Film: Privates Unglück kann gerade in Hollywood durchaus einen kräftigen Karriereschub zur Folge haben. Diese Erfahrung konnte jetzt auch "Friends" Liebling Jennifer Aniston machen. Ungeachtet des enormen Erfolges ihrer TV-Serie und der ständigen Medien-Präsenz ihres Privatlebens, dümpelte ihre Kinokarriere einigen achtsamen Erfolgen zum Trotz bislang eher unbedeutend dahin. Nach der in der Klatschpresse ausgiebig zelebrierten Scheidung von Brad Pitt hatte Aniston mit einem mal alle Sympathien auf ihrer Seite, was mit Sicherheit dazu beigetragen hat, dass ihr aktueller Film "Trennung mit Hindernissen" trotz eher mauer Kritiken in den USA schnell die 100 Millionen Dollar Marke knacken konnte.
Dabei wird der Film allerdings fälschlicherweise als lockere romantische Komödie angepriesen. Wer hier dementsprechend typisches Hollywood-Geplänkel erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Denn der "romantische" Teil der Geschichte wird gleich im Vorspann kurz abgehakt und dann ist auch schon der Filmtitel Programm: Knapp 100 Minuten lang wird der Zuschauer nun Zeuge der eher unschönen Trennung von Gary Grobowski (Vince Vaughn) und Brooke Meyers (Jennifer Aniston), die nach einigen Jahren Beziehung vom Alltagstrott eingeholt werden. Plötzlich werden kleine Marotten zu Auslösern großer Streitereien, bis eine davon zur Trennung des Paares führt. Zu dumm nur, das keiner der Beiden bereit ist, die gemeinsame Wohnung zu verlassen. Und so beginnt ein emotionales Kräftemessen, eine "Trennung mit Hindernissen"...
Regisseur Peyton Reed, der mit den Komödien "Girls United" und "Down with Love" eher konventionelle Kost abgeliefert hat, zeigt in seinem neuesten Film einige sehr realitätsnahe, unliebsame Beziehungs-Wahrheiten auf. Das ist mal äußerst komisch, mal traurig und mal fast unangenehm anzusehen – und mal alles zusammen. Wenn sich Brooke etwa eine Intimrasur mit dem amüsanten Namen Telly Savalas (der Glatzköpfige Schauspieler war der Patenonkel von Jennifer Aniston) verpassen lässt, um Gary zu betören oder dieser Dank seiner Vorliebe für Videospiele Brooks neuen Verehrer für sich gewinnen kann, ist das für die Zuschauer äußerst amüsant anzusehen. Wenn sich die beiden Streithähne dann aber gegenseitig ihre Unzulänglichkeiten an den Kopf werfen, ist für Comedy wahrlich kein Platz mehr.
Obwohl mittlerweile im wahren Leben ein Paar, mag der Funke zwischen den beiden Hauptdarstellern nicht wirklich auf den Zuschauer überspringen. Was im ersten Moment eher negativ klingt, erweist sich letztendlich als Segen für den Film, denn so wird nicht der Beginn, sondern vielmehr das Ende der Beziehung von Gary und Brooke erst wirklich glaubhaft. Die beiden Hauptdarsteller liefern sehr gute Leistungen ab, wobei Vaughn eher in den komödiantischen Szenen seine Stärken ausspielen kann, während Aniston in den dramatischeren Momenten das Geschehen dominiert. Das eigentliche Problem mit der Besetzung kommt erst dann auf, wenn der Film zunehmend trist wird und die Hoffnung auf eine Versöhnung des Paares endgültig schwinden. Sowohl Gary, als auch Brooke geben sich nun alle Mühe, sich gegenseitig das Herz zu brechen – und die dann folgenden Gemeinheiten sind den beiden sympathischen Darstellern eigentlich kaum abzunehmen. Zudem verliert der Film hier auch seinen bislang vorhandenen Realitätsbezug und schießt zu oft übers Ziel hinaus, was es den Zuschauern schwer macht, die emotionale Bindung zu den Hauptfiguren bis zum überzeugenden Ende aufrecht zu erhalten.
Wann immer die Stimmung zwischen den Beiden zu depressiv wird, kommen die wunderbaren Nebendarsteller ins Spiel, die allesamt den Film sein durchaus vorhandenes komödiantisches Potential verleihen. Ob Justin Long ("Voll auf die Nüsse"), Jason Bateman (bekannt aus der hierzulande leider noch nicht gelaufenen und in den USA schon wieder abgesetzten Comedy-Serie "Arrested Development") oder Jon Favreau ("Daredevil"), sie alle sorgen dafür, dass es innerhalb der cineastischen Trennung für den Zuschauer auch zahlreiche entspannende Momente gibt. Besonders herausragend allerdings ist Vincent D`Onofrio, der VOX-Zuschauern aus der Serie "Criminal Intent" bekannt sein dürfte. D`Onofrio legt als Garys Bruder Dennis eine sehr zurückhaltende, liebenswerte Performance ab, die zu den ganz großen Höhepunkten des Films gehört (auch wenn D`Onofrio insgesamt vielleicht gerade mal 10 Minuten auf der Leinwand zu sehen ist!)
"Trennung mit Hindernissen" ist – obwohl er sich einigen Konventionen entzieht – ein rundum amerikanischer Film. Dabei wird der realistische, dramatische Grundton der Geschichte immer wieder durch amüsante Einlagen und dem Spiel mit diversen Klischees aufgelockert. Das funktioniert oft, aber leider nicht immer. Und so wirkt der Streifen an einigen Stellen zu unentschlossen, die Inszenierung wird zunehmend holprig und scheint die klare Linie, die noch zu Anfang sehr gut verfolgt wird, zu verlieren. Diese besonders im letzten Drittel auftauchenden Schwächen machen "Trennung mit Hindernissen" letztendlich nur zu guter Durchschnittsware, deren gute Intentionen aber durchaus mit einem Ansehen der DVD gewürdigt werden sollten.
Bild: Auch wenn die Farben gut abgemischt und auch die Kontraste sehr gut sind, weist die Bildqualität einige sichtbare Schwächen auf. Diese beziehen sich in erster Linie auf den Schärfegrad, der in vielen Szenen eindeutig besser hätte ausfallen können. Immerhin aber ist das Bild völlig sauber und erhält daher ein verdientes: Gut!
Ton: Hier stehen natürlich die Dialoge im Vordergrund und da diese sehr gut abgemischt sind, gibt es keinen Grund zur Klage. Die Musik sorgt ab und an für angenehme Räumlichkeit, ansonsten gibt es aber keine nennenswerten Effekte. Gut!
Extras: Bei Anbieter Universal macht sich ein ärgerlicher Trend bemerkbar. Entweder werden die DVDs in Europa gänzlich ohne Bonusmaterial veröffentlicht (wie z.B. bei "American Dreamz" oder "Inside Man") oder aber mit deutlich weniger Extras, als in den USA (so etwa bei "München"). Dies ist auch bei "Trennung mit Hindernissen" der Fall. Die US-DVD verfügt etwa über einen Audiokommentar des Regisseurs, der sehr viel informativer und besser ist als der von Vince Vaughn und Jennifer Aniston, der auch für die deutsche DVD übernommen wurde. Die beiden Hauptdarsteller liefern einen merkwürdig gelangweilten, uninspirierten und flachen Kommentar ab, der wirklich nicht zu den Sternstunden ihres Schaffens gehört. Ebenfalls fehlt auf der deutschen Disc das Making of, eine interaktive Tour durch Chicago, bei der einzelne Darsteller Sets und Drehorte vorstellen, eine lange Improvisation von Vince Vaughn und Jon Favreau sowie eine Featurette über die im Film vorkommende A Capella Truppe.
Auf die Disc geschafft haben es ein amüsantes alternatives Ende, das deshalb geschnitten wurde, da es nicht wirklich mit dem Ton des Films harmonisiert. Aber es ist schön, dass es der Zuschauer hier zu sehen bekommt. Zudem gibt es noch ein paar nette unveröffentlichte Szenen (ca. 8 Min.), sowie einige erweiterte (ca. 2 Min.) und verpatzte Momente (ca. 12 Min.).
Fazit: Ein guter Film, der als lockere Komödie angekündigt wurde und daher viele Kinogänger enttäuscht hat. Dennoch lohnt sich das Anschauen, bietet der Film doch etliche Wahrheiten über die traute Zweisamkeit zwischen Männern und Frauen, die es so ehrlich nur selten in Hollywood-Filmen zu sehen gibt. Technisch ist die DVD in Ordnung, doch dass nur ein kleiner Teil der Extras der US-Disc für die deutsche DVD übernommen wurde, ist enttäuschend.
OT: The Break Up
Regie: Peyton Reed
Anzahl der Discs: 1
Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bildformat: 16:9 (1,85:1)
Extras: Audiokommentar, geschnittene, erweiterte und verpatzte Szenen, alternatives Ende
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 102 Min.
Regionalcode: 2
Ein Artikel von Sebastian Betzold