennoch wird er von seiner nicht minder charmanten Filmtochter beinahe an die Wand gespielt. Zwischen den Beiden herrscht eine nahezu perfekte Chemie, die dafür sorgt, dass sie dem Publikum ganz schnell ans Herz wachsen. Man freut sich für die kleine Gloria, dass sie so einem liebenden Papa hat und für Samuel, dass sie seinem Leben einen echten Sinn gibt. Es ist diese Chemie, die über die Schwächen der Inszenierung hinwegtröstet und besonders das letzte Drittel so mitreißend und emotional macht.
Wer Omar Sy in "Ziemlich beste Freunde" mochte, der wird ihn auch hier lieben. Die Rolle des liebevollen, aber auch selbst noch etwas kindsköpfigen Samuel scheint ihm direkt auf den Leib geschrieben zu sein. Doch auch, wer generell eine ausgewogene Mischung aus Komödie und Drama mag und im Kino gerne auch mal wieder hemmungslos Schluchzen möchte, der sollte sich diesen schönen, unterhaltsamen Film nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold