Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | That Sugar Film |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Damon Gameau |
Kinostart: | 28.10.2015 |
Produktionsland: | Australien 2014 |
Laufzeit: | ca. 102 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.vollverzuckert.thatsugarfilm.de |
Zucker versüßt unser Leben! Zucker gibt uns Energie und macht uns glücklich. Ja, Zucker ist etwas ganz Feines! Das mag im Prinzip stimmen. Aber leider ist Zucker, das weltweit am weitesten verbreitete Nahrungsmittel, in den Mengen, in dem wir ihn zu uns nehmen, auch hochgradig ungesund. Er fördert Krankheiten macht süchtig. Also sollten wir unseren Zuckerkonsum deutlich reduzieren. Leichter gesagt, als getan. Denn man ahnt gar nicht, wo überall Zucker enthalten ist. Und so richtig wissen wir als Konsumenten ja auch nicht, wie viel Zucker nun wirklich ungesund ist. Der Australier Damon Gameau will da nun Aufklärungsarbeit leisten. Er hat sich auf eine extrem süße Reise begeben, um herauszufinden, welchen Einfluss Zucker auf den menschlichen Organismus hat und wo wir Tag für Tag Zucker aufnehmen, den wir eigentlich gut vermeiden könnten.
Das Ergebnis dieser Reise ist der Dokumentarfilm "Voll Verzuckert", der wie die Zucker-Version von Morgan Spurlocks "Super Size Me" anmutet. Wie seinerzeit Spurlock begibt sich auch Gameau, der sich ansonsten recht gesund ernährt, auf eine sehr einseitig ausgerichtete "Diät", bei der er von Spezialisten und Ärzten begleitet wird. Nur, dass es in seinem Fall eben nicht Fast Food, sondern besonders zuckerhaltige Speisen und Getränke sind. Auch die oftmals humorvolle Präsentation von an sich schockierenden Fakten erinnert stark an "Super Size Me". Beiden Dokumentationen ist zudem die recht reißerische und einseitige Darstellung der Thematik gemeinsam. Das alles schmälert allerdings nicht den insgesamt positiven Gesamteindruck und die Tatsache, dass der Film auf seine etwas flapsige Art einige durchaus wichtige Erkenntnisse liefert, von denen jeder Zuschauer etwas lernen kann und sollte.
Die mitunter wirklich witzige und fantasievolle Darstellung dessen, was Zucker in unserem Körper auslöst, macht die Materie wirklich für alle Zuschauer gut verständlich. Das ist wichtig, um die Botschaft der Dokumentation auch wirklich verinnerlichen zu können. Es gibt einige sehr gelungene visuelle Elemente, einige in ihrer Absurdität fast unglaubliche Interviews und eine Szene, die einen normalen Zahnarztbesuch wie das Paradies auf Erden erscheinen lassen. Gameau versteht es sehr gut, sein Anliegen leicht zugänglich und somit nachvollziehbar zu vermitteln. Doch leider macht er dabei den Fehler, den man auch seinen Kollegen wie Morgan Spurlock oder Michael Moore gerne ankreidet: er stellt sich zu oft zu sehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Es gibt einfach zu viele Szenen, in denen er mit seinem stetig wachsenden Bauchumfang kokettiert oder in denen er cleverer und witziger erscheinen möchte, als sein Gegenüber. Da er selber das Versuchsobjekt des Films ist, ist es unausweichlich, dass er auch eine zentrale Rolle einnimmt. Doch es gibt viele Szenen, in denen er sich etwas zurücknehmen hätte können – und das hätte dem Film und seiner Glaubwürdigkeit sicherlich gut getan.
Nichtsdestotrotz ist "Voll Verzuckert" ein unterhaltsamer, interessanter, schockierender, überraschender und aufschlussreicher Film, der seine Zuschauer zumindest kurzzeitig die eigene Ernährung überdenken lässt. Wer einen Grund sucht, um das eigene Naschen oder den Konsum von Limo, Cola und Co. zu reduzieren, der sollte sich diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold