Film:
Als der britische Schauspieler und Komiker Ricky Gervais 2001 die Figur des selbstverliebten Büroleiters David Brent geschaffen hat, der mit seinen Mitarbeitern von einem Team von Dokumentarfilmern beim alltägliche Schaffen in seinem Büro beobachtet wird, konnte keiner ahnen, welchen Erfolg er damit auslösen würde. Die Serie "The Office" wurde für die BBC ein riesiger Erfolg und auch im Ausland erfreute sich diese ungewöhnliche Comedy großer Beliebtheit. Mit unzähligen Preisen ausgezeichnet beendete Gervais das Schaffen von David Brent bereits nach zwei kurzen Staffeln (insgesamt 12 Episoden) und einem zweiteiligen Weihnachts-Special auf der Höhe des Erfolgs. Doch damit ist die Erfolgsgeschichte von "The Office" noch lange nicht zu ende!
In den USA, wo schon das Original sehr erfolgreich war, setzte der Sender NBC eine eigens für den amerikanischen Markt konzipierte und von Gervais produzierte Version ein, in der ein wunderbarer Steve Carell ("Jungfrau (40), männlich, sucht...") als Michael Scott einen herrlich unfähigen Chef spielt, wobei die Qualität des Originals nicht ganz erreicht wird. Auch in Deutschland übernahm man das Konzept von "The Office", taufte das Ganze "Stromberg" und fand mit Christoph Maria Herbst den perfekten Hauptdarsteller, der in Sachen Schmierigkeit und unsensiblen Auftreten seinen Kollegen aus England und den USA in Nichts nachsteht.
Dennoch kommt "Stromberg" nicht im Geringsten an das englische Original heran und auch im direkten Vergleich zur US-Version schneidet der deutsche Büroalltag eher schlecht ab. Der Grund liegt eindeutig im gewählten pseudo-dokumentarischen Stil, der in den USA und England bestens funktioniert, in der deutschen Version aber bisweilen etwas zu gespielt wirkt. Wo gerade in England auf subtilen Humor mit nur einem Hauch einer Handlung gesetzt wird, versuchen sich die deutschen Autoren zu sehr daran, jeden Gag zu sehr zu erklären und manche Dinge einfach zu überspitzt darzustellen. Dass zum Beispiel Mitarbeiter Ernie ständig seiner Leidenschaft zum "Yps" mit Gimmick frönt oder sein "Mensch ärgere Dich nicht" Spiel stets griffbereit hat, ist zwar ganz amüsant anzusehen, sorgt aber dafür, dass das dokumentarische Element zu sehr dem "Spiel" geopfert wird. Denn auch wenn es solche Menschen in vielen deutschen Büros geben mag, so sind solche Momente doch etwas zu überspitzt, zu klischeehaft dargestellt, um das einzufangen, worum es dem Original geht. Hier ist es eher das Ziel, kleine, völlig unauffällige Macken der Mitarbeiter zum Thema zu machen, die dann solange präsentiert werden, bis es für den Zuschauer beinahe unerträglich unangenehm wird – und genau deshalb ist "The Office" so komisch.
Ein weiteres Manko der deutschen Version sind die Darsteller, die allesamt sehr talentiert sein mögen, sich aber zu wenig von dem "Schauspielen" per se befreien können. Sie wirken irgendwie nicht wie echte, typische Büroangestellte, sondern eben wie Schauspieler, was für das dokumentarische Format der Serie natürlich tödlich ist. Es fehlt hier die Spontanität, die für dieses Format notwendig wäre, und so wirkt Alles zu sehr vorgeschrieben und auswendig gelernt. Zudem gibt es keine echten Sympathieträger. Storylines wie das verzweifelte Werben von Tim (Martin Freeman) um Rezeptionistin Dawn (Lucy Davis) in der britischen Version, das auch in der amerikanischen Version sehr schön aufgegriffen wurde, fehlen hier einfach bzw. sind nur ansatzweise und längst nicht so sympathisch umgesetzt worden. Es gibt keinen Charakter, mit dem man als Zuschauer wirklich mitfiebert, mitleidet und sich für ihn mitfreut. Bleibt zu hoffen, dass sich "Stromberg" hier noch etwas weiter entwickelt. Allerdings sollte an dieser Stelle angemerkt werden, dass all diese Negativaspekte an sich nur im direkten Vergleich zum britischen Original auffallen. Wer weder die englische, noch die US-Version kennt, der wird sich daran wohl eher weniger stören!
Wer über gute Englischkenntnisse verfügt, sollte trotzdem unbedingt zum englischen Original (in Deutschland ist die erste Staffel im Original mit dt. Untertiteln bereits erschienen) oder zur US-Version (als Import-DVD erhältlich) greifen. Doch auch wenn diese Versionen um Längen besser sind, als die deutsche Variante, so ist auch "Stromberg" nicht zuletzt wegen dem politisch völlig unkorrekten und unglaublich guten Christoph Maria Herbst, seiner lobenswerten Eigenständigkeit und einigen wirklich amüsanten Momenten absolut sehenswert!
Bild:
Das Bild der DVD gefällt insbesondere durch die gut abgestimmten Farben und ein an sich sehr sauberes, störungsfreies Bild. Nur die Bildschärfe lässt bei genauem Hinsehen hier und da zu Wünschen übrig.
Ton:
Der beabsichtigte Dokumentar-Stil bringt natürlich auch einen eher unspektakulären Ton mit sich. Die Dialoge sind aber sehr gut und sauber abgemischt, weshalb es hier ein genrespezifisches "Gut" gibt!
Extras:
Zu den Episoden 3, 4, 7 und 8 gibt es jeweils einen recht amüsanten Audiokommentar, wobei besonders der zur letzten Episode gefällt, in dem sich Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst und Regisseur Arne Feldhusen vors Mikro gesetzt haben und über die Dreharbeiten zur ersten Staffel erzählen. Dies machen Beide mit Unterstützung anderer Beteiligter auch beim Making of (ca. 34:01 Min.), das auf der ersten DVD zu finden ist. Neben ausführlichen Interviews gibt es hier noch ein paar Szenen aus dem Casting und ein paar vereinzelte Behind-the-Scenes Clips zu sehen. Auf der zweiten DVD gibt es dann noch ein paar amüsante Outtakes (05:24 Min.), und das war es dann auch schon mit dem Bonusmaterial! Noch ein Wort zum Abschluss: es ist schon sehr überraschend und eigentlich auch sehr anmaßend, dass im Making of und im Audiokommentar des Regisseurs mit keinem Wort erwähnt wird, dass "Stromberg" ein Remake ist. Vielmehr wird das Ganze als Eigenes, revolutionäres Konzept verkauft, was es definitiv nicht ist! Für ein Remake ist die Serie wirklich gelungen, aber man sollte soviel Schneid besitzen, dies zumindest mit einem kurzen Wort zu erwähnen und nicht nur in ganz kleinen Lettern in den Abspann schreiben!
Fazit:
"Stromberg" ist witzig. "Stromberg" ist gut. Doch im Vergleich zum englischen Original oder zur US-Version schneidet die deutsche Variante von "The Office" doch eher schlecht ab. Die DVD-Umsetzung ist technisch nicht gerade berauschend, die Extras dagegen sind amüsant und sehenswert! Für Fans der Serie daher auch eine absolute Empfehlung, wer über gute Englischkenntnisse verfügt, sollte aber auf jeden Fall lieber zum Original aus England greifen. Das ist nämlich einfach unschlagbar!
Regie: Arne Feldhusen
Anzahl der Discs: 2
Sprachen: Deutsch (Stereo 2.0)
Untertitel: Keine
Bildformat: 16:9 (1,78:1)
Extras: Making of, Outtakes, 4 Audiokommentare
FSK: o.A.
Länge: ca. 220 Min.
Regionalcode: 2
Ein Artikel von Sebastian Betzold