Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Supernova |
Genre: | Drama |
Regie: | Harry Macqueen |
Kinostart: | 14.10.2021 |
Produktionsland: | Großbritannien 2020 |
Laufzeit: | ca. 95 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Supernova.DerFilm |
Seit zwanzig Jahren leben Sam (Colin Firth) und Tusker (Stanley Tucci) nun schon als Paar zusammen und noch immer ist ihre Liebe so groß, wie am ersten Tag. Doch ihre gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende zu, denn der berühmte Pianist Tusker leidet an Demenz. Die Zeit, die ihnen noch bleibt, bevor die Krankheit Tuskers Gedächtnis völlig einnimmt, wollen die beiden Männer gemeinsam genießen – so gut es eben geht. In einem alten Wohnmobil reisen sie durchs Land, besuchen Freunde und Familie und kosten jede gemeinsame Sekunde aus. Doch viel zu lange bleibt unausgesprochen, wie es für sie weitergehen soll – und bald schon kollidieren ihre völlig unterschiedlichen Vorstellungen, was ihre Liebe auf eine letzte harte Probe stellen wird…
Wahre Liebe heißt, auch loslassen zu können. Aber wie soll man jemanden gehen lassen, an dem das Herz so sehr hängt. Wie soll man ihn gehen lassen, bevor es eigentlich an der Zeit ist? Mit seiner sehr ruhig erzählten Liebesgeschichte "Supernova" zeigt Harry Macqueen, wie schwer es ist, sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden, den eine Krankheit langsam, aber unaufhaltsam zerstört. Dabei wird auch Themen wie Selbstbestimmung und Akzeptanz des Unvermeidbaren beleuchtet. Klingt jetzt nicht wirklich nach leichtem Wohlfühlkino, nicht wahr? Ist es auch nicht. Dennoch: Der Schwere der Geschichte steht eine sehr feinfühlige Inszenierung gegenüber, die von zwei großartigen Hauptdarstellern getragen wird.
Stanley Tucci ist als Starpianist, der immer mehr wertvolle Erinnerungen verliert, dabei aber stets versucht, einen würdevollen Schein zu wahren, schlichtweg wunderbar. An seiner Seite agiert Colin Firth wie ein Fels in der Brandung, der aber von der stürmischen Kraft der Krankheit seines geliebten Partners weggerissen zu werden droht. Eingebettet in wundervolle Landschaftsaufnahmen führen die Beiden mal etwas schwermütige, dann aber auch von feinem Humor durchzogene Gespräche, die immer spürbar machen, wie groß ihre Gefühle zueinander sind.
Was der Film sehr gut macht, ist, dass er nicht besonders thematisiert, dass die beiden Liebenden zwei Männer sind. Das ist nebensächlich. Wichtig ist alleine, dass sie sich aufrichtig und bedingungslos lieben – und genau so soll es auch sein. Denn dadurch, dass die Liebe zwischen zwei Menschen im Vordergrund steht, kann der letzte Akt seine ganze Kraft entfalten. Das ist enorm emotional und traurig – und dennoch hinterlässt es einen nicht komplett frustriert, da mit miterleben durfte, wie glücklich Sam und Tusker zusammen gewesen sind. Kurzum: Dank der sensiblen Inszenierung und der beiden tollen Hauptdarsteller ist "Supernova" trotz des schwierigen und schwermütigen Themas ein berührender und wirklich schöner Film geworden, der dann absolut sehenswert ist, wenn man bereit ist, sich mit Tod und dem Loslassen geliebter Menschen auseinanderzusetzen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold