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Winterdieb

Winterdieb

Frankreich/Schweiz 2012 - mit Kacey Mottet Klein, Léa Seydoux, Gillian Anderson, Martin Compston ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:L`enfant d`en haut
Genre:Drama
Regie:Ursula Meier
Kinostart:08.11.2012
Produktionsland:Frankreich/Schweiz 2012
Laufzeit:ca. 97 Min.
Webseite:www.arsenalfilm.de/winterdieb

Der zwölfjährige Simon (Kacey Mottet Klein) lebt alleine mit seiner älteren Schwester Louise (Léa Seydoux) in einem trostlosen Wohnblock eines tristen Industriegebiets. Nur wenige hundert Meter über dem Tal liegt ein edles Skigebiet, wo im Winter Tag für Tag wohlhabende Touristen Schnee, Sonne und Luxus genießen. Um sich und Louise den Lebensunterhalt zu sichern, fährt Simon regelmäßig mit der kleinen Seilbahn in das Skigebiet, um den Touristen dort ihre Skier, Ausrüstung und Taschen zu stehlen. Seine Beute veräußert er dann unter den anderen Mietern in seinem Wohnblock. Mit dieser Masche fährt Simon sehr gut und kann damit sogar seine Schwester aushalten, nachdem diese ihren Job verloren hat. Doch als seine Beutezüge immer größere Ausmaße annehmen, wird der Junge leichtsinnig und begeht Fehler – mit fatalen Auswirkungen für das kleine Kartenhaus, das er und Louise um sich herum aufgebaut haben…

Mit "Winterdieb" legt Ursula Meier den lange erwarteten Nachfolger zu ihrem preisgekrönten "Home" von 2008 vor. Und auch "Winterdieb" konnte bereits auf einigen Festivals begeistern. Der Silberne Bär der 2012er Berlinale stellt da den bisherigen Höhepunkt dar. Mit starken Darstellern und leisen Tönen erzählt Meier eine bewegende und intensive Geschichte, die auf den ersten Blick ein reines Sozialdrama ist. Als solches funktioniert "Winterdieb" extrem gut. Simons Diebeszüge im luxuriösen Skigebiet sind fesselnd, mitunter aber auch erfrischend amüsant inszeniert, die Gegensätze zwischen dem malerischen Touristenort und dem tristen Industriegebiet sind in faszinierenden Bildern eingefangen und die komplizierte Beziehung zwischen dem Jungen und seiner älteren Schwester verfügt aufgrund des extrem guten Spiels von Kacey Mottet Klein und Léa Seydoux über eine ganz besondere Kraft.

Wie schon bei "Home" schafft es Meier sehr gut, Parallelwelten zu entwickeln, die trotz einer räumlichen Nähe nicht unterschiedlicher sein könnten. Das Problem des Dramas ist sein sehr trister, beinahe schon deprimierender Unterton. Während "Home" alleine aufgrund seiner eher skurrilen Ausgangslage trotz der durchaus dramatischen Geschichte über eine angenehme und einnehmende Leichtigkeit verfügte, ist "Winterdieb" insgesamt deutlich schwerer. Die Geschichte über einen Jungen, der seine Kindheit aufgegeben hat, ein kriminelles Geschäft aufgebaut hat, um für seine kleine Familie zu sorgen, ist zwar trotz der getragenen Erzählweise mitreißend, aber eben auch sehr harter Tobak. Gerade in den Momenten, in denen Simon von glücklichen und – zumindest oberflächlich betrachtet – funktionierenden Familien umgeben ist, machen das traurige Schicksal des Jungen regelrecht spürbar. Und wenn am Ende durch seine Bekanntschaft mit einer wohlhabenden Engländerin ("Akte X"-Star Gillian Anderson) klar wird, dass Simon diesem Schicksal auch nicht mehr wird entfliehen können, hinterlässt der Film eben am Ende trotz eines minimalen Hoffungsschimmer eher ein deprimierendes und fast schon erdrückendes Gefühl.

Wer anspruchsvolle und stille Arthaus-Dramen zu schätzen weiß, sollte sich aber von der Schwere der Geschichte nicht abschrecken lassen. Denn die starke Bildsprache und das noch stärkere Spiel der Darsteller machen "Winterdieb" zu einem bewegenden Drama, das trotz kleinerer Längen und seiner mitunter sperrigen Inszenierung allen Programmkino-Liebhabern wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Winterdieb (Frankreich/Schweiz 2012)"
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