Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Still here |
Genre: | Drama |
Regie: | Vlad Feier |
Kinostart: | 27.08.2020 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 99 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.kinostar.com/filmverleih/still-h |
Als die 10-Jährige Monique Watson in New York spurlos verschwindet, zeigt die Polizei kein großes Interesse daran, das Mädchen wiederzufinden. Schließlich handelt es sich bei dem Kind um eine Schwarze aus einem sozialen Brennpunkt. Ihr verzweifelter Vater Michael (Maurice McRae) versucht dagegen alles, um auf eigene Faust eine Spur seiner Tochter zu finden – ohne Erfolg. Der Journalist Christian Baker (Johnny Whitworth) wittert in dem Fall eine spannende Story und er bietet Michael seine Hilfe an, die dieser nur widerwillig annimmt. Als Christian in einem ersten Artikel die Arbeit der Polizei ins Kreuzfeuer nimmt, macht er sich damit bei den New Yorker Cops nicht gerade viele Freunde, was die weiteren Ermittlungen noch erschweren könnte. Doch dann machen Nachbarn der Watsons eine grausame Entdeckung… ist damit auch der letzte Hoffnungsfunke erloschen?
Die Story von "Still here" klingt eigentlich interessant. Und tatsächlich hätte der Film durchaus ein ordentlicher Thriller mit gesellschaftspolitischer Relevanz werden können. Doch Drehbuchautor und Regisseur Vlad Feier macht hier so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann, so dass das Endergebnis ein vor dämlichen Klischees und flachen Dialogen nur so strotzendes B-Movie geworden ist, das jeden guten Ansatz im Keim erstickt. Nehmen wir etwa die Figur des Christian Baker, gespielt von Johnny Whitworth, der mit seiner Kurt Russell Gedächtnisfrisur wie ein Darsteller aus einem schlechten 80er Jahre Direct-to-Video Actionfilm aussieht. Wenn er sich mit seinem Chefredakteur unterhält, sollen seine Körperhaltung und das ständige Kaugummikauen signalisieren, dass Christian ein Journalist der alten Schule ist, der sich nicht an Regeln hält, um eine gute Story zu bekommen. Da hierzu noch Dialoge der besonders klischeehaften Art dazu kommen, wirken die Zwiegespräche zwischen dem rebellischen Schreiberling und seinem Chef wie eine schlechte Parodie. Man mag einfach nicht glauben, dass der Regisseur das ernst gemeint haben könnte.
Ähnlich ist das auch beim Vater des verschwundenen Mädchens. Man sieht ihm minutenlang dabei zu, wie er alle Menschen um Hilfe bittet, wie er von Haustür zu Haustür geht, um Informationen zu bekommen. Wenn dann aber ein Journalist bei ihm vor der Tür steht und seine Hilfe anbietet, rastet er aus und schickt ihn unter Androhung von Prügel weg. Nee, is klar! Die Polizei wird hier auch sehr plump in die Klischeefalle gelockt. Damit auch der letzte Zuschauer versteht, dass die Hautfarbe des Mädchens der Grund für das Nichtstun der Polizisten ist, darf der Polizeichef höchstpersönlich eine rassistische Hasstirade ablassen.
Die Auflösung des Ganzen kann leider ebenfalls nicht überzeugen. Die Erklärung, warum der Täter gehandelt hat, wie er handelte, ist einfach nur eine billige Entschuldigung dafür, auf Teufel komm raus ein happy End forcieren zu müssen. Es ist wirklich schade, dass Vlad Feier die gute Grundidee und die atmosphärischen Locations nicht besser genutzt hat, um daraus einen richtig packenden Großstadt-Thriller zu machen. So ist "Still here" leider eine langweilige und mitunter ärgerliche Ansammlung von Klischees und Stereotypen geworden, die ein "Sehenswert" leider kaum verdient hat.
Ein Artikel von Sebastian Betzold