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Von Menschen und Göttern

Von Menschen und Göttern

Frankreich 2010 - mit Lambert Wilson, Michael Lonsdale, Olivier Rabourdin, Philippe Laudenbach ...

Filminfo

Originaltitel:Des hommes et des dieux
Genre:Drama
Regie:Xavier Beauvois
Kinostart:16.12.2010
Produktionsland:Frankreich 2010
Laufzeit:ca. 120 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.vonmenschenundgoettern-derfilm.d

In der Abgeschiedenheit der algerischen Berge haben sich eine Gruppe französischer Mönche eine friedliche Oase aufgebaut, von der auch die Bewohner der umliegenden Dörfer profitieren. Schließlich bietet das Kloster ärztliche und humanitäre Hilfe. Die neun Mönche sind längst mehr, als eine reine Glaubensgemeinschaft. Doch die Idylle droht zu zerbrechen, als in der Nähe des Klosters eine Gruppe von Gastarbeitern brutal von islamistischen Rebellen umgebracht wird. Den Mönchen ist klar, dass diese Mörder auch vor den Klostermauern nicht Halt machen werden und dass sie ihr christlicher Glauben in akute Lebensgefahr bringen könnte. Und so stehen sie vor einer schwierigen Aufgabe: sollen sie das Kloster, und somit auch ihre "Familie" aufgeben und ihre Nachbarn im Stich lassen, oder sollen sie allen Gefahren zum Trotz bleiben?

"Von Menschen und Göttern" ist auf der einen Seite sicherlich ein faszinierender und auch schöner Film. Die auf realen Ereignissen basierende Geschichte wird mit einer tollen Bildsprache erzählt, wobei sich Regisseur Xavier Beauvois ("Eine fatale Entscheidung") sehr viel Zeit lässt, um den Zuschauer den friedlichen, ruhigen Alltag des Klosterlebens vor den blutigen Ereignissen erfahren zu lassen. Wer sich für diese Thematik interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Allerdings sollte dieses Interesse schon relativ groß sein, denn ansonsten könnte die sehr getragene Inszenierung schnell zu gähnender Langeweile führen.

Tolle Darsteller, die sich perfekt in die authentisch anmutende Szenerie einfügen, sorgen zudem dafür, dass der in Cannes mit dem Grossen Preis der Jury ausgezeichnete Film sein Publikum in den Bann zieht. Was für mich persönlich allerdings extrem störend ins Gewicht gefallen ist, ist, dass ich mich als Zuschauer nicht ganz Ernst genommen gefühlt habe. Sind wir doch mal ehrlich: ein Film wie "Von Menschen und Göttern" ist nicht für ein breites Publikum gemacht und lockt ohnehin nur solche Menschen in die Kinos, die der Thematik sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. Und diese Zuschauer wissen, dass islamistischer Terror nicht zwangsläufig mit dem islamischen Glauben gleichzusetzen ist.

Doch gegen Ende des Films wird das auf fast schon penetrante Art und Weise immer wieder betont, was sich für mich so anfühlt, als ob die Macher Angst gehabt hätten, ihr Film könnte Anti-Islamisch ausgelegt werden. Doch letztendlich geht es hier doch um Integration, das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Glaubensrichtungen. Es wird schon aufgrund der Geschichte alleine deutlich, dass dies nicht deshalb tragisch endet, weil das prinzipiell nicht möglich ist. Wenn das die Aussage des Films gewesen wäre, dann hätten sich Alle, die nach dem islamischen Glauben leben, tatsächlich auf den Schlips getreten fühlen dürfen. Doch es wird durch die an sich sehr sensible Inszenierung deutlich, dass nur eine kleine Gruppe von Extremisten dafür sorgt, dass die friedliche Idylle zerstört wird. Die Bilder alleine hätten eine sehr deutliche Sprache gesprochen. Die ständigen Belehrungen hätte es daher nicht gebraucht.

Alleine aus diesem Grund halte ich "Von Menschen und Göttern" nicht für das Meisterwerk, das viele andere Kritiker in dem Film sehen. Doch es ist nicht zu leugnen, dass Xavier Beauvois handwerklich eine sehr gute Arbeit abgeliefert hat, die zumindest an Religion interessierten Zuschauern wirklich ein ganz besonderes Kinoerlebnis beschert. Und für dieses Publikum ist "Von Menschen und Göttern" dann auch – trotz berechtigter Kritik – durchaus sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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