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Quellen des Lebens

Quellen des Lebens

Deutschland 2012 - mit Jürgen Vogel, Meret Becker, Moritz Bleibtreu, Lavinia Wilson, Lisa Smit, Leonard Scheicher ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama, Tragikomödie, Komödie
Regie:Oskar Roehler
Kinostart:14.02.2013
Produktionsland:Deutschland 2012
Laufzeit:ca. 173 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.quellendeslebens.x-verleih.de

Robert Freytag blickt auf die bewegende Geschichte seiner Familie zurück, auf drei Generationen und auf eine Zeit voller politischer, gesellschaftlicher und persönlicher Veränderungen. Seine Geschichte beginnt in der fränkischen Provinz in den 1950er Jahren mit der Rückkehr seines Großvaters Erich (Jürgen Vogel) aus der Kriegsgefangenschaft. Die Ehe mit seiner Frau Elisabeth (Meret Becker) scheint nach den Jahren der Entfremdung am Ende. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz reißt sich die Familie zusammen und es gelingt Erich sogar, mit der Produktion von Gartenzwergen einen Teil des deutschen Wirtschaftswunders für sich zu beanspruchen. Jahre später hofft Erich, dass sein Sohn Klaus (Moritz Bleibtreu) in seine Fußstapfen treten wird. Doch Klaus will viel lieber Schriftsteller werden. Als er die aus wohlhabendem Elternhaus stammende Gisela (Lavinia Wilson) kennen lernt, scheint er seine Seelenpartnerin gefunden zu haben. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, aus der schon nach kurzer Zeit der kleine Robert hervor geht. Doch mit Ehe und Kind kommt auch das Ende der Leidenschaft. Während Gisela als Schriftstellerin Erfolge feiert und sich als Freigeist ausleben möchte, versinkt Klaus in einer Mischung aus kreativem Selbsthass und Frustration, die auch Robert zu spüren bekommt. Nach der Trennung seiner Eltern beginnt für den Jungen eine wahre Odyssee durch die gesamte Familie und weite Teile von Deutschland, die erst ein Ende zu finden scheint, als Robert (Leonard Scheicher) als junger Mann auf seine Jugendliebe Laura (Lisa Smit) wieder trifft... 

Wie auch sein parallel entstandener Roman "Herkunft" ist auch Oskar Roehlers neuester Film "Quellen des Lebens" stark autobiografisch eingefärbt. Roehler vermischt persönliche Erinnerungen und Zeitgeschichtliches mit Stilmitteln des Drama, der Komödie und des Familien-Epos und erlaubt dem Zuschauer dadurch eine äußerst unterhaltsame, bunte, nostalgische Reise in die Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wäre Oskar Roehler freilich nicht Oskar Roehler, hätte er dem Ganzen nicht seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. So setzt er ungehemmt Kitsch, Klischees und vereinzeltes Overacting der Darsteller ein, ohne die Geschichte oder ihre Figuren der Lächerlichkeit Preis zu geben. Das mag bisweilen etwas merkwürdig, leicht skurril oder sogar etwas anstrengend wirken. Unterhaltsam ist sein Blick auf die Welt "zwischen Gartenzwerg, Käseigel und Italienreise" aber allemal. 

Dass der Film trotz einiger etwas gewöhnungsbedürftiger Szenen so gut funktioniert, ist neben dem gut beobachteten Drehbuch sicherlich auch der Ausstattung, der Kameraarbeit, der Musikauswahl und der Arbeit der Maskenbildner geschuldet. Einen wichtigen Beitrag leistet aber ganz besonders das hervorragende Darstellerensemble. Die Schauspieler schaffen es sehr gut, ihre Rollen auch in etwas albern wirkenden Momenten derart ernsthaft zu spielen, woraus der Film viel zusätzlichen Unterhaltungswert bezieht. Hier ist besonders Jürgen Vogel hervorzuheben, der die Wandlung vom äußerst unangenehmen ehemaligen Kriegsgefangenen mit grauenhaften Zahnresten zum an sich liebenswerten Großvater mit stolzer Zahnleiste mit Bravour meistert. Großartig ist aber auch Lavinia Wilson als Roberts Mutter Gisela. Zu Beginn kann man als Zuschauer durchaus noch nachvollziehen, warum sich Klaus in die etwas überdrehte, aber extrem charismatische und reizende junge Frau verliebt. Die Wandlung, die diese Figur dann durchmacht, legt Wilson derart überzeugend hin, dass es geradezu Spaß macht, Rabenmutter Gisela zu verachten. 

Die Wandlung der Figuren und ihrer Geschichten ist ohnehin das, was diesen Film trotz seiner stattlichen Laufzeit so kurzweilig und sehenswert macht. Hier gibt es keinen Stillstand, alles ist ständig in Entwicklung und Bewegung. Das ist nicht immer lustig oder angenehm, nicht immer leicht und vergnügt, aber genau darin liegt auch der Reiz des Films. Wer würde etwa zu Beginn des Films denken, dass ausgerechnet die Liebesgeschichte, die hier am wenigsten romantisch und geradezu bedrückend gezeichnet wird, am Ende die ist, die alle Höhen und Tiefen zu überstehen scheint und in einer wirklich rührenden Szene gipfelt? Dass Roehler derartige Wandlungen seiner Figuren glaubhaft gelingt, obwohl er so bewusst auch überzeichnet, ist schon ein kleines Kunststück. 

"Quellen des Lebens" ist ein ungeheuer vielseitiger und vielschichtiger Film. Ein bisschen verrückt, ein bisschen lang, ein bisschen anstrengend. Dabei aber auch ganz großartig gespielt, extrem amüsant und mitreißend und einfach gut. So macht deutsches Kino richtig Spaß. Da bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass eine Fortsetzung, von der Produzent Stefan Arndt im Presseheft offen träumt, tatsächlich Wirklichkeit werden wird. Für Liebhaber des etwas besonderen deutschen Films gilt: absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Quellen des Lebens (Deutschland 2012)"
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