Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Before I Fall |
Genre: | Drama |
Regie: | Ry Russo-Young |
Kinostart: | 01.06.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 98 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | capelight.de/wenn-du-stirbst-zieht-d |
Sam (Zoey Deutch) scheint das perfekte Teenagerleben zu führen: Sie und ihre Clique gehören zu den beliebtesten Mädchen an ihrer Schule. Sie hat einen coolen Freund, dem sie heute Nacht ihre Jungfräulichkeit schenken will. Alles perfekt. Dass sie sich daran beteiligt, Außenseitern das Leben schwer zu machen – pffft, das gehört doch einfach dazu. Das macht sie doch nicht gleich zu einem schlechten Menschen. Oder doch? Diese Frage muss sich Sam ernsthaft stellen, als sie eines Tages nach einer ausgelassenen Party bei einem Autounfall ums Leben kommt – nur um am nächsten Morgen quicklebendig zu erwachen. Genauer gesagt, am Morgen zuvor, denn Sam ist plötzlich dazu verdammt, den letzten Tag in ihrem Leben wieder und wieder zu durchleben. Und dabei wird ihr bald klar, dass ihr Leben längst nicht so perfekt war, wie sie dachte…
Die Adaption des Jugendbuches "Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie" kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in die Kinos. Denn mit den Themen, die hier behandelt werden, hat sich gerade die vieldiskutierte und gefeierte NETFLIX-Adaption des Bestsellers "Tote Mädchen lügen nicht" sehr viel intensiver, schonungsloser, authentischer und in jeder Hinsicht besser auseinandergesetzt. Dem direkten Vergleich, den sich hier aufdrängt, kann Ry Ruso-Youngs Teenie-Drama einfach nicht standhalten. Doch auch losgelöst von einem Vergleich schneidet der Film nicht besonders gut ab.
Der Grund dafür ist zum einen in der sehr klischeehaften Charakterzeichnung zu finden. Natürlich ist es beabsichtigt, Sams Freundinnen als schlimmste Kreisch-Zicken der selbstverliebten Selfie-Generation darzustellen. Das hat allerdings zur Folge, dass keines der Mädchen, die eher zurückhaltende Sam inklusive, wirklich sympathisch wirkt. Ihr Weg zur Läuterung ist in etwas über 90 Minuten dann auch sehr oberflächlich gestaltet. Und genau hier liegt das eigentliche Manko des Films: Oberflächlichkeit ist etwas, womit Themen wie Mobbing und Selbstmord auf keinen Fall behandelt werden sollten.
Für jugendliche Zuschauer zwischen 12 und 15 Jahren werden diese Schwächen zwar nicht besonders stark ins Gewicht fallen, da der Film für seine Zielgruppe durchaus einige gelungene Aspekte zu bieten hat. Doch wer sich nicht von der im Kern durchaus netten und mitreißenden Geschichte, hübschen Schauspielerinnen und Schauspielern und einem atmosphärischen Soundtrack blenden lässt und beginnt, die Geschichte und ihre Botschaft zu hinterfragen und die Inszenierung kritisch zu analysieren, der wird eher wenig Freude an diesem Drama haben. Deshalb reicht es auch nur für ein: Nur mit deutlichen Abstrichen noch sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold