Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Lady in the Van |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Nicholas Hytner |
Kinostart: | 14.04.2016 |
Produktionsland: | Großbritannien 2015 |
Laufzeit: | ca. 104 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.TheLadyInTheVan.de |
Als der Dramaturg Alan Bennet (Alex Jennings) in sein neues Häuschen in einem ruhigen Stadtteil von London zieht, ahnt er nicht, was schon sehr bald auf ihn zukommen wird. Denn in seiner Straße haust auch die schrullige Miss Shepherd (Maggie Smith), die in ihrem heruntergekommenen Van lebt und sich mit ihrem fahrbaren Wohnzimmer immer für mehrere Wochen vor einem der Häuser in der Nachbarschaft niederlässt – die Nutzung der hauseigenen Örtlichkeiten inklusive. Bald trifft es auch Alan, der davon freilich wenig begeistert ist. Als die Stadt ein Parkverbot für die Straße verhängt, müsste Miss Shepherd eigentlich weiterziehen. Doch dann lässt sich Alan breitschlagen, sie in seiner Einfahrt parken zu lassen. Und damit beginnt eine ungewöhnliche und nicht immer einfache Wohngemeinschaft, die 15 Jahre lang andauern wird…
"The Lady in the Van" basiert tatsächlich auf einer wahren Geschichte, die der bekannte Dramaturg Alan Bennet nach dem Tod der echten Mary Shepherd aufgeschrieben und später in ein Theaterstück umgewandelt hat. In dem brillierte Maggie Smith bereits auf der Bühne des Queen Theaters in London unter der Regie von Nicholas Hytner, der später Bennets Erfolgsstück "History Boys" fürs Kino verfilmt hat. Nun hat sich das Team um Bennet, Hytner und Smith erneut zusammengetan und an genau den Orten, an denen einst der echte Van von Miss Sheperd stand, deren Geschichte neu zum Leben erweckt. Das Ergebnis ist nettes Wohlfühlkino mit einer herausragenden Maggie Smith.
Mit einer stimmigen Mischung aus viel trockenem Humor und stillem Drama zeigt die Geschichte, wie ein an sich fremder Mensch fast unbemerkt zu einem wichtigen Teil des Lebens anderer werden kann und dass hinter jedem Schicksal eine sehr faszinierende Geschichte stecken kann. Man ist schnell geneigt, Miss Shepherd als schrullige Alte abzutun, die mit ihrem Verhalten und ihrem strengen Geruch nicht unbedingt die Gesellschaft darstellt, mit der man sich gerne umgeben möchte. Doch wenn nach und nach offenbart wird, wodurch die alte Lady den Halt in ihrem Leben verloren hat, beginnt man Miss Shepherd mit ganz anderen Augen zu sehen und ihr mitunter doch sehr ruppiges Verhalten besser zu verstehen.
Das Problem des Films ist, dass er in nur 100 Minuten einen Zeitraum von 15 Jahren abdecken will. Während einige Szenen fast schon zu gemächlich inszeniert sind, werden andere Aspekte der Geschichte im Eiltempo abgehakt. Stellenweise entsteht so ein etwas unausgeglichener Erzählfluss, der auch die emotionale Wirkung des Ganzen abschwächt. Doch das sehr gute Spiel der Darsteller und etliche ganz wunderbare kleine Momente trösten über dieses Manko weitgehend hinweg. "The Lady in the Van" ist kein Meisterwerk, doch nette Unterhaltung für alle Liebhaber des britischen Arthauskinos bietet der Film allemal. Wer von der herrlich bissigen Maggie Smith, wie wir sie aus "Downton Abbey" kennen und lieben, nicht genug bekommen kann, der sollte sich dieses charmante Werk nicht entgehen lassen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold