Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Deux |
Genre: | Drama |
Regie: | Filippo Meneghetti |
Kinostart: | 06.08.2020 |
Produktionsland: | Frankreich 2019 |
Laufzeit: | ca. 99 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.weltkino.de/filme/wir-beide |
Seit vielen Jahren wohnen Nina (Barbara Sukowa) und Madeleine (Martine Chevallier) Tür an Tür und pflegen – zumindest dem Anschein nach – eine gute nachbarschaftliche Beziehung. Doch in Wahrheit verbindet die beiden Frauen seit langer Zeit eine tiefe Liebe. Eine Liebe, die Madeleine vor ihren Kindern auch mit über 70 Jahren noch geheim halten muss. Für ihren Sohn und ihre Tochter spielt sie die treue Witwe, die einem Mann nachtrauert, den Madeleine nie wirklich geliebt hat. Jetzt wollen die beiden Frauen endlich gemeinsam ihren Lebensabend verbringen. Doch dann macht ihnen das Schicksal einen Strich durch die Rechnung und für Nina beginnt ein ganz neuer, noch viel schwierigerer Kampf um Madeleines Liebe und eine gemeinsame Zukunft…
"Wir Beide" ist eine ganz besondere Liebesgeschichte, die nachdenklich stimmt, die traurig macht, die gleichzeitig aber auch sehr zu Herzen geht, ohne dabei jemals kitschig zu werden. Traurig ist, dass sich zwei Menschen getroffen haben, die ineinander die große Liebe gefunden haben, dies aber aufgrund von Vorurteilen oder gesellschaftlichen Konventionen nicht offen ausleben dürfen. Dabei ist die Geschichte nicht etwa in einer prüden Vergangenheit, sondern im Frankreich der Gegenwart angesiedelt.
Getragen wird das Drama von zwei großartigen Hauptdarstellerinnen. Martine Chevallier überzeugt als Familienmutter, die aus Angst, ihre Kinder zu enttäuschen, ein Leben voller Lügen und Geheimnissen gewählt hat. An ihrer Seite brilliert Barbara Sukowa, die auch im Angesicht von schier unüberwindbaren Hürden um ihre Liebe kämpft – koste es, was es wolle. Eingebettet in die sensible Inszenierung von Filippo Meneghetti liefern die Beiden eine starke und sehr authentische Darstellung ab. Die Liebe zwischen den beiden älteren Damen wirkt dadurch so echt und ihre Geschichte umso ergreifender.
Es ist Meneghetti hoch anzurechnen, dass er hier und da kleinere Klischeefallen nicht gänzlich umgehen konnte, dabei aber immer auf allzu plakative Momente verzichtet hat. Mit subtiler Zärtlichkeit lässt er die Ereignisse sich entfalten bis hin zu einem Ende, das eindeutig wirkt, dabei aber gleichzeitig irgendwie offen bleibt. "Wir Beide" ist ein kleiner, sehr schöner Film, der bei aller Dramatik und bei aller Traurigkeit vor allem ein hoffnungsvolles und lebensbejahendes Hohelied auf die Kraft der Liebe ist. Und dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold