Die großartige Millennium-Trilogie von Stieg Larsson geht weiter! Nach dem großen Erfolg von "Verblendung" (ab sofort auf DVD zu haben) kommt jetzt "Verdammnis" in unsere Kinos. Zwar kann dieser zweite Teil nicht ganz die Klasse seines Vorgängers halten, bietet aber immer noch Spannung auf ganz hohem Niveau.
Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden ist, macht sich Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) daran, sich mit der nächsten brisanten Enthüllungsstory wenig Freunde zu machen. Mit Hilfe eines jungen Kollegen kommt Mikael einer Gruppe hoher Amts- und Würdenträger auf die Spur, die sich seit Jahren an jungen russischen Frauen vergehen. Doch nicht nur Mikael recherchiert in dieser unglaublichen Geschichte, auch Lisbeth Salander (Noomi Rapace) stellt im Hintergrund Ermittlungen an. Diese führen sie ausgerechnet zu ihrem ehemaligen Vormund Nils Bjurman, der direkt in den Mädchenhandel verwickelt zu sein scheint. Als sowohl Bjurman, als auch der junge Journalist, der Mikael auf die Story gebracht hat, ermordet werden, gerät Lisbeth unter Verdacht und wird von Polizei und Medien gejagt. Doch Lisbeth dreht den Spieß um und macht als Racheengel Jagd auf die wahren Drahtzieher – und muss sich dabei auch ihrer dunklen Vergangenheit stellen...
"Verdammnis" bietet, wie schon "Verblendung", eine sehr komplexe Geschichte, deren verschiedene Ebenen nach und nach ein Gesamtbild ergeben, das sich nur solchen Zuschauern erschließt, die dem Geschehen mit voller Aufmerksamkeit folgen (oder aber die Buchvorlage kennen). Anders als sein Vorgänger, wirkt "Verdammnis" dabei sehr viel deutlicher wie eine TV-Produktion. Dem Film fehlt einfach die Größe, die "Verblendung" weit über den TV-Durchschnitt gehoben hat. Wer glaubt, dass dies den Film weniger sehenswert macht, irrt allerdings gewaltig.
Denn abgesehen von der spannenden Geschichte sind es wieder die großartigen Leistungen von Noomi Rapace und Michael Nyqvist, die jeden Cent des Eintrittspreises wert sind. Gerade Rapaces intensives, schonungsloses Spiel macht Lisbeth Salander zu einer der interessantesten Figuren des zeitgenössischen Thriller-Kinos. Die Schauspielerin versteht es erstklassig, Intensität und Subtilität genau in den richtigen Dosen in den genau richtigen Momenten einzusetzen. Dadurch wirkt der Charakter trotz aller Extreme glaubwürdig und realitätsnah. Michael Nyqvists Mikael Blomkvist ist, wie schon im ersten Teil, das perfekte Gegengewicht zu Lisbeth Salander. Einzig die Tatsache, dass die Beiden so gut wie keine gemeinsamen Szenen haben, trübt den positiven Gesamteindruck ein wenig.
Bis zum Ende, das eine direkte Überleitung zum dritten Teil (startet voraussichtlich im Juni in den Kinos) darstellt, bleibt der Zuschauer gefesselt in den Kinositz gedrückt. Es ist den Machern aller drei Filme hoch anzurechnen, dass jeder Teil einen ganz eigenen Charakter besitzt, das am Ende jedoch ein sehr harmonisches und vor allem großartiges Gesamtbild entsteht, das den hohen Ansprüchen der erfolgreichen Romanvorlage in jeder Hinsicht gerecht wird. Daher gilt: auch wenn die Klasse von "Verblendung" nicht ganz erreicht wird, ist "Verdammnis" dennoch ganz großes Thriller-Kino, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten.
Originaltitel: Flickan som lekte med elden
Regie: Daniel Alfredson
Länge: ca. 129 Min.
FSK: ab 16 Jahren