Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Under the Silver Lake |
Genre: | Mystery, Komödie, Thriller |
Regie: | David Robert Mitchell |
Kinostart: | 06.12.2018 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 139 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/UnderTheSilverLake. |
Sam (Andrew Garfield) lebt in einem kleinen Apartment in Los Angeles. Sam hat kein Geld, der Vermieter droht ihm mit Zwangsräumung, aber er denkt trotzdem nicht daran, sich einen Job zu suchen. Er trifft sich lieber mit seinem Kumpel (Topher Grace), beobachtet seine freizügige Nachbarin mit dem Fernglas oder liest Comics. Doch dann trifft er die schöne Sarah (Riley Keough), die ihn sogar zu sich einlädt. Sam kann sein Glück kaum fassen, auch wenn Sarahs plötzlich auftauchende Mitbewohnerinnen im letzten Moment verhindern, dass die Beiden im Bett landen. Als Sam am nächsten Tag dort anknüpfen möchte, wo der vorige Abend so abrupt beendet wurde, muss er feststellen, dass Sarah spurlos verschwunden ist. Als Sam mit der Suche nach seiner Traumfrau beginnt, ist das der Anfang einer irren Odyssee durch die Großstadt – und bald schon scheint er sich in einem Netz aus Verschwörungen und urbanen Mythen zu verstricken…
"Under the Silver Lake" ist der Nachfolger von David Robert Mitchells Überraschungserfolg "It Follows". War dieser zwar ungewöhnlich, aber dennoch klar dem Horror-Genre zuzuordnen, liegt der Fall bei "Under the Silver Lake" deutlich schwieriger. Als ich nach der Pressevorführung gefragt wurde, ob mir der film gefallen habe, könnte ich das zwar bejahen, musste aber dazu sagen: "Ich habe keine Ahnung, warum". Und daran hat sich auch bei intensiveren Nachdenken wenig geändert. Sicherlich, es gibt einige Aspekte, die ich klar benennen kann, die dazu beigetragen haben, dass ich über zwei Stunden richtig viel Spaß hatte.
Da sind etwa die sehr deutlichen Verweise auf andere Filme und Arbeiten großer Regisseure wie Alfred Hitchcock. Mitchell verbeugt sich auf sehr originelle und gleichzeitig auch charmante Art vor Hollywood. Das muss man als Kinofreund einfach lieben. Dann ist da noch Hauptdarsteller Andrew Garfield, der so wunderbar verpeilt durch die abstruse Story schlurft, dass es einfach eine große Freude ist. Und dann gibt es einfach herrlich schräge Momente, die genau mein Humorzentrum getroffen haben.
Doch was ich da eigentlich gesehen habe, lässt sich schwer definieren. Die Story ist verschachtelt, absurd und verliert sich immer wieder im Bilderrausch oder in Absurditäten. Das dürfte eigentlich nicht funktionieren – tut es aber doch. Denn auch wenn man als Zuschauer irgendwie die ganze Zeit ratlos ist, scheint Mitchell genau zu wissen, was er tut. Er drückt immer dann, wenn man sich gerade geistig verabschieden möchte, den richtigen Knopf, so dass die Aufmerksamkeit sofort wieder aufflammt.
"Under the Silver Lake" ist ein Rätsel – und das ist wahrscheinlich auch gut so. Ein Film, der wirkt, auch wenn man ihn vielleicht nicht hundertprozentig versteht. Wer gerne schräges, unangepasstes Kino aus Hollywood genießt, für den ist dieser irrwitzige Genre-Mix ein Muss: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold