Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Kinderfilm, Abenteuer |
Regie: | Andreas Dresen |
Kinostart: | 02.02.2017 |
Produktionsland: | Deutschland 2017 |
Laufzeit: | ca. 102 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.timm-thaler.de |
Obwohl er in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, hat der junge Timm Thaler (Arved Friese) etwas ganz besonders Wertvolles: Sein Lachen! Selbst nach dem tragischen Tod seines Vaters (Bjarne Mädel) hat Timm es nicht verloren. Der dämonische Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) weiß, wie viel solch ein Lachen wert ist – und er will es unbedingt besitzen, um noch mächtiger und reicher zu werden. Daher bietet er Timm einen Deal an: Wenn der Junge ihm sein Lachen verkauft, wird er fortan jede Wette gewinnen. Zögerlich stimmt Timm diesem Angebot zu, scheint er sich doch nun jeden Wunsch erfüllen zu können. Doch der Preis, den er dafür zahlen muss, ist höher, als gedacht. Denn Timm ist fortan nicht mehr er selbst. Doch der Baron ist so mächtig und gerissen, dass es unmöglich scheint, dass Timm sein Lachen jemals wiederbekommt…
Die Meisten verbinden mit "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" weniger die Buchvorlage von James Krüss, sondern vielmehr die freie TV-Adaption, die in den späten 70ern ein echter Straßenfeger war und Thomas Ohrner als Timm Thaler berühmt gemacht hat. Andreas Dresen hat dem TV-Timm Thaler zwar einen Gastauftritt in seiner Kinoversion spendiert, ansonsten aber hat er versucht, sich so weit wie möglich von dem beliebten TV-Mehrteiler zu entfernen. Obwohl einige Dinge darauf schließen lassen, dass der Film – wie die Romanvorlage auch – in den 1920ern spielt, wollte Dresen seiner Inszenierung einen eher zeitlosen Charakter verleihen.
Es gibt einige Aspekte, die durchaus gelungen sind. Dazu gehören zweifelsohne die tolle Ausstattung und auch die jungen Darsteller. Andere dagegen sind gründlich danebengegangen. Da wären etwa Behemoth (Axel Prahl) und Belial (Andreas Schmidt), die Handlanger des Barons, die mal als Ratten und mal in menschlicher Gestalt zu sehen sind. Es ist schon fraglich, warum die Dame Belial von einem Mann gespielt wird. Warum sie dann aber auch noch in einer dämlichen Fantasiesprache quasseln muss, entzieht sich nun wirklich jeder Logik. Soll lustig sein? Ist es aber nicht. Ein weiteres Manko ist das Spiel von Justus von Dohnányi. Er spielt so überzogen dämonisch, dass es fast schon albern, aber wirklich nicht bedrohlich wirkt. Horst Frank war in der TV-Serie so eindrucksvoll, weil er auf seine zurückhaltende Art wirklich wie ein Teufel wirkte.
Viele Kinderfilme, gerade aus Deutschland, zeigen gerade erwachsene Figuren viel zu oft als überzeichnete Karikaturen. Das ist leider auch hier wieder der Fall. Da der Humor oft sehr platt wirkt, kommt nie so rechte Spannung auf. Dresen ist nun wirklich ein guter und sehr talentierter Regisseur. Das wird aus rein handwerklicher Sicht auch hier an vielen Stellen deutlich. Trotzdem ist "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" einfach kein besonders guter Film. Viele gute Ideen und die Liebe zur Buchvorlage reichen leider nicht aus, wenn auf der anderen Seite einige Dinge einfach nicht funktionieren wollen und am Ende ein nicht wirklich harmonisches Gesamtbild entsteht. Dresen hätte seinen jungen Zuschauern zutrauen müssen, dass sie eine ernsthafte, spannende Geschichte ohne ach so lustige Nebenfiguren und überzogene Figuren akzeptiert hätten. Der Kampf Timms um sein Lachen soll spannend und mitreißend sein und keine bunte, schrille Komödie. Dresens Film ist weder das eine, noch das andere, sondern ein merkwürdiges Zwitterwesen, das leider nur sehr bedingt noch ein "Sehenswert" für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren verdient hat.
Ein Artikel von Sebastian Betzold