Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | Cüneyt Kaya |
Kinostart: | 29.03.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2017 |
Laufzeit: | ca. 88 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | constantin-film.de/kino/verpiss-dich |
Sammy (Bülent Ceylan) hat eigentlich alles: Talent, Motivation und schöne Haare – und trotzdem will es mit der Karriere als Musiker einfach nicht klappen. Doch jetzt reicht es ihm mit den Auftritten als Schlager-Hansel im Seniorenheim. Mit der Bewerbung bei einer Castingshow will er als Rocker endgültig durchstarten. Zu dumm nur, dass die Macher der Show keinen Solokünstler, sondern eine Band suchen. Sammy bleiben nur wenige Tage, um noch weitere Musiker für seine Band zu rekrutieren – dabei sollte er sich doch eigentlich um das Hamam seines Bruders (Kida Khodr Ramadan) kümmern. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt es ihm, mit seiner Schwester Jessi (Josefine Preuß), dem Aushilfsmasseur Wolle (Paul Faßnacht) und seinem Kumpel Mahmut (Özgür Karadeniz) eine mehr oder weniger talentierte Truppe auf die Beine zu stellen. Doch jetzt fangen die Probleme erst richtig an…
Wie heißt es doch so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Irgendwie will es auch den erfolgreichsten deutschen Comedians nie so recht gelingen, in Kinofilmen zu überzeugen. Mario Barth begeistert auf seinen Tourneen und im Fernsehen ein Millionenpublikum, doch seine Kinokomödie war zumindest künstlerisch eine Katastrophe. Kaya Yanar feiert im TV und auf der Bühne große Erfolge, aber seinen Ranjid wollte im Kino niemand sehen. Und Rene Marik konnte seinen Kinoausflug zwar mit Hilfe der Fans durch Crowdfunding mitfinanzieren, das Ergebnis war aber trotzdem kein Kassenschlager – und das, obwohl sein Maulwurf zu der Zeit noch absoluter Kult war.
Nun versucht also auch Bülent Ceylan, zweifelsohne einer der sympathischsten Comedians Deutschlands, seinen Erfolg als Stand Up Comedian ins Kino zu übertragen. Und so gerne ich Ceylan auch mag, so witzig ich auch viele seiner Live-Nummern finde, so kann ich über diese Komödie kaum etwas Gutes sagen. "Verpiss Dich, Schneewittchen" ist dramaturgisch wie schauspielerisch eine Katastrophe. Nicht nur, dass die meisten Gags einfach nicht komisch sind, die wenigen, die an sich funktionieren könnten, werden derart flach dargeboten, dass das gerade aufkommende Lachen gleich wieder erstirbt.
Es ist nicht so, dass nur die schauspielerische Leistung von ungelernten Darstellern wie Bülent Ceylan oder Sabrina Setlur deutliche Mängel aufweist. Auch ansonsten wirklich verlässliche Schauspieler wie Josefine Preuß liefern hier nur völlig überzogene Darstellungen ab, die jegliches Talent vermissen lassen. Doch das ist bei weitem nicht der schwerwiegendste Kritikpunkt. Wirklich ärgerlich wird es, wenn versucht wird, der Geschichte so etwas wie Tiefe oder Relevanz zu verleihen, wenn Fremdenfeindlichkeit thematisiert wird. An sich ja ein lobender Versuch, doch die Umsetzung ist derart mit dem Holzhammer serviert, dass man als Zuschauer nur verzweifelt mit dem Kopf schütteln kann.
Da gibt es etwa die Konkurrenz-Band mit dem Namen Frei.Staat – nein, wie subtil – die durch ein extrem rechtes Auftreten auffällt. Das dumme Publikum merkt das natürlich nicht und jubelt den Jungs wie verrückt zu. Erst wenn der Sänger vor laufenden Kameras einen dunkelhäutigen Mitarbeiter der Show beschimpft, wird auch dem letzten Idioten klar, dass hier Nazis bejubelt wurden. Oh mein Gott! Platter und klischeehafter geht es doch nun wirklich nicht.
Es gibt Momente, die vermuten lassen, dass Regisseur Cüneyt Kaya mit den richtigen Intentionen an das Projekt herangegangen sind. Doch bei der Umsetzung hakt es leider an allen Ecken und Enden. Und so muss auch "Verpiss Dich, Schneewittchen" als ein weiterer missglückter Versuch gewertet werden, einen Comedian zum Kinostar zu machen. Vielleicht würde sich hier doch mal der Blick nach Großbritannien oder den USA lohnen, wo genau das immer wieder sehr gut gelingt. Oder es einfach ganz lassen und sich auf das nächste Bühnenprogramm konzentrieren. Denn da ist Bülent Ceylan einfach sehr viel besser aufgehoben.
Ein Artikel von Sebastian Betzold