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Wackersdorf

Wackersdorf

Deutschland 2018 - mit Johannes Zeiler, Peter Jordan, Florian Brückner, Anna Maria Sturm, Fabian Hinrichs ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Oliver Haffner
Kinostart:20.09.2018
Produktionsland:Deutschland 2018
Laufzeit:ca. 123 Min
FSK:ab 6 Jahren
Webseite:www.wackersdorf-film.de

Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) ist verzweifelt: Sein Landkreis in der Oberpfalz ächzt Anfang der 1980er unter steigender arbeits- und Perspektivlosigkeit. Und eine Lösung für die Probleme scheinen nicht in Sicht – bis die bayerische Landesregierung mit ihren Plänen an Schuierer herantritt, in der Gemeinde Wackersdorf eine atomare Wiederaufbereitungsanlage zu bauen. Das bringt viele Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Aufschwung, was die Region so dringend braucht. Dass es auch Widerstand gegen die Pläne gibt, damit hat der Landrat gerechnet. Trotz einiger Proteste steht er voll und ganz hinter dem Projekt. Bis der Freistaat ohne rechtliche Grundlage gegen die friedlichen Proteste einer Bürgerinitiative zum Erhalt der Natur ihrer Heimat vorgeht. Nun kommen in Schuierer Zweifel auf und er beginnt, die Pläne ernsthaft zu hinterfragen. Doch damit legt er sich automatisch mit der mächtigen Strauß-Regierung an – und der ist ein kleiner Landrat doch nicht gewachsen…

"Wackersdorf" erzählt die wahre Geschichte einer mittlerweile legendären Protestbewegung, wobei der Film zwar in den 1980er Jahren angesiedelt ist, mit seiner Botschaft für Demokratie und Bürgerengagement gegen politische Willkür heute aktueller ist denn je. Es wäre ein leichtes gewesen, diese Geschichte als einseitigen Protestmarsch zu inszenieren, als Hohelied auf die Atomkraftgegner und als Schmähgedicht auf Politik und Großkonzerne. In gewisser Weise mag der Film genau das sein. Aber gerade zu Beginn bemüht sich Regisseur Oliver Haffner um einen sehr viel differenzierteren Blick.

Und genau hierin liegt die Stärke des Polit-Dramas. Haffner zeichnet sehr gut nach, warum ein Lokalpolitiker wie Schuierer in dem Bau der WAA einen Segen für seinen Landkreis gesehen hat. Warum auch viele Bürger darin einen lang ersehnten Hoffnungsschimmer sahen. Er zeigt sehr gut, wie wichtig es ist, immer beide Seiten zu betrachten. Etwas, was gerade heutzutage mehr und mehr verloren geht. Wer glaubt, im recht zu sein, ganz gleich, auf welcher Seite er steht, macht sich kaum noch die Mühe, die Argumente der Gegenseite offen zu betrachten oder sich Ängste und Sorgen der anderen anzuhören und diese ernst zu nehmen. Dadurch entstehen Gräben, es entsteht Aggression und Entfremdung. Das, was der Film am Beispiel einer kleinen Gemeinde in den 1980ern zeigt, kann heute leider in ganz Deutschland beobachtet werden.

Nun hätte so ein Film natürlich leicht ein von einer klar positionierten Moral geschwängertes Betroffenheitsdrama werden können. Doch es gelingt Haffner gut, immer wieder ein klein wenig Humor, leicht zynische Ironie und eine gewisse Leichtigkeit in die Dramaturgie einzubauen, so dass der Film trotz eines nicht gerade leichten Themas über zwei Stunden hinweg extrem unterhaltsam bleibt. Ein kurzweiliger, spannender und lehrreicher Film, der zeigt, wie wichtig es ist, für die eigene Überzeugung einzustehen, aber auch, dass es nicht minder wichtig ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ein wichtiges Stück Unterhaltungskino und daher auch: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Wackersdorf (Deutschland 2018)"
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