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vincent will meer - DVD

vincent will meer - DVD

Deutschland 2010 - mit Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Johannes Allmayer, Heino Ferch ...

Filminfo

Genre:Komödie, Drama, Tragikomödie
Regie:Ralf Huettner
Verkaufsstart:04.11.2010
Produktionsland:Deutschland 2010
Laufzeit:ca. 90 Min.
FSK:ab 6 Jahren
Anzahl der Disc:1
Sprachen:Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS)
Untertitel:Deutsch
Bildformat:16:9 (2.35:1)
Extras:Audiokommentar, Making of, Interviews, geschnittene Szenen, Hinter den Kulissen
Regionalcode:2
Label:Constantin Film / Highlight Communications
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Film: Psychische Krankheiten für komödiantische Zwecke zu benutzen, ist stets eine äußerst schwierige Gradwanderung. Mal kann das funktionieren, wie etwa zuletzt in "Adam", wo ein am Asperger-Syndrom leidender Mann im Mittelpunkt des Geschehens stand. Es kann aber auch völlig in die Hose gehen, wie etwa in dem Ben Affleck/Jennifer Lopez Flop "Gili". Ralf Huettners neuester Film "vincent will meer" gehört zweifelsohne zu den Werken, denen die Gradwanderung sehr gut gelingt. Denn Huettner nimmt die Betroffenen und ihre Krankheiten ernst und bezieht den Humor vielmehr aus dem Aufeinandertreffen mit dem, was wir gerne als Normalität bezeichnen.

Vincent (Florian David Fitz) lebt seit dem Tod seiner Mutter in seiner ganz eigenen Welt. Sein Vater (Heino Ferch), ein ehrgeiziger Lokalpolitiker, kommt mit dem Tourette-Syndrom seines Sohnes überhaupt nicht klar. Und unter dem Vorwand, dass Vincent lernen muss, mit seiner Krankheit umzugehen, steckt er ihn kurzerhand in eine Klinik. Doch hier fühlt sich der junge Mann einfach nur gefangen. Er will raus. Sein Ziel: Italien. Dort will die Asche seiner geliebten Mutter ins Meer streuen. Gemeinsam mit der magersüchtigen Marie (Karoline Herfurth) und seinem zwangsneurotischen Zimmergenossen Alexander (Johannes Allmayer) flieht Vincent eines Nachts aus der Klinik, verfolgt von Vincents Vater und der Psychologin Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau). Es beginnt ein abenteuerlicher Road Trip, in dessen Verlauf die drei Flüchtigen mehr über sich und ihre Krankheiten lernen, als das jemals in der Klinik möglich gewesen wäre...

Was "vincent will meer" so gelungen macht, ist die Mischung aus mitunter sehr hartem Realismus und wunderbar leichtfüßigen, unaufdringlichen Humor. Huettner gelingt es, seine Figuren niemals der Lächerlichkeit preis zu geben, was bei einem Tourette-Patienten und einem Zwangsneurotiker sehr leicht hätte passieren können. Vielmehr nimmt der Film seine Figuren und ihre Krankheitssymptome stets ernst und schafft es so, dass der Zuschauer mit und nicht über sie lacht. Gleichzeitig verzichtet die Geschichte erfreulicherweise auf jede Form von moralischem Zeigefinger, was besonders bei der magersüchtigen Marie positiv auffällt. Magersucht ist eine schlimme Krankheit, die leider viel zu viele junge Menschen kaputt macht. Der Film zeigt zwar die Symptome und Verhaltensweise magersüchtiger Menschen sehr gut auf, verurteilt sie aber niemals. Marie ist einfach magersüchtig. Punkt. Sie ist die Einzige, die daran etwas ändern kann, steht sich dabei aber immer wieder selbst im Weg. Hier die moralische Keule auszupacken und auf den Zuschauer einzuschlagen, etwa, indem Marie geläutert nach der ersten Annäherung zu Vincent zum Schnitzelbrötchen greift, würde die Glaubwürdigkeit der Geschichte untergraben und sich sicherlich auch kontraproduktiv auf die sehr realitätsnahe Kraft des Endes auswirken.

"vincent will meer" ist ein wunderbar leichter Film über einige sehr schwere Themen. Die nahezu perfekte Mischung aus Komödie und Drama macht dieses Werk zu einem der erfrischendsten und besten deutschen Filme der letzten Monate und daher gilt auch: absolut empfehlenswert!

Bild + Ton: Technisch liegt die DVD auf gutem bis sehr gutem Niveau. Das saubere Bild gefällt mit seiner ordentlichen Gesamtschärfe und der harmonischen Farbabmischung. Nur bei den Kontrasten gibt es in den dunkleren Momenten kleine Schwächen. Der Ton ist eher dezent gehalten, kann aber mit gut eingesetzten Umgebungsgeräuschen und einer stimmigen Abstimmung von Dialogen und Soundtrack überzeugen.

Extras: Los geht es mit einem sehr hörenswerten Audiokommentar von Regisseur Ralf Huettner und den beiden Hauptdarstellern Florian David Fitz und Johanes Allmayer, die sich neben Anekdoten von den Dreharbeiten auch über diverse Filmfehler oder über die Doppel-Aufgabe von Fitz als Hauptdarsteller und Drehbuchautor unterhalten. Interessant und gut gelaunt ist dieser Kommentar informativ und unterhaltsam zugleich.

Weiter geht es mit einem knapp 6minütigen Making of, das man sich allerdings schenken kann, wenn man sich die etwas ausführlicheren Interviews mit den Darstellern, dem Regisseur und den Produzenten (insg. ca. 15 Min.) und den unkommentierten Blick hinter die Kulissen (ca. 4 Min.) ansieht. Acht Minuten an geschnittenen Szenen, zu denen auch ein verlängerter Anfang gehört, Darstellerinformationen und weitere DVD-Tipps runden das Bonusangebot ab.

Fazit: "vincent will meer" war wohl DER Deutsche Überraschungserfolg 2010. Die Mischung aus Komödie und Drama funktioniert nicht nur aufgrund der hervorragenden Darsteller mehr als einmal sehr gut. Die DVD überzeugt technisch und hat zudem kurzes, aber sehenswertes Bonusmaterial zu bieten, wobei der Audiokommentar besonders empfehlenswert ausgefallen ist.

Ein Artikel von Sebastian Betzold