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Türkisch für Anfänger

Türkisch für Anfänger

Deutschland 2012 - mit Josefine Preuß, Elyas M`Barek, Anna Stieblich, Adnan Maral, Pegah Ferydoni, Arnel Taci ...

Filminfo

Genre:Komödie
Regie:Bora Dagtekin
Kinostart:15.03.2012
Produktionsland:Deutschland 2012
Laufzeit:ca. 100 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:tfa-film.de

Mit "Türkisch für Anfänger" schuf Bora Dagtekin 2006 eine originelle wie lustige Comedy-Serie, die gerade durch ihren politisch unkorrekten Humor und seine Konzentration auf den Unterhaltungswert wahrscheinlich ein wichtigerer Beitrag zur Integration war, als das irgendeinem anspruchsvollem Drama hätte gelingen können. Nach drei Staffeln war allerdings Schluss mit Lustig. Doch auch wenn sich die Fans auf dem Bildschirm von Lena, Cem und den anderen lieb gewonnenen Charakteren verabschieden mussten, so gibt es jetzt doch ein Wiedersehen auf der großen Leinwand. Allerdings nicht in Form einer Fortsetzung. Im Kino wird die Geschichte des ersten Aufeinandertreffens der Familien Schneider und Öztürk einfach noch einmal neu erzählt. Die Kinoversion soll ganz nach US-Vorbild ein Reboot sein, das die bekannten Figuren in einer ganz neuen Situation aufeinander treffen lässt.

Wirklich große Lust hat Lena (Josefine Preuß) von vornherein nicht, mit ihrer Mutter Doris (Anna Stieblich) in den Urlaub nach Südostasien zu fliegen. Als dann aber im Flieger ausgerechnet der türkische Obermacho Cem (Elyas M`Barek) neben ihr sitzt, ist sich Lena sicher, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann. Weit gefehlt: aufgrund eines Unwetters muss die Maschine notwassern und während die meisten Passagiere in Sicherheit gebracht werden können, verschlägt es Lena mit Cem, dessen streng religiösen Schwester Yagmur (Pegah Ferydoni) und dem stotternden Griechen Costa (Arnel Taci) auf eine einsame Insel. Und während an dem verlassenen Strand erst einmal kräftig die Kulturen aufeinanderprallen und ein handfester Geschlechterkampf ausgetragen wird, kommen sich Lenas antiautoritäre Mutter und Cems nach bürgerlichen Werten lebender Vater Metin (Adnan Maral) näher. Das kann ja nur in einer Katastrophe enden…

Dass es ein Wiedersehen mit "Türkisch für Anfänger" gibt, ist in erster Linie eine schöne Sache, was besonders in den Momenten, in denen der clevere, politisch unkorrekte Humor der Serie zu spüren ist, deutlich wird. Auch die Idee, alten Fans etwas ganz Neues zu bieten und somit gleichzeitig auch neuen Zuschauern den Genuss an dieser Komödie zu ermöglichen, sollte positiv gewertet werden. Dennoch muss leider gesagt werden, dass einige Aspekte gerade im Vergleich zur Serie nicht besonders gut funktionieren und viel an Charme und Überzeugungskraft eingebüßt haben.

In erster Linie gilt dies für die Beziehung zwischen Lena und Cem. Die Serie hat sich fast die komplette erste Staffel dafür Zeit genommen, bis es eine erste romantische Annäherung zwischen den Beiden gab. Lena hat langsam entdecken können, dass sich hinter Cems rauer Machoschale ein wirklich liebenswerter Kern befindet und auch Cem hatte genügend Zeit, um hinter Lenas chaotische Fassade zu blicken und sich in das Mädchen zu verlieben. Hier allerdings scheint es so zu sein, dass der Anblick von Cems nacktem Körper genügt, um Lenas Weltbild komplett zum Wanken zu bringen – und das wirkt einfach ein wenig arg oberflächlich.

Auch wirken die Figuren insgesamt sehr viel überzeichneter, als in der Serie, was gerade bei Doris und Metin negativ auffällt. Zwar waren sie schon in der Serie in gewisser Weise Extreme, aber sie sind dabei immer glaubwürdig und irgendwie realistisch geblieben. In der Kinoversion dagegen wirken sie fast schon wie Karikaturen, was nicht nur ihrer Glaubwürdigkeit, sondern auch ihrem Sympathiewert schadet. Ohnehin scheint sich das Drehbuch sehr viel mehr auf Klamauk zu verlassen, als auf den bissigen, cleveren Humor, der die Serie gerade in der ersten Staffel ausgezeichnet hat. Dass es auch anders geht, beweist, eine Szene, in der Lena einen ganz speziellen Traum von sich und Cem hat. Diese Traumsequenz ist einfach genial und wenn der Film sich mehr auf diesem Niveau bewegen würde, dann wäre die Qualität der Serie locker erreicht.

Sicherlich, "Türkisch für Anfänger" macht auch im Kino Spaß – aber eben auf einem anderen Level, als im Fernsehen. Viele Möglichkeiten bleiben ungenutzt, einige Gags sind erschreckend platt und die Figuren sind längst nicht so liebenswert gezeichnet, wie in das in der Serie möglich war. In dieser Hinsicht ist der Film schon eine Enttäuschung. Als einfache Komödie dagegen funktioniert das Ganze mit Abstrichen schon recht gut und wird auch mit Sicherheit sein Publikum finden. So kann unterm Strich gesagt werden: es ist schön, dass die Macher den Zuschauern etwas Neues bieten wollten, doch dass dafür die besten Aspekte der Serie aufgegeben wurden, ist für die Kinofassung der preisgekrönten Serie nicht wirklich von Vorteil. Wer die Respektlosigkeit, die Cleverness und die Wärme der Serie erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht das Kino verlassen. Wer aber einfach einen harmlosen Kinospaß mit gut gelaunten Darstellern, schönen Drehorten und einigen guten Gags sehen will, der wird sich bestimmt gut unterhalten fühlen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Türkisch für Anfänger (Deutschland 2012)"
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