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The Congress

The Congress

Deutschland/Frankreich/Polen/Belgien 2013 - mit Robin Wright, Harvey Keitel, Jon Hamm, Kodi Smit-McPhee, Danny Huston, Sami Gayle, Paul Giamatti ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:The Congress
Genre:Drama, Sci-Fi, Animation
Regie:Ari Folman
Kinostart:12.09.2013
Produktionsland:Deutschland/Frankreich/Polen/Belgien 2013
Laufzeit:ca. 122 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.pandorafilm.de

Die Zeiten, in denen es noch die ganz großen, echten Superstars des Kinos gab, sind vorbei. Längst haben am Computer kreierte Idealvorstellungen das Ruder übernommen, große Schauspielkunst wird kaum noch gefragt. Das muss auch die einst so erfolgreiche Robin Wright feststellen, als sie verzweifelt auf ein Comeback auf der großen Leinwand hofft. Doch ihr Agent Al (Harvey Keitel) und Studioboss Jeff Green (Danny Huston) machen der Schauspielerin klar: ihre Zeit ist abgelaufen. Die einzige Möglichkeit, noch so etwas wie Bedeutung im Business zu behalten, wäre, dass sie die Rechte an ihrem Abbild an das Studio verkauft. Dafür werden ihr Körper und ihre Mimik  in einem Computer eingescannt und von da ab kann eine stets junge, attraktive Robin Wright in jedem nur erdenklichen Film mitspielen. Die digitale Robin Wright wird zum gefeierten Action-Star und selbst 20 Jahre später ist ihr Stern noch nicht gesunken. Daher wird sie eingeladen, als Laudatorin auf einem großen Kongress zu sprechen, wofür sie sich in eine bunte, surreale Animationswelt begeben muss – eine Welt, die ihr Erschreckendes über die eigentliche Realität offenbart…

"The Congress" ist eine lose Adaption des Romans "Der futuristische Kongress" von Stanislaw Lem. Die dystopische Zukunftsvision über die totale Kontrolle großer chemischer Unternehmen über die menschlichen Gefühle hat der "Waltz with Bashir"-Regisseur Ari Folman zu einem etwas experimentell anmutenden Abgesang auf das klassische Kino gewandelt. In seinem Film haben die großen Studios Wege gefunden, um dem Zuschauer die Filmbilder mit Hilfe chemischer Substanzen direkt in den Kopf zu projizieren. Leinwandhelden aus Fleisch und Blut gibt es in dieser Welt längst nicht mehr, es gibt nur noch seelenlose Idealvorstellungen, die im Endeffekt nicht mehr sind, als einfache chemische Formeln. Und der Zuschauer ist nur noch eine seelenlose Hülle, kontrolliert von den Mächtigen Studiobossen.

Was als Realfilm beginnt, wandelt sich nach etwa vierzig Minuten in einen Trickfilm der ganz besonderen Art. Für die knapp 55 Minuten, die in traditionell handgezeichnetem Stil entstanden sind, arbeiteten Künstler in acht verschiedenen Ländern knapp zweieinhalb Jahre lang. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Tribut an die Trickfilme der Fleischer-Brüder aus den 1930er Jahren und psychedelischem Trip, der ein wenig anstrengend, aber auf seine ganz besondere Art auch sehr faszinierend ist. Dabei geht es nicht nur um einen Abgesang auf die Kunst des Schauspielens oder um das Ende des freien Willens. Der Film erzählt zudem noch die Geschichte einer Mutter, die bereit ist, für ihren kranken Sohn alles aufzugeben und bis zum bitteren Ende zu kämpfen – und sei es gegen ein mächtiges System.

All das macht "The Congress" zweifelsohne zu einem interessanten Film, der in seinen besten Momenten durchaus als kleines Kunstwerk bezeichnet werden kann. Doch obwohl sie ganz offensichtlich auch um Emotionalität bemüht ist, fehlt es der Inszenierung letztendlich an eben der Menschlichkeit, die auch den seelenlosen Filmproduktionen, die in dieser Zukunftsvision den Markt beherrschen, fehlt. Folman hat sich offenbar zu sehr auf den künstlerischen Aspekt seines Films konzentriert, was am Ende auf Kosten der Entwicklung von Geschichte und ihren Charakteren ging. Keine Frage, es gibt einige ganz wundervolle Momente in dem Film und seinen intellektuellen Wert kann man ihm auch nicht absprechen. Doch insgesamt präsentiert sich die Geschichte einfach zu sperrig, zu unzugänglich, um mehr zu sein, als nur eine verbitterte Anklage an das Filmgeschäft der Post-Avatar-Ära.

Wem es nur darum geht, sich auf möglichst kunstvolle Art mit dem möglichen Ende einer Kunstform auseinanderzusetzen, wer sich gerne Anregungen zu gesellschaftspolitischen Diskussionen holt, dem kann dieses Werk auf jeden Fall wärmstens ans Herz gelegt werden. Wer aber nicht nur auf einer geistigen Ebene, sondern auch emotional stimuliert werden möchte, wer inmitten der ganzen Filmkunst auch noch eine wirklich mitreißende Geschichte geboten bekommen möchte, der könnte sich an einer Teilnahme an "The Congress" durchaus die Zähne ausbeißen. Daher gibt es auch nur für solche Zuschauer, die sich gerne filmischen Herausforderungen stellen, die Arthaus-Trickfilme und hohen intellektuellen Anspruch schätzen, ein: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "The Congress (Deutschland/Frankreich/Polen/Belgien 2013)"
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