Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Song for Marion |
Genre: | Drama |
Regie: | Paul Andrew Williams |
Kinostart: | 14.03.2013 |
Produktionsland: | Großbritannien 2012 |
Laufzeit: | ca. 97 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.SongForMarion.de |
Es gibt nur wenig, was dem Rentner Arthur (Terence Stamp) ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Lediglich seine Frau Marion (Vanessa Redgrave) scheint den mürrischen alten Mann wirklich glücklich zu machen. Doch dieses Glück wird nicht von Dauer sein. Denn Marion hat ihren schweren Kampf gegen den Krebs verloren und wird nicht mehr lange zu leben haben. Ihre letzten Wochen will sie mit ihren beiden großen Lieben verbringen: mit Arthur und mit der Musik. Denn beim Singen im Gemeinde-Chor blüht Marion regelrecht auf, zumal die junge Chorleiterin Elisabeth (Gemma Arterton) mit ihren betagten Sängerinnen und Sängern auch schon mal fetzige Rock- und Popsongs einstudiert. Damit will sie sogar mit ihrem Chor an einem Gesangswettbewerb teilnehmen. Keine gute Idee, findet Arthur, der ohnehin der Meinung ist, dass die Proben für seine Marion viel zu anstrengend sind. Als sie tatsächlich eines Tages nach dem Singen zusammenbricht, steht für den alten Mann fest: seine Frau wird ihre letzte Kraft nicht an eine derart peinliche Prozedur wie das Singen verschwenden. Doch so dickköpfig Arthur auch ist, seiner Marion kann er einfach Nichts abschlagen. Und tatsächlich qualifiziert sich der Chor mit einem ergreifenden Vorsingen für den Talentwettbewerb. Doch dann schlägt das Schicksal mit voller Härte zu und Arthur droht jeden Halt im Leben zu verlieren…
Ältere Menschen, die durch Musik wieder aufblühen, das ist spätestens seit der wunderbaren Dokumentation "Young@Heart" ein sehr gerne verwendetes Motiv in Spiel- und Dokumentarfilmen. Auch "Song for Marion" von Paul Andrew Williams bedient sich dieser nicht gerade neuen Grundidee. Überhaupt strotzt das Drama nicht gerade vor Originalität. Der mürrische Rentner, die aufgeschlossene junge Chorleiterin, das schwierige Vater-Sohn Verhältnis, all das sind mehr als bekannte Versatzstücke, die leicht in einem klischeehaften Kitschmassaker hätten gipfeln können. Doch das ist "Song for Marion" nicht geworden. Ganz im Gegenteil. Williams hat einen sehr zärtlichen Film inszeniert, der Mal amüsant, dann wieder extrem bewegend ist.
Natürlich sind gerade die beiden Schlüsselszenen extrem manipulativ. Aber man muss schon ein Herz aus Stein haben, um nicht zu Tränen gerührt zu sein, wenn Terence Stamp Billy Joels "Lullaby" singt. Ohnehin tragen die sensibel agierenden Darsteller einen erheblichen Teil dazu bei, dass der Film herzerwärmend und wunderschön und eben nicht kitschig wirkt. Neben dem wunderbaren Terence Stamp bezaubert besonders Bond-Girl Gemma Arterton ("Ein Quantum Trost", "Hänsel und Gretel: Hexenjäger"), die aus einer an sich etwas schablonenhaft gezeichneten Figur einen extrem sympathischen Charakter macht. So wird verständlich und für Jeden nachvollziehbar, dass es ihr gelingen kann, selbst einen so mürrischen Einsiedler wie Arthur aus der Reserve zu locken und ihn wieder fürs Leben zu öffnen.
Die vielen Nebencharaktere, die den Rentnerchor OAP`Z (Old Age Pensioners) ausmachen, sind charmant gezeichnet, bleiben aber insgesamt etwas zu sehr im Hintergrund, um wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen zu können. Das ist zwar schade, da die Szenen, in denen Elizabeth mit dem Chor probt, zeigt, welches Potential in diesen Figuren gesteckt hätte. Allerdings erzählt der Film ja nicht vornehmlich die Geschichte der OAP`Z, sondern die von Arthur und seinem "Song for Marion". Und daher kann dieser kleine Schwachpunkt auch getrost ignoriert werden.
Denn unterm Strich ist "Song for Marion" ein trotz kleinerer Hänger wundervoller Film, ein trotz seiner leisen Inszenierung extrem kraftvolles Drama, das den Zuschauer mit viel Wärme überschüttet und an mindestens zwei Stellen mit voller emotionaler Wucht mitten ins Herz trifft. Und dafür kann es natürlich nur eine Bewertung geben: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold