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Tore tanzt

Tore tanzt

Deutschland 2013 - mit Julius Feldmeier, Sascha Alexander Geršak, Annika Kuhl, Swantje Kohlhof, Til Theinert ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Katrin Gebbe
Kinostart:28.11.2013
Produktionsland:Deutschland 2013
Laufzeit:ca. 110 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.rapideyemovies.de

Für Tore (Julis Feldmeier) gibt es eigentlich nur eines im Leben: seine Liebe zu Jesus. Er lebt in einer kleinen Punk-Kommune, die sich "Jesus Freaks" nennen. Viel Wert auf weltlichen Besitz legt er nicht. Er will nur seine Nächstenliebe weitergeben, auch wenn er dabei von seinen Mitmenschen meist nur schräg angeschaut oder sogar verhöhnt wird. Als er dem Familienvater Benno (Sascha Alexander Geršak) bei einer Autopanne vermeintlich nur mit seinem Glauben an Jesus zur Weiterfahrt verhilft, ahnt Tore noch nicht, wie sehr sich sein Leben durch diese Begegnung ändern wird. Denn als er enttäuscht vom fehlenden Willen seines Mitbewohners zur sexuellen Enthaltsamkeit nach einer neuen Bleibe sucht, bietet ihm Benno an, den Sommer gemeinsam mit seiner Freundin Astrid (Annika Kuhl) und den Kindern Sanny (Swantje Kohlhof) und Dennis (Til Theinert) auf seinem Kleingartengrundstück zu verbringen. Zunächst sieht alles danach aus, als habe Tore hier eine neue Familie gefunden. Doch nach und nach offenbart Benno sadistische Neigungen, unter denen besonders Tore zunehmend zu leiden hat. Doch seine bedingungslose Nächstenliebe und sein ungebrochener Optimismus bewegen ihn dazu, bei Benno zu bleiben, überzeugt davon, ihn durch seine Liebe und seinen Glauben zu einem besseren Menschen machen zu können…

Mit "Tore tanzt" hat Katrin Gebbe ein sehr unbequemes, hartes und provokantes Debüt abgeliefert, das den Zuschauer mitten in die Magengrube schlägt, sich von dort aus in den Kopf vorarbeitet und sich dort dann festsetzt. Schnell wird man diese von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte wirklich nicht mehr los. Das liegt nicht nur daran, dass der Film durch den Fall moderner Sklaverei aus London, der gerade die Medien beherrscht, eine ungeahnte Aktualität verliehen bekommt. Und es liegt auch nicht nur an dem erschreckend intensiven Spiel, das gerade Sascha Alexander Geršak offenbart. Vielmehr ist es das Gefühl einer bedrückenden Hilflosigkeit, mit der man als Zuschauer konfrontiert wird, das dieses Drama so intensiv macht.

Tores Handeln ist dabei nicht immer nachvollziehbar. Man fragt sich mehr als einmal, warum der Junge freiwillig bei der Familie bleibt, obwohl er hier Demütigung und Gewalt erfährt. Doch da Tore als Figur ohnehin schwer einzuordnen und greifbar ist, wirkt sein ungebrochener Optimismus und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen nicht aufgesetzt oder unglaubwürdig. Man nimmt diesem Menschen ab, dass er wirklich davon überzeugt ist, Benno ändern zu können und so gerade Sanny ein besseres Leben ermöglichen zu können. Er glaubt wirklich daran, dass ihm seine Liebe zu Jesus bei dieser schwierigen Aufgabe helfen wird. Das ist für den Zuschauer vielleicht nicht nachvollziehbar, aber dennoch glaubwürdig. Und genau das erzeugt diese verstörende Atmosphäre, die diesen Film so unbequem macht.

"Tore tanzt" verdient viel Respekt. Respekt vor dem Mut, ein solches Thema derart kompromisslos umzusetzen. Respekt vor den schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten. Und auch Respekt vor einer Inszenierung, die hier und da zwar etwas überzogen scheint, insgesamt aber einfach nur schonungslos und völlig ungeschönt daher kommt. Es ist klar, dass sich nicht jeder Zuschauer damit wird anfreunden können. Denn sich einem Film auszusetzen, der eigentlich nur wütend macht, der auf eine gewisse Art abstoßend, deprimierend und verstörend ist, ist eine Herausforderung, der man sich sehr bewusst stellen muss, um die Wichtigkeit und die Kraft dieses Dramas erkennen zu können. Wem dies gelingt, der wird mit einem wirklich starken Stück jungen deutschen Kinos belohnt. Wer aber im Kino generell einen Rückzugsort aus dem Alltag sucht und es gerne mag, wenn man nach einem Film glücklich und gut gelaunt in die Realität zurückkehren kann, der wird sich an diesem Werk garantiert die Zähne ausbeißen. Daher gilt: nur für sehr mutige und aufgeschlossene Liebhaber von deutscher Programmkinokost absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Tore tanzt (Deutschland 2013)"
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