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Vielleicht lieber Morgen

Vielleicht lieber Morgen

USA 2012 - mit Logan Lerman, Emma Watson, Ezra Miller, Paul Rudd, Mae Whitman, Kate Walsh ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:The perks of being a wallflower
Genre:Drama, Komödie, Tragikomödie
Regie:Stephen Chbosky
Kinostart:01.11.2012
Produktionsland:USA 2012
Laufzeit:ca. 102 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.vielleichtliebermorgen-film.de

Charlie (Logan Lerman) sieht sich bei seinem neuen Leben an der High School mit Problemen konfrontiert, die viele seiner Altersgenossen durchleben müssen. Er ist ein Außenseiter, der nur von seinem Englischlehrer (Paul Rudd) so etwas wie Freundschaft entgegen gebracht bekommt. Seiner Schwester Candace (Nina Dobrev) ist es peinlich, mit ihrem kleinen Bruder gemeinsam gesehen zu werden. Und von älteren Schülern muss sich der schüchterne Charlie immer wieder Schikanen gefallen lassen. Doch für Charlie sind dies nur oberflächliche Probleme, hat er doch mit einem sehr viel schwerwiegenderem Trauma zu kämpfen. Denn vor nicht allzu langer Zeit ist Charlies bester Freund gestorben, ein Verlust, den seine in Sachen Trauer ungeübte Seele noch nicht verarbeiten konnte. Sein von düsteren Gedanken und Depressionen geprägtes Leben scheint eine Wendung zum Besseren zu nehmen, als Charlie die unangepassten Steifgeschwister Sam (Emma Watson) und Patrick (Ezra Miller) kennen lernt. In ihrem Dunstkreis gelingt es dem verschlossenen Jungen, aus sich heraus zu gehen, Freundschaften zu schließen, Partys zu feiern und erste Erfahrungen mit Liebe zu machen. Doch dann beginnt er, immer stärkere Gefühle für Sam zu entwickeln – und sein sorgsam aufgebautes Glück könnte dadurch wieder zerstört werden…

Mit "Vielleicht lieber Morgen" hat Stephen Chbosky eine wunderbare Verfilmung seines eigenen Kultromans "Das also ist mein Leben" inszeniert. Seit seinem Erscheinen im Jahr 1999 hat das Buch viele begeisterte Leser gefunden, wurde in manchen Schulen zur Pflichtlektüre, während es an anderen verboten wurde. Es war die perfekte Entscheidung, dass Chbosky für eine Verfilmung nicht nur selber das Drehbuch verfasst hat, sondern auch die Regie übernommen hat. So konnte gewährleistet werden, dass seine Visionen und das Herz des Romans auch auf die Leinwand übertragen werden würde. Und genau das ist Chbosky dann auch wirklich nahezu perfekt gelungen. Mit einem großartigen Darstellerensemble, einer sorgfältig ausgewählten musikalischen Untermalung und natürlich nicht zuletzt dem wunderbaren Drehbuch ist "Vielleicht lieber Morgen" einer der schönsten, ehrlichsten und bewegendsten Filme über das Erwachsenwerden und über Freundschaft geworden, die es in jüngerer Vergangenheit im Kino zu sehen gab.

Was essentiell zum Gelingen der Geschichte beiträgt, ist ihre irgendwie zeitlos anmutende Inszenierung. Zwar lässt sich an der Musik, der Mode und einigen anderen Hinweisen durchaus festmachen, dass sich die Ereignisse nicht in der Gegenwart, sondern eher Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre abspielen. Dennoch wirkt das Ganze nicht wie ein auf diese bestimmte Ära ausgerichteter Film, da Ausstattung, Musik und Zitate aus der Popkultur zwar eine wichtige Rolle spielen, aber dennoch eher dezent in das Geschehen integriert werden. Somit steht die eigentliche Geschichte und vor allem Charlies Probleme voll und ganz im Vordergrund. Und mit denen können sich nicht nur Zuschauer, die mal Teenager waren, sondern eben auch die Jugendlichen von Heute noch voll und ganz identifizieren.

Das Gefühl, irgendwie nicht dazu zu gehören und dem Leben völlig hilflos gegenüber zu stehen, vermittelt schon das Buch auf sehr nachvollziehbare Weise. Daher haben sich viele Leser in Charlie wieder erkannt, haben aus seinen Worten Kraft geschöpft und Halt gefunden. Aufgrund von zahlreichen Briefen und E-Mails von begeisterten Fans war sich Chbosky auch bei der Umsetzung seines Buches für die Verfilmung bewusst, weshalb es ihm wichtig war, einen Darsteller zu finden, der all die Attribute, die seinen literarischen Charlie ausmachen, mit sich bringt. In Logan Lerman hat er tatsächlich genau diesen Darsteller gefunden. Dass dies ein wenig untergeht, liegt nicht etwa an der wirklich punktgenauen Darstellung von Lerman, sondern daran, dass auch sämtliche Nebendarsteller absolut stark besetzt sind. Besonderen Eindruck hinterlässt Ezra Miller, der vor kurzem in "We need to talk about Kevin" eine der wohl hassenswertesten Figuren des Kinojahres gespielt hat. Hier liefert er ebenfalls eine sehr komplexe Darstellung ab, macht dabei aber seine fehlerhafte, verletzliche Figur mit der starken, selbstbewussten Fassade zu einem echten Sympathieträger. Eine ganz großartige Leistung, die einen gespannt darauf machen, was der junge Schauspieler sonst noch in petto hat.

Ein großes Lob gebührt aber auch Emma Watson, die das Kunststück schafft, dass man schon nach einer Minute nicht mehr die Hermine Granger, die sie in den letzten zehn Jahren in den "Harry Potter"-Filmen gespielt hat, sondern Sam in ihr sieht. Und dass ist aufgrund der Vielschichtigkeit dieser Figur ist das ungeheuer wichtig, weshalb man Chbosky zu dem Mut, eine derart auf eine Rolle festgelegte Schauspielerin wie Emma Watson für diese Rolle zu besetzten und einfach auf ihr Talent zu vertrauen.

"Vielleicht lieber Morgen" ist ein großartiges Jugenddrama, eine berührende wie unterhaltsame Geschichte über den mitunter schmerzvollen Weg zum Erwachsenwerden. Humor, Drama, Lebensnähe und ganz große, sehr authentisch wirkende Emotionen machen diese Bestsellerverfilmung zu einem echten Geheimtipp, den sich Fans von anspruchsvoller amerikanischer Arthaus-Unterhaltung auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Unbedingt sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Vielleicht lieber Morgen (USA 2012)"
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