Originaltitel: | Sherlock Series 1 |
Genre: | TV-Serie, Thriller |
Regie: | Paul McGuigan (Ep. 1 + 3), Euros Lyn (Ep. 2) |
Verkaufsstart: | 08.08.2011 |
Produktionsland: | Großbritannien 2011 |
Laufzeit: | ca. 270 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 2 |
Sprachen: | Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) |
Untertitel: | Englisch |
Bildformat: | 16:9 (1.78:1) |
Extras: | Audiokommentare, ursprüngliche Fassung des Pilotfilms, Making of, Booklet |
Regionalcode: | 2 |
Label: | Polyband Medien |
Webseite: | www.bbcgermany.de |
Inhalt: Die Idee ist so einfach wie genial: was wäre, wenn Sherlock Holmes nicht im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, sondern in der Gegenwart, im Zeitalter von Handys, Google und "C.S.I." auf Verbrecherjagd gehen würde? Steve Moffat, der bereits mit "Jekyll" einen klassischen Stoff in die Moderne transportiert hat und mit der Neuauflage der Kultserie "Doctor Who" große Erfolge feiert, hat diese interessante Prämisse gemeinsam mit Mark Gatiss in eine großartige Neuinterpretation des bekannten Stoffes umgesetzt.
Die wohl schwierigste Aufgabe war es, sich von den zahllosen Interpretationen des von Arthur Conan Doyles erdachten Stoffes abzuheben. Gerade weil erst vor kurzer Zeit Guy Ritchie mit seinem "Sherlock Holmes" erfolgreich die Kinos erobert hatte, galt es, eine ganz eigenständige, originelle Version des legendären Ermittlers aus der Baker Street zu schaffen. Dieses Vorhaben, das kann nach den ersten drei Episoden zweifelsohne gesagt werden, ist mehr als gelungen.
Mit Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes und Martin Freeman, dem Bilbo Beutlin aus Peter Jacksons "Hobbit"-Filmen, als Dr. John Watson haben die Macher ein großartiges Hauptdarsteller-Duo gecastet. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt perfekt, wobei Beide sehr gut ihre Charaktere mit Eigenschaften der klassischen Vorlage und modernen Versatzstücken füllen. Humor, Spannung, Ausstattung und Effekte können sich sehen lassen und machen "Sherlock" zu einem TV-Vergnügen der besonderen Art. Besonders die Art und Weise, wie Sherlocks Kombinationsgabe visuell umgesetzt wurde, ist äußerst gelungen umgesetzt. Der einzige Wehrmutstropfen: schon nach drei jeweils 90minütigen Folgen ist die erste Staffel vorbei. Doch die nächsten Abenteuer von Sherlock Holmes und Dr. Watson sind zum Glück schon in der Mache. Bis dahin können Sie sich an folgenden Fällen erfreuen:
FOLGE 1: EIN FALL VON PINK
Die erste Episode, die sich eng an den Holmes-Roman "Eine Studie in Scharlachrot" orientiert, erzählt davon, wie sich Holmes und Watson kennen lernen und sich zu einer ungewöhnlichen Zweier-WG zusammen schließen. Und Watson kommt auch gleich in den Genuss von der einmaligen Kombinierungsgabe seines mitunter etwas arrogant wirkenden Mitbewohners, denn Holmes untersucht eine Reihe merkwürdiger Selbstmorde, die ganz London in Atem hält. Doch Holmes ist sich sicher: hierbei handelt es sich um die Tat eines ganz besonders gerissenen Killer.
Highlights dieser ersten Folge sind natürlich das erste Aufeinandertreffen von Holmes und Watson, aber auch das ganz spezielle Duell, dem sich Holmes am Ende des Falls stellen muss. Ein mehr als gelungener Einstand, der auch von dem großen Respekt der Macher vor der literarischen Vorlage zeugt.
FOLGE 2: DER BLINDE BANKER
Der zweite Fall beginnt mit den mysteriösen Morden an einem Journalisten und einem Bankmitarbeiter. Es scheint so, als seien die Opfer vor ihrem Ableben durch merkwürdige Graffitis gewarnt worden, was den Verdacht nahe legt, dass es sich hier um das Werk einer mörderischen Bande handelt. Bald schon entdeckt Holmes, der von einem alten Studienfreund zu dem Fall hinzugezogen wird, Zusammenhänge zwischen den Morden, die ihn nach Chinatown führen.
"Der blinde Banker" basiert deutlich loser auf verschiedenen Geschichten Doyles. Auch wenn es sich bei der zweiten Folge um den schwächsten Fall der ersten Staffel handelt, so sind Holmes` wieder einmal ganz spezielle Ermittlungen und Watsons nicht ganz glücklich endendes Date echte Highlights, die auch diese Folge absolut sehenswert machen.
FOLGE 3: DAS GROSSE SPIEL
Episode 3 konfrontiert Holmes mit seinem gefährlichsten Gegenspieler: Moriarty! Wurde er in den ersten beiden Folgen lediglich erwähnt (in Episode 1 direkt, am Ende von Episode 2 nur indirekt), tritt der geniale Bösewicht hier erstmals wirklich in Erscheinung – auch wenn sich seine Identität erst am Ende offenbart.
Bis dahin müssen wird Holmes nicht nur beinahe das Opfer eines Bombenanschlags, sondern auch der Spielball in einem mörderischen Spiel, in dem Holmes` Fähigkeiten auf eine harte Probe gestellt werden. Denn sollte er versagen, wird dies fünf unschuldige Menschen das Leben kosten...
Die dritte Episode endet mit einem gewaltigen Cliffhanger. Es ist schön, dass diese ersten drei Folgen erfolgreich genug waren, so dass es auch auf jeden Fall eine Fortsetzung geben wird – für die Martin Freeman sogar die Dreharbeiten zu "Der Hobbit" unterbrochen hat. (In der Originalfassung wird auch Benedict Cumberbatch an der Tolkien-Verfilmung mitarbeiten und dem Drachen Smaug seine Stimme leihen). So muss gute und spannende TV-Unterhaltung aussehen. Gerne mehr davon!
Bild + Ton: Technisch liegt die DVD-Umsetzung der Serie auf sehr gutem TV-Niveau. Das Bild ist sauber, die Gesamtschärfe liegt auf gutem bis sehr gutem Niveau und die eher dezente Farbgebung fängt die Atmosphäre der Serie perfekt ein. Das tonale Geschehen wird in erster Linie von den Dialogen und dem Soundtrack bestimmt, doch einige gut eingesetzte Sound-Effekte und atmosphärische Umgebungsgeräusche sorgen für ein wenig Bewegung im Surround-Bereich. Gut!
Extras: Zu den Folgen 1 + 3 gibt es sehr interessante und gut gelaunte Audiokommentare von den Autoren und Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat mit der Produzentin Sue Vertue (Ep. 1), bzw. von den Darstellern Benedict Cumberbatch und Martin Freeman mit Mark Gatiss (Ep. 3). Die Kommentare sind informativ und mitunter recht amüsant, liegen allerdings ohne Untertitel vor, weshalb nur Fans mit guten Englischkenntnissen hier ihre Freude haben werden.
Gute Englischkenntnisse sind auch für den Rest des Bonusmaterials gefragt. Zwar gibt es hier Untertitel, allerdings sind diese nur in englischer Sprache verfügbar. Das ist insofern schade, da sowohl das knapp halbstündige Making of, als auch die ursprüngliche, einstündige Fassung des Pilotfilms absolut sehenswert sind.
Als weiteres Extras muss im Fall von "Sherlock" auch das umfassende Booklet gewertet werden, da es sehr viel interessante Informationen offeriert und auch angenehm kritisch auf die insgesamt sehr gelungene deutsche Synchronfassung eingeht. Mit deutschen Untertiteln hätte es für das Bonusmaterial zweifelsohne ein "Sehr gut" gegeben, so allerdings reicht es nur für ein "Gut"!
Fazit: "Sherlock" ist eine großartige Krimiserie, die den Sherlock Holmes Mythos perfekt und konsequent in die Gegenwart verlagert. Mit tollen Darstellern, einem liebenswerten Umgang mit der literarischen Vorlage und cleveren Drehbüchern macht diese BBC-Serie einfach Spaß und bietet Krimi-Unterhaltung vom Feinsten. Die Doppel-DVD mit den drei Folgen der ersten Staffel ist technisch auf gutem Niveau und hat zudem sehenswerte Extras zu bieten, bei denen lediglich die fehlenden deutschen Untertitel negativ auffallen. Insgesamt gibt es aber ein verdientes: absolut empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold