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Snowpiercer

Snowpiercer

Südkorea/USA/Frankreich 2013 - mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris, Tilda Swinton, Song Kang-Ho ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:Snowpiercer
Genre:Sci-Fi, Thriller, Action
Regie:Bong Joon-Ho
Kinostart:03.04.2014
Produktionsland:Südkorea/USA/Frankreich 2013
Laufzeit:ca. 126 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.snowpiercer.de/

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist das Leben auf unserer Erde kaum noch möglich. Schnee und Eis bedecken den gesamten Planeten. Bei den eisigen Temperaturen stirbt Jeder, der sich auch nur wenige Sekunden lang im Freien aufhält. Der einzige Ort, an dem es noch Leben gibt, ist ein riesiger Zug, der unaufhörlich rund um den Globus rast. Im Inneren sind die gesellschaftlichen Strukturen klar verteilt. Während die Masse im hinteren Zugteil zusammengepfercht in ewiger Dunkelheit fristet, genießen die wenigen wohlhabenden Überlebenden in den vorderen Wagons ausschweifenden Luxus und Dekadenz. Doch während sich die Unterdrückten in den ersten Jahren ihrem Schicksal einfach ergeben haben, stehen die Zeichen jetzt auf Veränderung. Unter der Führung des weisen Gilliam (John Hurt) wollen Curtis (Chris Evans) und Edgar (Jamie Bell) eine Revolution anzetteln, die endlich Allen ein gerechtes Leben in dem Zug ermöglichen soll. Doch wäre dann auch noch ein langfristiges Überleben gewährleistet?

Mit seiner ersten internationalen Produktion "Snowpiercer" liefert der koreanische Filmemacher Bong Joon-Ho ("The Host") eine besonders düstere, dabei aber auch extrem originelle Endzeitvision ab. Auch wenn es einige Versatzstücke geben mag, die Kennern des Genres apokalyptischer SciFi-Thriller bekannt vorkommen mögen, so gibt es doch viele Momente und Bilder, die zumindest den Eindruck erwecken, dass man sie so noch nicht gesehen hat. Der Film basiert auf Jean-Marc Rochettes Graphic Novel "Schneekreuzer", weicht aber abgesehen von der Ausgangssituation dramaturgisch mitunter stark von der Vorlage ab. Gerade zum Ende hin geht Bong Joon-Hos Version ganz eigene Wege, was den Film auch für solche Zuschauer, die mit der Graphic Novel vertraut sind, spannend und überraschend macht.

"Snowpiercer" ist ein sehr düsterer, mitunter sehr brutaler Film, der aber auch noch eine andere Seite hat, die man durchaus als Gesellschaftssatire bezeichnen könnte. Und hierin liegt das einzige wirkliche Problem des Films. Denn die von Tilda Swinton dargestellte Figur, die quasi repräsentativ für diesen Aspekt der Geschichte ist, ist eine zu arg überzeichnete Karikatur. Und das wirkt inmitten des von Leid, Verzweiflung und blutiger Revolution bestimmten Geschehens mitunter wie ein störender Fremdkörper. Hier hätte Bong Joon-Ho etwas mehr Subtilität an den Tag legen müssen, um den Effekt zu erzielen, den er an anderen Stellen des Films erreicht. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Szene im vorderen Bereich des Zuges, das eine Lehrerin (Alison Pill) zeigt, die den Kindern der wohlhabenden Zuginsassen die Propaganda ihres Anführers eintrichtert. Auch diese Sequenz – und ganz besonders ihr Ausgang – ist überspitzt, aber nur derart, dass sie noch als schwarzhumorige Satire funktioniert und eben nicht wie Swintons Charakter in übertriebener Karikatur ausartet.

Das ist allerdings nur ein sehr kleines Schlagloch auf einer ansonsten großartigen, auf verstörende Art faszinierenden Reise durch eine verschneite Apokalypse. Mit John Hurt, Ed Harris, Jamie Bell und einem überraschend kantigen Chris "Captain America" Evans sehr gut besetzt, bietet "Snowpiercer" die perfekte Melange aus hervorragend choreografierter Action, faszinierender Bildsprache, bissigem Humor und einer vielschichtigen Story mit einigen sehr überraschenden und cleveren Versatzstücken. Auch wenn nicht alle visuellen Effekte perfekt sind und es dramaturgisch im Verlauf der zweistündigen Laufzeit ein paar kleinere Längen gibt, so ist es doch gerade diese ganz besondere Mischung, die diese kleinen Schwachpunkte nahezu vollständig unter sich begräbt. Denn am Ende überwiegt die Freude darüber, dass man hier endlich wieder einmal einen Film gesehen hat, der Unterhaltung bietet, ohne den Intellekt zu beleidigen, und der bereit ist, seinen Mut zu eigenen Ideen über die Anbiederung an den Massengeschmack stellt.  

Wer also gradlinige Hochglanz-SciFi-Action erwartet, der wird dieser dystopischen Zugfahrt wohl kaum bis zur Endstation folgen wollen. Wer sich aber düsteres Unterhaltungskino, das sich jenseits der allzu abgefahrenen Gleise bewegt, schätzt und etwas anderes als die übliche Hollywood-Apokalypse sehen will, der sollte sich unbedingt eine Karte für den "Snowpiercer" lösen. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Snowpiercer (Südkorea/USA/Frankreich 2013)"
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