Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Climb |
Genre: | Komödie |
Regie: | Michael Angelo Covino |
Kinostart: | 20.08.2020 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 94 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.theclimb-derfilm.de/#/ |
Kyle (Kyle Marvin) und Mike (Michael Angelo Covino) sind beste Freunde, die seit Jahren gemeinsam durch dick und dünn gehen. Doch dann eröffnet Mike seinem Kumpel während eines Radtour, dass er seit einiger Zeit mit Kyles Verlobter schläft. Damit scheint das Ende einer langen Freundschaft gekommen. Doch ein Schicksalsschlag führt die beiden Männer einige Zeit später wieder zusammen und Kyle, der inzwischen eine neue Liebe gefunden hat, lässt Mike zurück in sein Leben. Es folgen einige turbulente Episoden, in denen Kyle mehr als einmal seine Entscheidung bereut – aber am Ende scheint die Freundschaft doch immer zu siegen…
Basierend auf dem gleichnamigen Kurzfilm hat Michael Angelo Covino mit "The Climb" einen wunderbar schrägen Film über eine echte Männerfreundschaft gedreht. Eine amerikanische Indie-Perle mit viel französischem Flair – das ist an sich ja schon ungewöhnlich genug. Wenn dann aber auch noch singende Totengräber oder spontane Tanzeinlagen dazukommen, dann hat das schon echten Seltenheitswert. Zugegeben, eine stringente Story hat der Film nicht. Er springt vielmehr munter in verschiedene Episoden, die sich über mehrere Jahre erstrecken. Mal wohnt man einem Thanksgiving-Essen bei Kyles Familie bei, mal ist man Zaungast bei einem Skiurlaub und dann wiederum beobachtet man die Freunde beim Eisfischen zum Junggesellenabschied.
Die Dialoge, die wie der Rest des Films eher von schrägem Humor durchzogen sind, wirken mitunter improvisiert, sorgen dabei eher für ein gepflegtes Dauer-Schmunzeln, als für ganz große Lacher. Die Inszenierung profitiert ganz eindeutig davon, dass die beiden Hauptdarsteller und Drehbuchautoren Michael Angelo Covino und Kyle Marvin auch im wahren Leben beste Freunde sind. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt perfekt und wie sie sich die komödiantischen Bälle zuspielen, ist einfach großartig.
Es muss allerdings auch gesagt sein, dass der Festival-Liebling, der 2019 in Cannes mit dem "Prix Coup de coeur" ausgezeichnet wurde, neben der humorvollen auch eine deprimierende Seite hat. Die Freundschaft zwischen den Männern hat auch etwas Zerstörerisches an sich, was dem Ganzen eine gewisse Schwere verleiht. So kann es dann auch durchaus vorkommen, dass einige Zuschauer das Ende nicht unbedingt positiv werten werden, sondern es so sehen, dass Kyle, solange Mike eine Rolle in seinem Leben spielt, einfach nicht glücklich werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt wäre das Ganze dann kein Loblied auf langjährige Freundschaften, sondern ein bitterböser Blick in den Abgrund, den bedingungslose Freundschaft mit sich bringen kann.
So oder so ist "The Climb" eine wirklich origineller Film mit einem ganz eigenen Charme, den sich Freunde etwas abgedrehter, dabei aber niemals zotiger Indie-Komödien unbedingt ansehen sollten. Ein ganz klarer Fall von: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold