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Utopia Ltd.

Utopia Ltd.

Deutschland 2011 - mit Anton Spielmann, Jonas Hinnerkort, Sebastian Muxfeldt ...

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Regie:Sandra Trostel
Kinostart:12.05.2011
Produktionsland:Deutschland 2011
Laufzeit:ca. 94 Min.
FSK:ab 6 Jahren
Webseite:www.utopialimited-film.de

In ihrem Dokumentarfilm "Utopia Ltd." begleitet Regisseurin Sandra Trostel die aufstrebende Nachwuchsband 1000 Robota drei Jahre lang mit ihrer Kamera und entwirft dadurch einen äußerst einnehmenden und realistischen Blick auf die Mühlen der Musikindustrie, in denen hohe Ambitionen von kommerziellen Druck gnadenlos zermalmt werden. Zu Beginn haben Anton Spielmann (18), Basti Muxfeldt (17) und Jonas Hinnerkort (17) noch große Ziele. In einer Zeit, in der es nur Wiederholung gibt, wollen sie etwas ganz Neues schaffen. Sie wollen mit ihrem New Wave Punk nicht an gute alte Zeiten erinnern, sondern Entstehung verursachen. Als sie schon nach wenigen Monaten einen Plattenvertrag bei dem kleinen, aber durchaus renommierten Label Tapete Records erhalten und viel positive Presse für ihre Konzerte bekommen, scheinen die Ziele in greifbare Nähe zu kommen.

Doch können Ideale, wie sie 1000 Robota verfolgen, dem Konsumdruck der Gesellschaft standhalten? Während die Plattenfirma (verständlicherweise) eine möglichst große Käufergruppe anvisiert und dafür auch auf entsprechende Kompromisse von Seiten der Band hofft, sind Anton, Jonas und Basti nicht bereit, ihre Musik den Vorgaben der Industrie anzupassen. Zudem müssen Tourstress und Abitur unter einen Hut gebracht werden und die schwierige Entscheidung getroffen werden, ob man, um die neue Platte zu promoten, an Stefan Raabs Bundesvision Song Contest teilnimmt. Und am Ende scheint es wirklich so zu sein, dass für eigenwillige Kunst und für selbstbestimmenden Enthusiasmus in dieser Gesellschaft kein Platz mehr ist...

Momentan scheint ja Jedermann zu glauben, dass es verdammt einfach ist, ein Superstar zu werden. Schließlich gaukeln etliche Castingshows genau das vor. Und vielleicht ist es tatsächlich gerade Jetzt leichter denn je, für kurze Zeit berühmt zu werden. Doch wirklich erfolgreich zu werden und zu bleiben mit Etwas, woran man ganz fest glaubt und hinter dem man wirklich stehen kann, bleibt für die Meisten ein unerreichbarer Traum. Denn für Kreativität ist in einer Industrie, in der nur noch die Verkaufs- und Downloadzahlen von Bedeutung sind, nur noch wenig Platz. Das müssen auch 1000 Robota erfahren. Doch wer glaubt, dass "Utopia Ltd." die Band lediglich als arme Opfer unserer Mediengesellschaft porträtiert, der irrt gewaltig.

Sandra Trostel zeigt nicht nur, welcher Druck auf der Band, aber auch auf dem kleinen Plattenlabel liegt, sondern auch, dass sich die Jungs oftmals selbst im Weg stehen. Besonders Anton Spielmann wirkt mit seinem nicht gerade kleinen Ego so, als würde er ständig an der Grenze zum Größenwahn balancieren. Auch wenn das nicht immer sympathisch wirkt, so ist den Jungs am Ende hoch anzurechnen, dass sie nicht bereit sind, sich für den kommerziellen Erfolg zu verkaufen. Nach einigen der Chancen, die sich der Band eröffnet hätten, wie eben die Teilnahme am Bundesvision Song Contest, hätten sich sicherlich viele Nachwuchsmusiker die Finger geleckt. Doch es ist eben die bewusste Entscheidung gegen diese Chancen, gegen Kompromisse, die 1000 Robota zu authentischen, ernstzunehmenden Musikern macht – ganz gleich, was man nun als Zuschauer von ihrer Musik halten mag.

So ist "Utopia Ltd." nicht nur das sehr unterhaltsame Porträt einer Nachwuchsband, sondern auch eine Art Gegenbewegung zu der "Jeder-kann-ein-Superstar-sein"-Mentalität, die sich gerade in den Köpfen junger Menschen festgebissen hat und die schon so manchen großen Traum hat derbe platzen lassen. Vielleicht sollte der Traum eben nicht sein, ein von Allen geliebter Superstar zu sein. Die Möglichkeit zu haben, das zu machen, was man liebt und was einem wirklich am Herzen liegt, macht vielleicht sehr viel glücklicher, auch wenn es nur verhältnismäßig wenige Gleichgesinnte interessiert. Eine Utopie? Vielleicht, aber eine, die erstrebenswerter ist, als der Verkauf der eigenen Seele für fünf Minuten des ganz großen Ruhmes. Und alleine diese Erkenntnis macht die Musik-Doku am Ende auch durchaus: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Utopia Ltd. (Deutschland 2011)"
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