Nachdem er die Fäden bei den Teilen 2 und 3 aus der Hand gegeben hatte, nimmt Paul W.S. Anderson, Regisseur der ersten "Resident Evil"-Verfilmung, beim vierten Aufguß das Zepter wieder selbst in die Hand. Und das aus gutem Grund: denn "Resident Evil: Afterlife" wurde mit dem selben Kamerasystem inszeniert, mit dem schon James Camerons "Avatar" gedreht worden ist. Das macht den neuesten Teil der Videospiel-Verfilmungen nicht nur zu einer technischen Herausforderung für den Regisseur, sondern auch zu einem fast sicheren Hit – und das läßt sich Paul W.S. Anderson natürlich nicht entgehen.
Die Story ist, wie schon in den ersten drei Filmen, eigentlich Nebensache. Noch immer ist Alice (Milla Jovovich) auf Rachefeldzug gegen die Umbrella Corporation, durch deren Schuld ein Virus freigesetzt worden ist, der einen Großteil der Menschheit in blutrünstige Untote verwandelt hat. Alice, von Umbrella selbst in eine fast unbesiegbare Kampfmaschine verwandelt, gelingt es zwar, die Zentrale der Corporation in Japan zu zerstören, doch dafür muß sie auch einen hohen Preis bezahlen: ihr wird ein Serum injiziert, das ihr sämtliche übernatürliche Kräfte raubt und sie wieder zu einem ganz normalen Menschen macht.
Als solche macht sich Alice verzweifelt auf die Suche nach weiteren Überlebenden. In Alaska stößt sie auf Claire (Ali Larter), die sie zuletzt in Las Vegas gesehen hatte. Doch irgend etwas ist anders. Claire kann sich nicht mehr an Alice und an das, was mit den anderen Überlebenden geschehen ist, erinnern. Gemeinsam fliegen die beiden Frauen nach Los Angeles, in der Hoffnung, dort Hinweise auf eine vermeintliche Oase zu finden, wo die letzten Menschen in Sicherheit vor den Zombies leben könnten. Doch was sie in der Stadt der Engel vorfinden, zerstört fast jede Hoffnung auf Rettung…
Zugegeben, der 3D Effekt macht "Resident Evil: Afterlife" visuell zum besten Teil der Reihe. Es gibt etliche Szenen, die erst durch 3D eine gewisse Wirkung entfalten können. Gerade solche Zeitlupen-Effekte, die seit "Matrix" als "Bullet Time" bekannt sind, entfalten in der dritten Dimension ihre volle Wirkung. Und auch wenn es die Effekte bei weitem nicht mit denen in "Avatar" aufnehmen können, so kann hier doch mit bestem Gewissen gesagt werden, dass "Resident Evil: Afterlife" einer der Filme ist, bei denen 3D wirklich Sinn macht.
Woran es der Reihe aber auch im vierten Teil wieder mangelt, sind eine spannende Geschichte und vor allem gute Charaktere. Sicherlich, Alice ist cool und nett anzusehen, doch eine richtige Identifikationsfigur ist sie immer noch nicht. Und auch die Nebenfiguren bleiben extrem blass und dienen ohnehin fast allesamt nur als Kanonenfutter für blutige Zombieattacken. Logik oder Dialoge mit auch nur einem Hauch von Intelligenz sucht man ebenfalls vergebens. Doch auch wenn das Aspekte sind, die der Zielgruppe nicht wirklich störend auffallen werden, so lässt der Film auch Zutaten vermissen, die zur Steigerung der Spaßfaktors durchaus hilfreich gewesen wären.
So läßt das Geschehen jede Form von Humor oder Selbstironie vermissen. Sicherlich, etwas unfreiwillige Komik gibt es hier und da schon mal, aber ansonsten nimmt sich der Film viel zu ernst, was angesichts Keulen schwingender Riesenmonster oder Zombiehunden einfach nur verschenktes Potential ist. Dass auch die Darsteller (und ganz besonders die weiblichen Stars) nicht mehr Talent zeigen dürfen, als selbst in den schlimmsten Situationen gut auszusehen, ist auch nicht wirklich positiv zu werten.
So bleibt am Ende das Fazit, dass "Resident Evil: Afterlife" für Fans der Reihe sehenswert geworden ist, allerdings nur aufgrund des 3D Effektes, denn ansonsten war ihm Teil 3 auf jeden Fall überlegen. Visuell top, inhaltlich enttäuschend, aber mehr war eigentlich auch nicht zu erwarten.
Ein Artikel von Sebastian Betzold