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Deutschland/Österreich/Estland 2010 - mit Paula Beer, Edgar Selge, Richy Müller, Tambet Tuisk ...

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Chris Kraus
Kinostart:03.02.2011
Produktionsland:Deutschland/Österreich/Estland 2010
Laufzeit:ca. 139 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.poll-derfilm.de

Nach dem Tod ihrer Mutter bringt die junge Oda von Siering (Paula Beer) im Sommer 1914 deren sterblichen Überreste an die baltische Ostseeküste auf das Gut Poll. Hier lebt und arbeitet ihr Vater Ebbo (Edgar Selge) als Arzt und Hirnforscher. In der kurz vor dem Zerfall stehenden Region gelingt es Oda kaum, ihren Platz zu finden. Erst, als sie zufällig einen verwundeten estnischen Anarchisten, der sich nur "Schnaps" nennt, trifft und ihm dabei hilft, sich vor den zaristischen Truppen zu verstecken und seine Wunden zu heilen, wird ihr Schicksal auf Poll nachhaltig verändert.

Mit "Poll" liefert Chris Kraus einen gleichsam beeindruckenden wie gewöhnungsbedürftigen Nachfolger zu seinem gefeierten "Vier Minuten" ab. Basierend auf den Memoiren der Berliner Autorin Oda Schaefer (1900 – 1988) hat sich Kraus ganze 14 Jahre mit der Entwicklung des Projekts beschäftigt, wobei drei Jahre auf die Vorproduktion verwendet wurden. Mit 24 nationalen und internationalen Fernsehredaktionen und Filmförderern als Partner konnten dann im Sommer 2009 endlich die Dreharbeiten beginnen. Gedreht wurde in einem fast nur von Natur umgebenen, unberührten Gebiet der südestnischen Ostseeküste. Das brachte wiederum große logistische Probleme mit sich, würden doch für den Dreh über 1000 Komparsen, Hunderte von Kostümen, viel Baumaterialien und schließlich noch die 150 Crewmitglieder aus den unterschiedlichsten Teilen Europas ans Set befördert und dort auch untergebracht werden.

Die Mühe, die in diesen Film gesteckt wurde, ist dem Werk auch in jeder Hinsicht positiv anzusehen. Alleine das schöne, auf seine ganz eigene Art bedrohlich faszinierende Gut Poll ist eine echte Meisterleistung. Es gelingt Kraus hervorragend, inmitten dieser Kulisse eine Art trügerisches Paradies zu erschaffen, über dem die ständig bedrohlicher werdende Wolke des drohenden Ersten Weltkrieges hängt. Schon durch die Sprachbarriere bzw. die Vermischung der verschiedenen Sprachen wird die Zerrissenheit der Region und der Menschen sehr gut verdeutlicht. Es ist Kraus hoch anzurechnen, dass er dies konsequent und sehr authentisch umgesetzt hat, auch wenn das den Film für den Zuschauer gerade zu Beginn schwer zugänglich macht.

Das wiederum kann zwar auch positiv gewertet werden, wird doch der Betrachter quasi in die Rolle von Oda, in die Rolle eines Außenseiters, befördert, wodurch Oda zu einer wichtigen Identifikationsfigur wird. Allerdings gibt es leider nicht viele Zuschauer, die sich auf eine derart schwierige Art des Filmgenusses einlassen, auch wenn sie am Ende für ihre Bemühungen mit einem insgesamt sehr eindrucksvollen Kinoerlebnis belohnt werden. "Poll" ist anspruchsvolles Arthauskino, das den Zuschauer fordert, dafür aber gerade im visuellen Bereich die Sinne verwöhnt. Wer sich nicht unbedingt auf leichte Kinokost spezialisiert hat und historische Dramen vom Schlage von "Das weisse Band" zu schätzen weiß, dem kann "Poll" wärmstens ans Herz gelegt werden.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Poll (Deutschland/Österreich/Estland 2010)"
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