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The Tree of Life

The Tree of Life

USA 2011 - mit Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain, Hunter McCracken, Laramie Eppler, Fiona Shaw ...

Filminfo

Originaltitel:The Tree of Life
Genre:Drama
Regie:Terrence Malick
Kinostart:16.06.2011
Produktionsland:USA 2011
Laufzeit:ca. 138 Min.
FSK:ab 6 Jahren
Webseite:www.tree-of-life.de

Auch wenn es durchaus einige Aspekte gibt, an denen die Qualität eines Filmes gemessen werden kann, so ist Kino immer ein absolut subjektives Erlebnis. Filme, die objektiv gesehen nicht wirklich gut sind, können daher große Kassenerfolge werden, weil sie auf ihre ganz eigene Art ein breites Publikum ansprechen. Andererseits kann auch immer wieder beobachtet werden, dass es handwerklich wie inhaltlich hervorragenden Werken einfach nicht gelingen will, Zuschauer für sich zu gewinnen. Und fast Jeder dürfte zumindest einen Film in der persönlichen Bestenliste haben, für den man sich eigentlich schämen müsste, der aber trotzdem immer wieder Spaß macht. Über Geschmack lässt sich eben bekanntlich nicht streiten. 

Warum dieses lange Vorwort? Der Grund liegt nicht unbedingt darin, dass "The Tree of Life", der neue Film von Terrence Malick, seit seiner Uraufführung in Cannes stark polarisiert. Es ist vielmehr die Beobachtung, dass viele Kritiker und Cineasten behaupten, dass Jeder, der "The Tree of Life" nicht als Meisterwerk preist und seine Bedeutung erkennt, den Film entweder nicht verstanden hat oder keine Ahnung vom Kino hat. Dagegen möchte ich mich mit der kühnen These wehren, dass es durchaus möglich ist, diesen Film als langweilig zu empfinden oder ihn einfach für belanglos halten, wenn man ihn verstanden hat oder Kino an sich liebt. 

"The Tree of Life" erzählt keine Geschichte im klassischen Sinne. Vielmehr ist es ein Bilderrausch, der das Leben in einer amerikanischen Familie in den 1960ern einfängt. Was zu Beginn noch wie eine pure Idylle aussieht, bekommt immer deutlichere Risse. Besonders der herrische Vater (Brad Pitt) erzieht den kleinen Jack und seine Geschwister mit harter Hand, während die Mutter (Jessica Chastain) ihren Kindern Liebe und Zärtlichkeit schenkt. Immer öfter weicht in Jack die kindliche Freude am Leben der Wut und dem Unverständnis seinem Vater gegenüber. Als er mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert wird, droht Jacks Seele auch den letzten Halt, den sie noch hatte, zu verlieren – ein Umstand, mit dem auch der erwachsene Jack (Sean Penn) noch viele Jahre später zu kämpfen hat... 

Sicherlich, die Bilder, die Malick mit seinem Kameramann Emmanuel Lubezki auf die Leinwand gezaubert hat, sind faszinierend. Die Musik von Alexandre Desplat ist betörend. Viele der Momentaufnahmen, die der Film zeigt, haben für die meisten Zuschauer einen hohen Wiedererkennungswert. Man fühlt sich oft an die eigene Kindheit erinnert und merkt, dass der Film tatsächlich so etwas wie eine universelle Wahrheit vermittelt. Das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, von der Geburt bis zum Tod, erfüllt mit Liebe, aber auch Hass, Wut und Enttäuschung, wird hier ohne große Worte in eine wahrlich einzigartige Bildsprache verpackt. Und auch die Darsteller, allen voran ein äußerst überzeugender Brad Pitt, sind über jede Kritik erhaben. 

Doch es gibt immer wieder Momente, in denen Malick die Geduld (einiger) Zuschauer strapaziert, etwa, wenn er seine Protagonisten ständig irgendwelche Fragen oder Botschaften an Gott oder eine ähnliche übergeordnete Macht in bedeutungsschwangerem Flüsterton richten lässt. Oder wenn er einen knapp zwanzig Minuten andauernden Exkurs über die Entstehung des Universums in das Geschehen einbaut – niedliche Dinosaurier inklusive. Auch das ist visuell berauschend, wirkt aber eher wie eine in eine Kunstinstallation eingebaute Dokumentation. Oder aber das Ende, das in jedem anderen Film als übelster Kitsch beschimpft werden würde, hier aber als bezaubernde Konsequenz der wertvollen Inszenierung gelten soll. Sicherlich, einige Zuschauer sehen in all dem ganz große Kunst und eine wichtige Botschaft. Doch genauso gut kann das Ganze als prätentiöse Arbeit mit selbstverliebten Tendenzen eines Regisseurs angesehen werden, der seinem Publikum auf seine ganz eigene Art mitteilen möchte, dass er zu Gott gefunden hat. 

Es ist schön, wenn es Menschen gibt, die in "The Tree of Life" eine gewisse Erfüllung finden, die sich in dem Bilderrausch derart verlieren können, dass sie etwas aus dem Film in ihr eigenes Leben mitnehmen können. Doch wer das nicht kann und lediglich auf hohem Niveau gelangweilt das Kino verlässt, hat nicht zwangsläufig weniger Ahnung vom Medium Film oder ist gar dümmer als die, die in Malicks Film eine Offenbarung der cineastischen Art sehen. Gerade bei diesem sehr persönlichen Film des Ausnahmeregisseurs Malick zählt eben nur der eigene, ganz individuelle Erfahrungswert, der auch über die handwerklich zum Teil großartige Qualität des Werks und jede Lobeshymne aus dem Feuilleton erhaben ist. Daher gilt: wer sich im Kino gerne von Bildern berauschen lässt und einen gewissen Hang zur Spiritualität hat, sollte sich "The Tree of Life" nicht entgehen lassen. Wer aber für einen unterhaltsamen Kinoabend zumindest den Hauch einer Geschichte im klassischen Sinn braucht und wem Dauergeflüster schnell auf die Nerven geht, der wird sich an diesem Werk garantiert die Zähne ausbeißen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "The Tree of Life (USA 2011)"
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